So, dann will ich auch mal mein Glück versuchen und meinen “Senf” dazugeben, obwohl ich mich auch nicht durch den ganzen Thread gewühlt habe. Für eventuelle Dopplungen entschuldige ich mich daher vorsorglich.

Der Ansatz von Lutz führt meines Erachtens nach schon in die richtige Richtung.

1. Der Vortrieb des Flugzeuges erfolgt nach dem Rückstoßprinzip, entscheidend für den Vortrieb ist daher lediglich die umgebende Luft. In einem luftleeren Raum würde das Flugzeug auf der Stelle stehen bleiben.

2. Die Räder erfüllen lediglich die Funktion das Flugzeug bei noch ungenügendem Auftrieb auf dem Boden zu führen. Die an den Reifen wirkenden Umfangskräfte sind daher lediglich die Rollreibungkräfte und die Seitenführungskräfte nach den Gesetzen des Kamm´schen Kreises.

3. Das Prinzip von Actio=Reactio betrifft (auf den Vortrieb bezogen) nicht die Räder, sondern die umgebende Luft.

4. Wir haben es daher mit zwei unabhängigen Systemen zu tun, dem durch den Luftrückstoß generierten Vortrieb und der Führung des Flugzeuges auf dem Boden durch die Reifen.

Ein ähnliches Prinzip mit völlig getrennten Systemen für Führung und Vortrieb liegt beispielsweise bei einer Seilbahn mit Trag- und Zugseil vor. Die Seilbahnkabine läuft auf dem stehenden Tragseil (Funktion: Führung der Kabine, vergleichbar der Führung des Flugzeuges durch die Räder) und wird von dem umlaufenden Zugseil gezogen (Funktion: Vortrieb, vergleichbar mit dem Vortrieb des Flugzeuges durch die Triebwerke). Stellen wir uns nun also vor, das Tragseil würde sich entgegengesetzt der Fahrtrichtung der Kabine mit gleicher Geschwindigkeit bewegen. Die Kabine würde trotzdem mit der Geschwindigkeit des Zugseiles fahren, allerdings würden sich die Laufrollen der Kabine auf dem Tragseil mit doppelter Umfangsgeschwindigkeit drehen.

Übertragen wird dies nun auf unser Flugzeug, ist die theoretische Lösung (hoffentlich) nahe: Das Flugzeug bewegt sich und wird auch (bei Erreichen der ensprechenden Geschwindigkeit) abheben, allerdings drehen sich die Reifen mit doppelter Umfangsgeschwindigkeit. Hier liegt allerdings in der Praxis ein Haken, denn die Reifen von Flugzeugen haben eine zulässige maximale Umfangsgeschwindigkeit (ähnlich PKWs), die durch die nun doppelte Reifenumfangsgeschwindigkeit mit Sicherheit weit überschritten wird und daher wohl zu einem Reifenversagen führen wird.

Die Lösung lautet daher meines Erachtens nach: Theoretisch hebt das Flugzeug wohl ab, in der Praxis wird es aber durch das Versagen der Reifen und der damit versagenden Führung des Flugzeuges nicht abheben.

Hoffentlich habe ich nun nicht zur völligen Verwirrung beigetragen und liege mit meiner Theorie nicht auch noch völlig daneben.

Zum Abschluß noch eine kleine Geschichte zur Entspannung:
Während meiner Studienzeit waren wir einmal zu einer Gartenparty bei unserem Professor eingeladen. Er konfrontierte uns gleich mit einem Phänomen, welches höchst seltsam war: Eine Rosenkugel (das sind diese farbigen Glaskugeln) wies auf der der Sonne abgewendeten Seite eine vielfach höhere Temperatur auf, als auf der der Sonne zugewandten Seite. Wir entwickelten die tollsten Theorien über Wärmekonvektionen und neue Prinzipien der Wärmelehre, aber der Effekt blieb ein Rätsel. Die Auflösung war so einfach, wie verblüffend: Unser Professor teilte uns lächelnd mit, daß er kurz vor unserer Ankunft die Rosenkugel einfach um 180° gedreht hatte. Er wollte uns damit wohl zeigen, daß vor lauter Bäumen der Blick auf den Wald manchmal verstellt ist.

Gruß
Matthias