Hier ein Auszug aus einem Spiegel Artikel zum Thema VW Aktien:


• Theorie 1: Optionsgeschäfte von Porsche

Ein beliebtes Erklärungsmodell: Möglicherweise stecken Optionsgeschäfte des Großaktionärs Porsche Chart zeigen hinter der Kursexplosion. Seit Wochen kursiert die Theorie am Markt, dass nicht Porsche selber Aktien zukaufen müsse, um seinen Anteil an VW wie geplant zu erhöhen: Auf Grund von Optionsgeschäften, die Porsche rechtzeitig mit Banken getätigt habe, seien nun die Banken unter Zugzwang, VW-Aktien zu kaufen und diese Papiere zum vereinbarten Termin an den Geschäftspartner Porsche zu liefern.

Die Partnerbanken von Porsche hätten sich nach dieser Theorie schlicht verspekuliert und zu lange darauf gewartet, dass die VW-Aktie, wie alle anderen Autoaktien auch, an Wert verliert. Dem war nicht so. Nun müssten die Banken möglicherweise um jeden Preis Aktien kaufen, um ihren Liefertermin zu erfüllen und damit ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Porsche zu erfüllen.

Porsche jedenfalls ist offenbar dabei, seine Anteile bei Volkswagen aufzustocken. "Wir haben heute außerbörslich ein kleines Aktienpaket erworben", sagte eine Sprecher. Über die genaue Größenordnung machte er keine Angaben. Nur soviel: Porsche habe die Wertpapiere deutlich unter dem aktuellen Marktpreis erworben.

• Theorie 2: Hedgefonds müssen sich eindecken

Manche vermuten auch Hedgefonds als Käufer. Diese hätten Volkswagen-Aktien in den vergangenen Monaten leer verkauft, weil sie ebenso wie viele andere Marktteilnehmer auch auf einen Kurssturz der VW-Aktie gewettet hatten. VW sei gegen die Krise auf dem globalen Automarkt nicht immun und müsse auf Grund der aufziehenden Rezession auch bald kräftig an Wert verlieren, so die Begründung für das so genannte Short-Selling. Wäre die VW-Aktie gefallen, hätten die Short-Seller entsprechende Gewinne eingestrichen.


Doch nun, da die VW-Aktie weiter gestiegen ist, geraten die Shortseller unter Zugzwang: Sie müssen ihre Verluste begrenzen und ihre Short-Geschäfte schließen, das heißt sich mit VW-Aktien wieder eindecken, um nicht noch mehr Geld zu verlieren.

"Viele Aktien sind sicherlich nicht mehr am Markt, Porsche hält Stücke und das Land Niedersachsen auch. Aber irgendjemand muss unglaublich short sein und sich blind eindecken", mutmaßte ein Händler. "Es muss ein Riesen-Short-Squeeze sein", meinte ein anderer, also ein Verkäufer-Engpass. Der Umstand, dass das Land Niedersachsen und Porsche bereits große Anteile an VW halten, die Zahl der frei handelbaren VW-Aktien entsprechend kleiner geworden ist, macht die Aktie noch anfälliger für Schwankungen. Einige Shortseller mussten sich offenbar um buchstäblich jeden Preis wieder mit VW-Aktien eindecken, um ihre Positionen schließen zu können. Die extremen Kursschwankungen der Aktie könnten ein Indiz dafür sein.

• Theorie 3: Ferdinand Piëch zielt auf fünf Prozent

Eine weitere Theorie: Möglicherweise lässt der Aufsichtsratschef von Volkswagen, Ferdinand Piëch, weitere Aktien aufkaufen, um nach der jüngsten Auseinandersetzung mit der Porsche-Familie seine Macht bei VW weiter zu stärken. Piëch besitzt ein geschätztes Privatvermögen von mehr als vier Milliarden Euro sowie eine Beteiligung an Porsche von rund 13 Prozent: "Damit wäre es Piëch theoretisch möglich, mehr als fünf Prozent der VW-Anteile zu erwerben", meint Christian Aust, Analyst bei UniCredit.

Gemeinsam mit dem Stimmanteil des Landes Niedersachsen, das 20 Prozent an VW hält, könnte Piëch in diesem Fall eine Sperrminorität bei VW erreichen und alle Entscheidungen des Aufsichtsrates blockieren - selbst dann, wenn das VW-Gesetz, wie von Porsche angestrebt, bald fallen sollte.

"Kein rationaler Mensch kauft derzeit VW-Aktien"

Analyst Aust hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass derzeit einer der drei Big Player im VW-Monopoly - also die Familien Porsche, Vertreter der Piëch-Sippe oder das Land Niedersachsen - derzeit VW-Anteile zukaufen. "Kein strategischer Investor stockt bei solch aberwitzigen Kursbewegungen seine Aktienanteile auf", meint Aust. Zwar gehe es bei VW auch um die künftige Macht im Konzern. Doch selbst ein Machtmensch wie Piëch dürfte inmitten solcher Kursausschläge nach oben wie derzeit als Käufer auftreten oder kaufen lassen.