Wie versprochen hier noch einige Anmerkungen zu den Kosten. Da denkt man neben dem Anschaffungspreis natürlich auch an den laufenden Unterhalt. KFZ-Steuer fällt vorerst schon mal keine an, die Versicherungseinstufung habe ich nicht nachgesehen, sie dürfte sich aber nicht wesentlich von vergleichbaren Fahrzeugen unterscheiden, die Inspektionskosten sind sicher geringer als bei einem Benziner, aber gewiss auch auf "Porsche-Niveau". Bleibt der Verbrauch.

Ich musste nicht selbst laden, habe das Fahrzeug voll geladen übernommen und etwa 400km später mit noch ausreichender Restreichweite wieder abgegeben. Auf der Uhr stand ein Durchschnittsverbrauch von 20,4kWh pro 100km. Dies ist nicht dramatisch mehr als der kombinierte WLTP-Wert von 19,6kWh. In diesen Wert flossen weniger Strecken innerorts (mit deutlich geringerem Verbrauch) ein als es meinem persönlichen Fahrprofil entspricht. Auf der Landstraße war ich stets im Bereich der StVO unterwegs, auf der Autobahn jedoch zumeist jenseits der Richtgeschwindigkeit. Da geht also noch was.

Der Verbrauch würde auch noch etwas sinken, weil (so wurde es mir erklärt) das Fahrzeug noch nicht rekuperiert. Diese Funktion sei erst ab 1.500km Laufleistung verfügbar, der Vorführer hatte noch keine 1.000km auf der Uhr. Andererseits, ich war mit 20-Zöllern auf aerodynamisch optimierten Felgen unterwegs. Bei Sommerrädern in 21 oder gar 22 Zoll auf optisch ansprechenderen, offenen Felgen dürfte sich das wiederum relativieren (oder ins Gegenteil verkehren).

Wenn ich die 20,4kWh mit dem Tarif meines Anbieters (Grünstrom der lokalen Stadtwerke, 37 Cent pro kWh) und einem Literpreis von 1,75 EUR in fossile Kraftstoffe umrechne, dann komme ich auf einen Verbrauch von 4,3 Liter auf 100km. Das finde ich beeindruckend, gegeben die Größe und das Gewicht des Fahrzeugs. Das schafft noch nicht einmal meine Frau mit ihrem A1. Mit dem Q5 liege ich im Hybridbetrieb bei 7,5 Litern, mit meinem M1 wären es um die 9 Liter gewesen. Der Verbrauch wird zwar nicht geringer, die Rechnung jedoch bei denen noch viel vorteilhafter, die mit Solarstrom vom eigenen Dach laden können.

Ein relativ preiswerter Unterhalt ist also möglich, doch dafür muss das Fahrzeug erst einmal angeschafft werden. Bei einem Grundpreis von 84.100 EUR steht der M4 in der getesteten Konfiguration mit 98.434 EUR in der Liste. Als Vorführer bietet ihn das Porsche Zentrum ab Januar, dann 4 Monate alt und mit einer Laufleitung von bis zu 9.000km für 89.850 EUR an.

Wie wir gesehen haben, es fehlen dem Testfahrzeug einige essentielle, wenigstens aber sehr wünschenswerte Extras. Eine für mich persönlich ideale Konfiguration (bei der noch sehr viele Kästchen nicht angekreuzt blieben), kommt auf knapp 111.000 EUR. Dazu ein Satz Winterräder und vielleicht eine Werksabholung in Leipzig, und die 120.000 EUR sind fast voll. Darauf mag ich bei Barzahlung ein paar Prozente heraushandeln können. Es bleibt trotzdem eine Menge Geld für ein Midsize SUV, so gut es auch sein mag.

Der getestete Vorführer liegt zum Angebotspreis nicht wesentlich über dem Listenpreis meines Q5 (in beinahe Vollausstattung). Der Vergleich mag hinken, was Prestige, Fahrzeugkonzept, Komfort, Unterhaltskosten angeht, er hinkt aber auch gewaltig mit Blick auf den Anschaffungspreis: Darauf habe ich im Rahmen einer Werbeaktion fast 25% erhalten. Wohlgemerkt für einen Neuwagen ohne Briefeintrag, mit dem nicht bereits Dutzende Interessenten unterwegs waren. So viel besser ist der Testwagen dann doch nicht, respektive ist die Wunschkonfiguration des M4 die gut 50K Aufpreis gegenüber dem Q5 nicht wert.

Der M4 ist gewiss ein sehr solides, gutes Fahrzeug, er ist (Achtung: Plattitüde) elektrisierend, in einzelnen Punkten durchaus begeisternd. Ein "Vernunftsauto", das war ja die Eingangsfrage, ist er aber wohl doch nicht.

Fazit: Es war nicht so geplant, denn rückblickend ist dies weniger ein Fahrbericht geworden als eine Kaufberatung, eine für mich selbst. Dafür war die Schreiberei dann doch recht hilfreich, weil ich mich jenseits des Volants und frei von (noch eine Plattitüde) "E-Motions" mit dem Fahrzeug, den Ausstattungsoptionen, meinen eigenen Anforderungen und wirtschaftlichen Aspekten auseinandergesetzt habe. Wenn dies für den einen oder die andere von Euch ein paar nützliche Informationen hervorgebracht hat, dann ist das ja auch gut.

Ich werde jetzt erst einmal wenigstens ein halbes Jahr warten. Bis dahin sollten deutlich mehr Vorführer und junge Gebrauchte in den unterschiedlichsten Konfigurationen auf dem Markt sein. Und es wird sich hoffentlich auch abzeichnen, wohin es mit den Preisen geht. Mit einer Entwicklung wie beim Taycan rechne ich persönlich nicht, es ist einfach ein anderes Produkt-, Kunden- und Preissegment.

Andererseits, wer weiß, wie es bei der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung mit den Automobilkonzernen weitergeht und was sie sich zur Belebung der Nachfrage einfallen lassen. Vielleicht ist ja dann doch ein M4 für mich drin, mit einem höheren Nachlass des Herstellers oder einer neuen Förderprämie einer neuen Regierung.

Einstweilen vielen Dank für’s Lesen!