Liebe Mitinsassen,

In unserem geliebten Irrenhaus mit seinem Mikrokosmos hatte ich schon viel Spaß und Freude am Mitlesen der verschiedensten Erlebnisse und Entwicklungen.
Manches habe ich gelesen, trotzdem mich etwas laut Titel vermutlich nicht so richtig begeistert, aus Interesse, was dahintersteckt und wie jemand anders dazu steht.
Oft konnte ich so im Nachgang die Faszination verstehen und habe meinen Blick ein wenig erweitern können. Nicht immer fällt das Erweitern des langsam entwickelten, um nicht zu sagen verengten, persönlichen Horizonts leicht. Das gilt nun mal auch in Bezug auf Uhren und in diesem Bereich eben auch vor allem auf jene, die man nicht überall mal in Natura fühlen und ausgiebig betrachten kann, da die Möglichkeit einfach nicht gegeben ist. Selbst, wenn man denn wollte.

Gerne möchte ich mich nun bei euch allen revanchieren und auch euch mal mitnehmen, auf eine möglichst bilderreiche Entdeckungsreise über meine bisherigen, hin zu meiner neusten Errungenschaft, die mich viel mehr begeistert, als sie es eigentlich dürfte.

Meine kleine Ansammlung an Uhren begann mit meiner aller ersten bessere Uhr:
Baume&Mercier Hampton Milleis Classic XL



Als Familiengeschenk zum Studienabschluss bin ich vor Stolz fast geplatzt. Der edle Look des silbernen guillochierten Zifferblattes, durchbrochen von der Ganganzeige, machte deutlich, dass es eine mechanische Uhr ist. Ein Datum gibt es auch und in dem verzierten Gehäusedeckel ist ein Sichtfenster als Bullauge mit einem Einblick auf das immerhin leicht verzierte Werk eingelassen. Das alles an einem braunen Krokoband mit Kontrastnaht zu einem business Outfit – der Berufsalltag konnte kommen.



Eine vintage Cartier Santos.
Leider mit Quarzwerk, jedoch trug diese Uhr mein Großvater bei etlichen Kreuzfahrten. Als selbstständiger Handwerker hat er lange Jahre sehr viel geleistet, um sich das im hohen Alter leisten zu können. Diese Uhr hat Rio, Funchal, Barbados, Bora Bora, Äquatorüberquerungen und vieles andere erlebt. Leider auch Gartenarbeit. Es gibt aber noch die originalen Kaufunterlagen und bei derselben Dame, die ihm einst diese Uhr verkaufte, erwarb ich noch zu seinen Lebzeiten meine BLRO.
Eigentlich ist sie mir zu klein. Hergeben kann ich sie aber trotz mehrfacher Überlegungen schlichtweg nicht. Die gleichmäßige Verfärbung des weißen Zifferblattes mit einem vanillefarbenen bis beigen Verlauf zum Rand hin sieht toll aus. Nach einer behutsamen und rundum geglückten Revision bei Cartier im Jahr 2022 ist sie durchaus wieder ansehnlich.



Eine Tag Heuer Formula One.
Ebenfalls eine Quarzuhr, allerdings eine, die ich tatsächlich gewonnen habe. Sowas passiert mir eigentlich nicht. An jenem tollen Novemberabend 2019, im Rahmen eines Tag Heuer Events anlässlich eines Formel 1 Rennens, war es jedoch so weit. Das passiert einem sicher nur einmal und daher ist die Uhr, mit einem kontrastreicheren Hirschband etwas aufgehübscht, fester Bestandteil meiner (An-)Sammlung und hat mich schon auf tollen Erlebnissen, vor allem stilecht im Motorsport, begleitet.





Tja, womit wir bei den nun mittlerweile vier Kronen angelangt sind, die mich allesamt sehr freuen und von denen jede ihren ganz speziellen Reiz und auch jede eine Bedeutung für mich hat.

Meine erste Krone:
James Bond
Submariner Date.
Für mich schlichtweg DIE Rolex. Ein absoluter Klassiker. Für Wasserliebhaber wie geschaffen und die erste Uhr, die ich in einem Film als Kind bewusst wahrgenommen habe. Seit Ende 2017 bei mir und als Neo Vintage aus 2009 unkompliziert tragbar; das Herstellungsjahr musste sein, da es für mich den Grundstein für so vieles bedeutet. Gleichzeitig vereint es die letzten Neuerungen noch im alten Gehäuse, wie etwa entspiegelte Lupe, beschriftete Rehaut und Laserkrone. Sie geht einfach immer und zu allem, ist super angenehm am Arm und hat perfekte Gehäuseproportionen.



Pepsi.
GMT Master II BLRO.
Ehrlicher Weise in meinem Fall eine Liebe auf den zweiten Blick. Die klassische Version fand ich ein wenig zu klein, auch wenn ich die Alu Lünette anfangs bevorzugt hätte. Durch die geringere Höhe im Vergleich zur Sub ist sie recht zierlich. Am Arm hat mich die neue dann mit ihrem gewachsenen Gehäuse und ihrer Keramiklünette sofort überzeugt und erfreut mich seit Dezember 2019 ungebrochen. Das absolut perfekt verarbeitete Jubilée Band und die je nach Licht sehr wechselhaft wirkenden Farben der Lünette sind der Hammer.





Zu den bisher gezeigten Uhren gibt es schon einiges Bildmaterial von mir.
Nun zu den etwas neueren Neuzugängen ab 2022 mit etwas mehr Bildern.

Fifty Shades of Grey.
Yachtmaster mit Rhodium Blatt.
So fad.
Nicht.
Ja, ok, auf dem einen oder anderen Bild wirkt sie tatsächlich etwas unglücklich nach „Ton-in-Ton“. Am Arm entsteht je nach Licht, oder noch besser Sonneneinstrahlung, jedoch ein Facettenspiel ohnegleichen. Der Farbton gepaart mit dem Sonnenschliff des Blattes soll, unterbrochen durch das dezente Türkisblau des Schriftzuges und des Sekundenzeigers, an das grau silbrig spiegelnde Wasser der Adria erinnern, das am Horizont entsteht, wenn sich der Tag dem Ende neigt.
Jup, das Marketing hat bei mir voll gezogen. Ich kann es sehen
Ehrlich eine tolle und völlig unterschätzte Uhr, die mich seit Frühjahr 2022 begeistert. Mit einer wunderschönen Lünette, deren Platin das Licht tatsächlich anders und intensiver reflektiert, als es jene der Stahlmodelle tun. Dazu das Gehäuse, das zwischen der feingliedrigen Sub und der etwas kräftigeren Pepsi eine wunderbare Brücke schlägt und mit eleganten Schwüngen und tollem Glanz begeistert.















Die blaue Mauritius:
Sky-Dweller mit blauem Blatt.
Eine auf den ersten Blick recht klassische Uhr. Außerhalb unseres Mikrokosmos der Datejust / Daydate einigermaßen ähnlich.
Kein Kronenschutz. Riffellünette. Stabindizes. In dieser Kombination überraschen die Innovationen, mit so wenigen Änderungen einen Jahreskalender und eine GMT Funktion zu implementieren. Gepaart mit einer Lünette, die durch Ihre Funktionen quasi Teil des Werkes ist – bei einer Wasserdichtigkeit bis 100m. Dabei ist die deutlich größere Uhr toll dimensioniert, hat eine irre Präsenz und ein grandioses Zifferblatt mit einem durch den Sonnenschliff von Graublau bis Tiefblau changierenden Blauton.
Ich mag besonders den Kontrast der feingliedrigen Weißgold Riffellünette mit dem etwas weniger schmuckigen Oysterband sehr.











Immer wieder habe ich auch nach interessanten Kreationen anderer Hersteller Ausschau gehalten; auch durchaus mal nach älteren. Mein Ziel war zuletzt, etwas mehr Abwechslung in meine kleine (An-)Sammlung zu bringen. GMT, Yachtmaster und Submariner haben schon ein - mit etwas Abstand betrachtet - einigermaßen ähnliches Erscheinungsbild vor allem, was das Zifferblatt, die Aufteilung und Form der Indexe anbelangt. Rolex eben.
Dennoch verspürte ich den Reiz, nach einem Ausreißer.
Irgendwas störte mich jedoch bei anderen Marken bzw. Modellen bisher immer. Rolex hat es halt schon gut drauf, mit dem Design und für mich muss es richtig klick machen. Gerne auch erst beim zweiten Blick, aber eben richtig. Manchmal sind es dann gerade kleine Details, die den einen oder anderen freuen, die mich extrem stören. Habe ich so etwas für mich mal ausgemacht, kann ich es nicht mehr nicht sehen. Mein innerer Monk ist da sehr hartnäckig. Das kann alles sein: ein Snowflake Zeiger, obwohl die Uhr selber toll ist, ein asymmetrisch am Gehäuse angebrachter Drücker, der Klang des Markennamens oder das Logo Design, eine Form oder ein Muster auf dem Zifferblatt, …
Bevor ich handele, beschäftige ich mich mit Dingen, die mich interessieren, stets sehr intensiv. Vor allem, wenn eine finanzielle Ausgabe damit einhergeht. Das resultiert darin, dass ich mich nur recht selten vertue. So habe ich auch noch nie eine Uhr verkauft, weil sie nach ein paar Wochen doch plötzlich nichts für mich ist.

Es gibt Marken, die durch den zum Glück langsam abflachenden Hype in den sozialen Medien in irrsinnige Höhen gefeiert werden und andere, die heruntergeputzt werden. Beides teilweise unbegründet. Als jemand, der weder facebook, noch instagram oder sonstiges hat und nutzt, tangiert mich das im Normalfall ziemlich peripher; man bekommt es aber eben doch mit. Hier im Forum, vor allem aber im Gespräch mit dem Konzessionär des Vertrauens, wenn es um das nächste Puzzlestückchen geht.
Das negativ behaftete Gebaren einiger Marktteilnehmer, seien es Konzessionäre oder eigene Boutiquen, wurde hier schon ausreichend diskutiert und macht eine Marke für mich auch schnell mal uninteressanter als nötig wäre, da es durchaus vielfältige tolle Kreationen gibt. Keine leichten Zeiten also für Uhrenbegeisterte.

Ursprünglich brachte mich ja die reine Begeisterung der Technik zu Uhren. Einen Automotor, den ich als nicht gelernter Schrauber schon mal selbst zerlegt und tatsächlich nach dem Zusammenbau auch wieder zum Laufen gebracht habe, kann ich nun mal nicht mitnehmen und mir am Tag ab und an betrachten. Nach einem ersten Uhrenseminar mit kompletter De- und Neumontage eines ETA Werkes vor zig Jahren, war es um mich geschehen. Die technische, mechanische Faszination ist die gleiche, nur ist es lautlos, klein, leicht und immer dabei Gerade im Büro zaubert das schnell ein Lächeln auf’s Gesicht, wenn man mal vom Monitor wegschaut, oder in Gesprächen kurz auf die Uhr schielt, natürlich nur um zu prüfen, ob man auch ja im Zeitplan ist Hinzu kommt, dass man als Mann üblicher Weise nicht viel Dekoratives an sich trägt und so macht es mir viel Spaß, Outfits auf Uhren (oder anders herum) abzustimmen, oder mit ihnen Highlights zu setzen

Die Modelle von Rolex sind stets auf einem tollen technischen Niveau, haben eine für mich einzigartige Ausstrahlung und vertragen sich ob ihrer Robustheit auch hervorragend mit meinem aktiven Lebensstil. Auch wenn mir bspw. eine Calatrava mit ihrem Material, Design und ihren Komplikationen gleichermaßen gefällt und imponiert, so passt sie doch nicht ganz zu meinem Stil und schon gar nicht zu meinem Alltag. Irgendwas steht immer an. Selbst im Urlaub kommt mal eine Macke von einem Bootsbeschlag an die Yachtmaster, oder eine Tragespur von der Rennstrecke an die Submariner. Das gehört bei mir (leider, oder gottseidank ) dazu, denn eigentlich bin ich eine Vollblut PTM, die nur zu stur ist, die Dinger nicht zu tragen Der Ursprungsgedanke war schließlich „tool watch“.



Heißt, bei mir verkommen die Uhren nicht zu einem bloßen Schmuckstück.
Eine Audemars Piguet Royal Oak und RO Offshore würden mir (hier beispielhaft auch für andere) schon gefallen. Einigen hier geteilten Erfahrungen nach, sind die Uhren aber auch ganz schnell mal ein wenig Diven-haft veranlagt - und dennoch betroffene Modelle des Hypes und damit, erst recht in interessanten Farben, aussichtslos zu bekommen.

Zielloses Stöbern querbeet durch alle Preisklassen, Lesen und Bildergucken hat mir die eine oder andere Uhr recht unerwartet auf den Schirm gerufen. Von den neuen Omega Sommer Editionen, neuer und alter Daytona, über Breitling Chronomat und Super Chronomat (neu+alt), Panerai, Girard-Perregaux, Tudor, IWC, Hermès H08 etc. bis zu den Tissot PRX Modellen mit sattem Eisblau oder Gelb auf dem Zifferblatt. Einiges interessant, einiges nicht meins, wie das halt so ist.
Was in Farbe, die Idee fand ich grundsätzlich immer besser.
Einiges muss man tatsächlich live sehen und anfassen.
Das wurde mir bei meiner Rhodium Yachtmaster so richtig bewusst. Das Lichtspiel dieser Uhr ist live unglaublich toll. Nahaufnahmen auf großen Bildschirmen spiegeln die Realität nicht unbedingt wieder, gerade von den jeweiligen Farbeinstellungen, oder besser Verstellungen, ganz zu schweigen.
Gar zu leichte Uhren, wie sie jetzt im Trend sind, mag ich allerdings nicht. Unabhängig, von wem sie hergestellt werden. Man darf sie schon spüren, ich trage sie ja gerne und bewusst. Die Fülle an Titan Modellen kommt also für mich eher nicht in Frage. Auch hat sich herauskristallisiert, dass es wohl ein Chronograph werden soll. Dementsprechend hat sich ein Pool an Modellen ergeben, mit denen ich mich immer wieder mal beschäftigt habe.

Nachdem ich immerhin langsam verstanden habe, dass ein (Natur-)Kautschukband eben per se kein Plastik- / Kunststoffband ist habe ich als Metallband Liebhaber wenigstens auch diese Varianten etwas mehr ins Auge gefasst.




Kautschuk, … da viel dann der Blick eben doch auch mal auf Hublot.
Spätestens hier hören sicher die ersten auf zu lesen

Angezogen hat mich die Marke nie so wirklich. Da ich absolut kein Fußball Fan bin, haben erst Kooperationen im Segel- und Polosport die Marke sympathischer für mich erscheinen lassen, aber auch das habe ich nur durch Zufall überhaupt mitbekommen. Naja, ist ja auch nur Marketing und hat nicht unbedingt mit dem Produkt selbst zu tun. Einige hier sind sehr begeistert und habe tolle Varianten mit eigenen Bandkombinationen vorgestellt, die mich schon mal genauer haben hinsehen lassen.
Letztendlich habe ich kürzlich einfach mal einen Termin in einer Hublot Boutique gemacht, um mir live anzusehen, was an den Uhren so schlimm ist. Schließlich gibt es ja auch Goldlegierungen und Keramikversionen, die wenigstens etwas schwerer sind, als die Titan Versionen.
Gut, die Schrauben der Lünette sind nicht symmetrisch ausgerichtet Aber sie sind funktional und somit technisch. Für meinen inneren Monk also genau das, was Kenner an einem Kunstwerk schätzen: der Blick bleibt gewollt hängen, aber es stört mich nicht. Muss halt so. Die Optik als stilisiertes Bullauge spricht mich als Bootsfahrer ja generell schonmal an.

Was soll ich sagen.
Bisher war das der auf Anhieb freundlichste und nahbarste Empfang, den ich als Neukunde in einer Boutique erfahren habe.
Die trockene Theorie zur DNA der Marke mit dem Fokus auf Fusion, forciert durch JC Biver, war mir bekannt, ebenso, wie die entsprechenden Standardmodelle mit „Billigwerk“, oder eben die Riesendinger aus dem Kaugummiautomaten.
Was aber tatsächlich alles dahinter steckt, zugegebener Maßen nicht.
Die Innovationen und die Detailliebe, die unter anderem in die gängigen Unico und Meca10 Manufakturwerke investiert wurden, können sehr wohl mit den Entwicklungen am Markt mithalten und die ambitionierten Preise rechtfertigen. Auch ein eigenes Materialforschungslabor unterhält nicht jede Uhrenschmiede.
Leider hat mir die hellblau weiße Sommer Edition, wegen der meine Aufmerksamkeit erheblich verstärkt wurde, so gar nicht gestanden. Schön designt und in 42mm für mich gut tragbar; aber sie wirkte einfach nicht. Auf Bildern interessant, an mir schlichtweg fad. So können sie täuschen, die Internetbilder.
Alles, was sonst noch vor Ort war, durfte ich ohne Zögern anfassen und mit einigen begleitenden Erklärungen bestaunen. Besonders die Implementierung des Handaufzugwerkes Meca10 in das Tonneau förmige Gehäuse der Spirit of Big Bang hat mich fasziniert. Das Werk baut wirklich eckig und es gibt keinen runden Rotor, der in diesem Gehäuse die Optik stören würde. Ein Kunstwerk, wenngleich nicht der fröhliche Farbklecks, den ich ja eigentlich wollte. Also zog ich unverrichteter Dinge von dannen, da die Begeisterung zwar geweckt, aber doch nichts Passendes dabei war.

Hublot.
Tante Google, Youtube, oder gar unsere community, spucken da ja nicht nur Positives aus.
Die nächste Zeit habe ich mich dem trotzdem intensiver gewidmet und festgestellt, wie auch der Hype, entbehrt das negative Gerede teilweise jeder Substanz. Klar, anfangs waren zugekaufte ETA und Sellita Werke verbaut, die lediglich aufgehübscht, teilweise aber immerhin mit einer eigens entwickelten Komplikation erweitert wurden. Das war seinerzeit auch bei anderen Herstellern der Fall und nicht unüblich. Die Marktfülle an ETA Werken führte sogar in der Vergangenheit dazu, das viele Hersteller später auf eigene (Weiter)Entwicklungen setzen mussten, da es wohl eine Untersuchung hinsichtlich Erfüllung der Punkte zur Definition eines Monopols bei ETA Werken gab.
Das war ein Schubs in die richtige Richtung.
Auch für AP, Panerai und ganz viele andere, die aktuell weitaus positiver wahrgenommen werden.
Die Zugehörigkeit zu LVMH ist bzw. war aus meiner Sicht ein eher negativ behaftetes zweischneidiges Schwert. Einerseits ist Kapital und Rückendeckung für Investitionen und lange gesicherten Service da, andererseits ist es keine unabhängige Manufaktur, sondern Teil einer Gruppe, die Zahlen sehen will. Mal ehrlich, muss das aber schlecht sein? Gewinn wollen schließlich alle machen, was auch nicht weiter verwerflich ist, sondern die Grundlage dafür schafft, die Existenz zu sichern und neue Entwicklungen zu ermöglichen. Wenn die erbrachte Leistung in einem gesunden Verhältnis zum aufgerufenen Preis steht, gibt es doch eigentlich nichts Negatives mehr.
Das scheint hier ja doch irgendwie der Fall zu sein.

Irgendwo las ich kürzlich in einem Thread von einer unausgesprochenen 30cm Regel bei Luxus Uhrenherstellern, was Details und Mikro-Defekte etwa auf den Zifferblättern oder den Zeigern angeht. Bisher hatte ich, abgesehen von Nahaufnahmen mit dem Handy, den Drang zur Verwendung einer Lupe bei meinen Rolex Modellen zwar nicht, aber positiv habe ich die Info dennoch nicht aufgenommen. Meiner Überzeugung nach sollte meine Lieblings Uhrenmanufaktur im Detail grundsätzlich schon der Betrachtung mit einer Lupe Stand halten.
Bei Hublot hatte man mir indessen von ganz alleine eine Lupe in die Hand gedrückt, damit ich auch ja alle Feinheiten, auf die man so stolz ist, erkennen kann. Defekte, unsauberer Lackauftrag, Staub, unsaubere Kanten, … nichts. An keinem Modell; bei denen es sich zudem um verfügbare Ware und nicht um Vorführstücke handelte.

Wie das Leben so spielt, kam mir dann (online) eine Referenz vor die Flinte, die ich sehr wohl bereits im Erscheinungsjahr 2021 schon einmal registriert, aber wegen meinem im Sand steckenden Kopf während der zwei schwierigen Jahre gar nicht näher betrachtet hatte.
Außerdem eh zu schrill zum wirklich Anziehen, so eine Big Bang Yellow Magic.
Hm, die Hellblaue hat erst begeistert, dann enttäuscht. Vielleicht doch einfach mal live anschauen. Immerhin, die Historie und Herkunft passt, wie mir die Boutique bestätigte.
Mit dem Anschauen kam direkt das Wow – und der Zuwachs meiner Ansammlung.



Was soll ich sagen … so viel Freude am Arm ist der Wahnsinn.
Die Wirkung ist ganz anders, als es übergroße und farblich bearbeitete Bildschirmfotos vermuten lassen. Kaugummiautomat? Nein. Gar nicht.
Das Zusammenspiel der polierten Keramik mit den matten Flächen des extrem widerstandsfähigen Komposite Kunststoffes am Gehäuse ist optisch äußerst ansprechend umgesetzt und am Arm weder zu unruhig noch kontrastlos. Auf dem Blatt sorgt ebenfalls der Wechsel hochglänzender und extrem grob / rau gelb lackierter Flächen für Abwechslung. Gut zu sehen an der Umrandung des kleinen Sekundentotalisators und den Zeigern.



Gerade bei der intensiven Farbgebung und dem hohem Kontrast erinnern mich die Ziffern in ihrer Schriftart ein wenig an Startnummern von alten Rennwagen oder Nascars. Die Haptik von Gehäuse und Armband ist sehr angenehm und vermittelt eine hohe Qualität. Trotz Kautschuk. Der Farbton, der natürlich grundsätzlich immer Geschmacksache ist, ist extrem präsent und satt, aber nicht schrill, sondern eher intensiv und warm. Dabei ist Gelb keine einfach in die Gestaltung einzubringende Farbe, wenn es denn die dominierende Farbe sein soll.
Fazit zur Farbe: diese super auffällige Uhr fügt sich erstaunlich gut ein in die verschiedensten Outfits, ob Sakko oder Hoodie, ob zu bunt oder doch nur zur Jeans mit Weiß. Und zu meinem US Coupé passt's auch



Vergisst man sie während der Arbeit und der Blick streift darüber, ist es jedes Mal eine Freude. Die Detailtiefe des teils Anthrazitgrau mattierten, teils hell metallisch gebürsteten Werkes mit polierten Akzenten ist fesselnd und hält den Blick unweigerlich kurz fest – freilich ohne das man danach die Uhrzeit weiß.



Zur Freude meines inneren Monks sei bemerkt: die Schrauben an der Lünette sind so tiefschwarz, dass es im Alltag schwerfällt, die Ausrichtung der Köpfe zu erkennen. Bei genauem Betrachten überwiegt wieder der technische Charakter, der eine symmetrische Ausrichtung nebensächlich erscheinen lässt, zumal die große super weich gummierte Krone perfekt senkrecht steht und so das „H“ korrekt ausgerichtet ist. Immerhin

Der Mechanismus des Unico bzw. Unico2, mit dem der Chronograph beim seidenweichen Betätigen der Drücker aktiviert und deaktiviert wird, ist eine tolle Innovation: Das doppelte, auf Reibung und nicht Verzahnung basierende Sekundenrad kippt bei Betätigung horizontal samt Brücke in Richtung des zentralen Stoppsekundenzeigers und wieder davon weg. Dabei ist der Bewegungsablauf absolut weich und Ruck frei. Von der Zifferblattseite aus ist das alles eindrucksvoll zu beobachten; wie auch das Säulenrad.



Selbst die Datumsverstellung wurde überarbeitet und führt zu keinem Zeitpunkt durch ein unbedachtes Stellen der Uhrzeit zu Beschädigungen des Mechanismus im Werk. Das sind zumindest Bestandteile der Haute Horologie, verbunden mit robuster Konstruktion und durch Anordnung nach Baugruppen zudem auch noch wartungsfreundlicher als bei anderen Werken.
Die 42mm Version hat ohnehin nicht bloß das Unico1 Werk des größeren Bruders erhalten, sondern eine komplette Neuentwicklung Unico2, die auch gleichzeitig flacher baut, damit sowohl stimmige Proportionen, als auch eine tolle Werkoptik verwirklicht werden konnten. Unabhängig des jeweiligen Handgelenksumfanges macht das aktuell die 42mm Varianten grundsätzlich gegenüber der 45mm Version noch etwas interessanter, wie ich finde.
Generell gilt hinsichtlich der Größe: testen! Manches überrascht am Arm durch unvermutete Tragbarkeit ich habe allerdings bei 1,93 und schmaler Statur mit nur 17,5cm HGU eine Auflagefläche von fast 6cm auf dem Handgelenk.

Winzige Gimmicks des Unico2 mit der Bezeichnung HUB1280, wie das H-Logo an der Feinjustierung der Unruh, oder auch unterhalb der zentralen Zeiger und oben auf dem Säulenrad, sind kaum mit bloßem Auge zu sehen.



Der Luxus liegt hier nicht, ganz klassisch, in der Verwendung eines Edelmetalls, oder, wie es von einigen Seiten heißt, in einem unbegründet überzogenen Preis und willkürlichen Limitierungen. Der Luxus besteht in der Einzigartigkeit der Kombination von Material und Farbton, sowie Robustheit gepaart mit hoher Uhrmacherkunst, die mit neuen Entwicklungen und neuer Optik die Brücke von Tradition zur Moderne schlägt.
In Anbetracht der insgesamt recht geringen Menge an produzierten Uhren (wohl um die 60.000 p.a.) werden, zumindest mir, auch die Limitierungen klar. Bei so viel Innovation, Vielfalt und damit Aufwand, kann nicht jede Version unbeschränkt gefertigt werden. Die Kapazitäten geben dies schlicht nicht her. Interessanter Weise sind jedoch auch für bereits eingestellte Sonderversionen jederzeit Ersatzteile, oder auch neue Bänder verfügbar bzw. dauerhaft reproduzierbar.

Das Werk, das gänzlich auf eine klassische Optik, wie einen optische Mängel verzeihenden „Côtes de Genève“ Schliff verzichtet, ist im Detail absolut fein gearbeitet und sieht dennoch insgesamt so grob aus, wie ein Prototyp. Schlüssel dazu sind wohl unter anderem im Bedampfungsverfahren hergestellte Teile, die nach Fertigstellung des Produktionsprozesses keiner weiteren Oberflächenbehandlung mehr bedürfen. Das Verfahren nennt sich UV-LIGA, bei dem mittels UV sensitiver Harze zunächst eine negative Form gebildet wird. Diese wird anschließend bis zur gewünschten Materialstärke metallisch bedampft bzw. galvanisiert. Durch Ablösen des noch übrigen Harzes, also der Form selbst, wird das fertige, hoch präzise und glänzende Teil freigeben.
Die Skelettierung des gesamten Werkes, aber vor allem die des Rotors und des Federhauses, sind äußerst stilvoll und interessant umgesetzt und wecken technische Assoziationen an Felgen oder Turbinenräder. Die kaum sichtbare Datumsscheibe und das dennoch gut ablesbare Datum im Fenster des Minuten Totalisators zählen ebenfalls zu meinen persönlichen Highlights.



Helle Farben in sattem Ton in Keramik zu brennen scheint nicht einfach zu sein. Mit Zugabe von gelbem Pigment würde bei einem klassischen Brennvorgang lediglich ein Pastellgelb entstehen. Erst die Kombination von extrem hohen Druck und reduzierter Temperatur, deren perfektes Zusammenspiel eigens erforscht wurde, ermöglicht eine solche Farbe bei gleichzeitig erhöhter Materialhärte der Keramik. Selbst Rolex hat sich seinerzeit für deren Fertigung bei Hublot interessiert; wobei man hier mit zwei Farben in einem Werkstück (Lünette GMT) noch weiter geht, was mich an meiner 126710 ebenfalls bis heute fasziniert.

„Andere“ denken, es sei eine Plastikuhr? Egal. Dann fliegt sie wenigstens unter dem Radar, obwohl sie auffällt. Genau richtig. Die meisten da draußen kennen unseren Mikrokosmos ohnehin nicht und sehen in einer Submariner, oder gar in einer Platin Daytona, auch nur eine (schöne) Stahluhr; was teilweise so ja auch gewollt ist.

Meine Perspektive hat sich jedenfalls in kurzer Zeit dramatisch verändert, und meine Begeisterung für eine sehr freundlich auftretende Marke mit tollem Support und innovativen Ideen, wie beispielsweise auch der ersten am Uhrenmarkt umgesetzten e-warranty auf blockchain Basis, also komplett ohne Garantiekarte, ist geweckt und bereichert mein Hobby unverhofft.
Es sei angemerkt, dass es das 2021er Modell selbstverständlich nicht mehr neu direkt in der Boutique gab. Daher der Umweg über den freien Markt. Vordergründig also nicht aus preislichen Gründen, sondern der Verfügbarkeit wegen. Liebes Hublot Team, wäre ein CPO Programm nicht hier genau richtig? Schließlich gibt es Editionen, die man sich ausguckt und wirklich jagen muss, wie auch ein Thread über die italienische Edition als persönliche grail watch hier kürzlich belegt.
Das hat jedenfalls auch die sympathische Belegschaft der Boutique verstanden und sich einfach über einen Hublotista mehr gefreut. Und die Meca10 im Spirit of Big Bang Gehäuse hab ich ja auch noch auf dem Schirm. Vielleicht gibt es da ja irgendann auch noch ein paar neue Versionen mit etwas mehr Farbe, wie etwa einem "farbigen" bspw. roségoldenen Werk in einem mattschwarzen Keramikgehäuse

Vielleicht konnte ich den Einen oder Anderen mit meinen Ausführungen und bildlicher Untermalung ja anstecken, sich über das online Image hinweg ggf. mal mit dem Hersteller zu beschäftigen.

Mein Bericht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit in jedem Detail. Lediglich meine Begeisterung möchte ich mit euch teilen und zum selber Informieren anregen. Macht euch vor allem selber vor Ort ein Bild zu den Modellen. Nicht alle gefallen mir, wie bei jeder Marke, einige sind definitiv für eine positive Überraschung gut. Gerne könnt ihr ja eure Erfahrungen zu dem Thema hier kommentieren
Und nein, Einfluss des Herstellers gab es keinen und ich habe auch nichts davon, dass ich das hier schreibe.