Es gibt ein Zertifikat und einen Gangschein.

Das Zertifikat ist sinnlos, wenn man dem Hersteller traut, dass das eingebaute Werk tatsächlich einmal beim COSC durchgekommen ist.
Die Gangscheine enthalten Gangwerte in verschiedenen Lagen und bei veschiedenen Temperaturen sowie das Datum des Prüfungsabschlusses.

Das hat einen Sinn, weil man so sieht, in welcher Lage die Uhr am schnellsten geht, und in welcher Lage am langsamsten, wenn seit der Prüfung nichts Besonderes passiert ist... Man kann also die Uhr tagsüber tragen und nachts in der Lage aufstellen, in welcher die Uhr die angezeigte Zeit am besten korrigiert. Das ist der praktische Nutzen. Ausserdem können aufgrund des Gangscheins möglicherweise Fehler diagnostiziert werden. Das tut aber der Uhrmacher besser an Ort und Stelle, wo er das gegenwärtige Gangverhalten feststellen kann, und ausserdem noch die Amplitude bei mechanischen Uhren.

Einen grossen Gangschein kann der ursprüngliche Auftraggeber beim COSC bestellen, nicht der jeweilige Eigentümer eines Werkes.
Normalerweise wird er im Format A4 ausgestellt (es gibt auch 32,7 cm X 11,4 cm) und kostet CHF 5.25, wenn er innerhalb eines Jahres nach Testabschluss beim COSC bestellt wird. Hinzu kommen Versandspesen von CHF 10 und auf den Gesamtbetrag die Mehrwertsteuer von 7,6% .
Das sind die Einstandskosten des Fabrikanten, wie gesagt nur innerhalb eines Jahres; später wird's wesentlich teurer. Somit kann man rechnen, dass einem ein Fabrikant, der einem einen Gangschein besorgt, etwa CHF 100 vom Endkunden verlangt.

Es gibt einige Fabrikanten, die die Gangscheine nicht herausgeben, zum Beispiel weil sie nicht wollen, dass ein Endkunde über das Lager an Werken Abschätzungen machen kann oder weiss, wie alt das Werk ist (übigens meiner Einschätzung nach der Hauptgrund, wovon allerdings keiner spricht). Ausserdem gibt's Fabrikanten, die nach dem Test beim COSC soviel an der Uhr basteln, oder sie auch nachreglieren, dass der Gangschein keinen Sinn mehr macht. Zudem ist die Verwaltung solcher uhrenspezifischer Papiere und die dazugehörige Logistik nicht ganz billig, und nur eine verschwindend kleine Zahl von Kunden ist überhaupt daran interessiert. Die Uhr würde also sinnlos teurer - wenigstens in den meisten Fällen.

Einige Fabrikanten sind grosszügig, und schenken den Kunden verlangte Papiere. Andere verlangen wesentlich mehr als oben angegeben. Einige bieten Uhren mit ungeprüften und geprüften Werken an. (Bei solchen kommen Werke zurück, welche die Prüfung nicht bestanden haben; solche gelangen dann eben zu den ungeprüften, was deren Durchschnittsgang verschlechtert gegnüber der Gesamtmenge der Werke, sofern es nicht besondere baulich unterschiedliche Chronometervarianten ebendieser sind...).

Einige Fabrikanten geben zu allen offiziellen Chronometern die grossen Gangscheiene. Die, die sie nicht brauchen, überzahlen die Uhr.

Es gibt noch spezielle Gangscheine, auf welchen zusätzlich die Genferpunze mitbestätigt ist. Hier sind der Kanton Genf und der private Verein COSC gemeinsame Herausgeber.

Daneben gibt's selbstverständlich in Deutschland eine Prüfstelle, die auf die gleiche Norm prüft, und in Frankreich eine, die anders prüft, und den Vorteil hat, dass dort das "Ticken" geprüft werden kann, also keine Sekunde photographiert werden muss. Und noch eine Reihe weiterer unabhängiger Prüfinstitute.

In ein völlig andres Kapitel gehören die privaten Tests der Marken selbst. Mit diesen wird wenig ausgesagt. Die Uhr geht vielleicht schlecht raus, obwohl sie lange getestet wurde und als schlecht befunden. Das muss nicht sinnlos sein, denn so entdeckt man Fehler für künftige Produktionen. Nur für den Inhaber der einzelnen schlechten Uhr ist's ärgerlich. Aber vielelicht profitiert er von den Tests, die vor fünf Jahren durchgeführt worden sind, und deren Resultate in die Entwicklung seiner eigenen Uhr eingegangen sind.

Es gibt auch Chronometer, die nicht offiziell geprüft worden sind. Ein Genfer Uhrmacher nennt einen Teil seiner Produktion so. Er hatte Ideen für einen genauen Gang. Viele Uhren sind aber früher zurückgegangen, weil sie ungenau gingen.

Der heikelste Punkt ist die Temperaturabhängigkeit des Ganges, bei alten wie bei neuen Spiral-Materialien. Billig-Tests umfssen diese Hauptsache gar nicht. Das ist dann nur ein Verkaufsgag oder eine unfaire Propaganda des Testverkäufers. Natürlich geht so was am schnellsten. Man zieht die Uhr auf, und in fünf Minuten ist der Test fertig, inkl. Computerausdruck.