2061. Ich bin 92 Jahre alt und habe gerade entdeckt, dass die Aktien eines dubiosen Ladens aus Hongkong, die ich 2000 gekauft habe, mich nach 60 Jahren Baisse plötzlich doch zu einem reichen Mann gemacht haben. Na ja, fast reich zumindest: 35000 Euro, die ich mir in bar auszahlen lasse. Gemeinsam mit meiner Frau nehme ich ein Taxi zum Konzi. Da sitze ich dann, bei Kaffee Hag und einem staubtrockenen Butterkeks, den ich dank Gebiss kaum zermalmt kriege. Der Verkäufer ist froh, mich mal wieder zu sehen - das letzte Mal war ich hier, als ich meine Sammlung versetzen musste, um in der Seniorenresidenz von Halb- auf Vollpension upzugraden.

Der junge Spund muss gar nicht fragen; er weiß, was ich brauche: "Sie schleichen doch schon seit 50 Jahren um die Sea-Dweller herum", sagt er und legt mir den dicken Wecker um den zittrigen Arm. Ich will schon "Die nehm' ich" sagen, da meint der Typ plötzlich: "Gerne würde ich Ihnen auch noch eine 5513 zeigen, die wir heute in Zahlung genommen haben. Mit Box und Papieren, aus Ihrem Geburtsjahr 1969. Ich mach Ihnen auch einen guten Preis: 35.000 Euros". "Scheiße!", denk' ich, als er mir die Uhr jetzt zeigt - sie ist tippi-toppi. Genau das, wonach ich von 2007 bis 2025 gesucht habe! Vergeblich versuche ich, ihm für 35.000 beide Uhren aus dem Kreuz zu leiern. Ihmsen schüttelt den Kopf: "Da müssen Sie sich schon entscheiden." Als jetzt noch meine Frau durch den ganzen Laden ruft "Guck mal, die haben hier auch diese 'Nautilus'. Warst Du auf die nicht immer scharf?", bleibt mein Herz stehen. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist eine fantastische, unpolierte 1680/8, die der Ladenbesitzer in der Hand hat. Er wollte sie gerade ins Fenster stellen, als er mich jetzt leblos zusammensacken sieht. "Wenn das Ding ohne Papers ist, könnte ich sie vielleicht bezahlen", denke ich noch. Aber über meine trockenen Lippen kommt nichts mehr.