Liebe Rolex-Fans,
Nach all den interessanten Lifestyle-Threads (Anzüge, Hemden, Champagner und ich glaube sogar Butterbrote), erlaube ich mir einen Thread über eines meiner wichtigsten Arbeitsgeräte aufzumachen: Den technisch-wissenschaftlichen Taschenrechner. Sicher vorwiegend ein Gebiet für Spezialisten (Naturwissenschaftler, Ingenieure, Architekten, etc.), aber es gibt durchaus interessante Parallelen zu unserer Rolex-Leidenschaft. Denn auch bei Taschenrechnern gibt es einen Hersteller, der der Philosophie von Rolex sehr nahe kommt: Hewlett-Packard!
Auch wenn es einige unter Euch überraschen wird, über den richtigen Taschenrechner gab es in den 70er Jahren regelrechte „Glaubenskriege“, die den hier oft über Uhren geführten Diskussionen nicht nachstanden. Die Rolex unter den Rechnern war HP und es gab die „dark side“: Texas Instruments (TI). Für untergeordnete Rechenaufgaben akzeptierten HP-Fans vielleicht gerade noch die damals aus deutscher Produktion stammenden ARISTO-Taschenrechner.
Die meisten HP-Rechner arbeiten nach dem Prinzip der „Umgekehrten Polnischen Notation“ (UPN) nach Jan Lukasiewicz (*1878 +1956) und verfügen daher nicht über eine „=“-Taste, auch „Klammer“-Tasten sind nicht vorhanden. Die Gleichungen werden von innen nach außen eingegeben, wodurch sich viele Berechnungen wesentlich schneller durchführen lassen, als mit herkömmlichen Rechnern. Nicht-Eingeweihten ist es aber meist unmöglich mit HP-Rechnern umzugehen, was manchmal zu interessanten Fragen führt (Wo ist denn da die „=“-Taste?). Die HP-Rechner sind von Rolex-ähnlicher Robustheit und Verarbeitung, allerdings hat sich das Qualitätsniveau in den letzten Jahren leider dramatisch verschlechtert.
Seit 1977 verwende ich HP-Taschenrechner, wobei mein erster HP ein 25C war, den ich natürlich auch heute noch besitze. Es folgten dann ein 97, 11C, 28C, 48S, 48GX und 49G. Zusätzlich habe ich manchmal alte Rechner aufgekauft und es entstand eine kleine HP-Sammlung (alle Rechner sind voll funktionsfähig):
Mit dem 49G war ich übrigens nicht zufrieden (Gummitasten ohne den gewohnten Druckpunkt), daher bin ich „back to the roots“ gegangen und verwende im Alltag einen HP-25 von 1975 aus meiner Sammlung. Dies führte bei diversen Besprechungen schon mehrmals zu vom eigentlichen Thema abweichenden Diskussionen über HP-Rechner. Teilweise erinnert mich das dann an die hier geführten Diskussionen über „Vintage oder nicht Vintage“. In meinem beruflichen Umfeld sind die Reaktionen auf die Benutzung eines Vintage-HP-Rechners oft mit den hier aufkommenden Reaktionen beim Anblick einer seltenen Vintage-Rolex vergleichbar.
Um Euch einmal ein Gefühl für die damaligen Preisdimensionen solcher Rechner zu geben, nachfolgend ein Vergleich: Für den Preis meines HP-25C war 1977 auch eine Rolex Oysterdate 6694 erhältlich und der Gegenwert des HP-97 entsprach 1979 einer Datejust 16014. Als der erste Taschenrechner 1972 auf den Markt kam (HP-35) wäre für dessen Preis sogar eine Rolex Day-Date mit Lederband erhältlich gewesen.
Vielleicht zum Abschluß noch eine kleine Geschichte aus meiner Schulzeit:
Der von mir damals benutzte HP-25C (C=Continuous Memory) war der allererste Taschenrechner, der seinen Programm- und Speicherinhalt auch nach dem Ausschalten behielt. In den Klassenarbeiten waren damals zwar Taschenrechner erlaubt, allerdings mußten die Speicherinhalte leer sein. Mein Physiklehrer ging daher vor einer Klassenarbeit durch die Reihen und schaltete die Rechner einmal ein und aus, in der Gewißheit so alle Speicherinhalte gelöscht zu haben. Der von mir benutzte 25C zeigte sich davon allerdings völlig unbeeindruckt und so manche Formel und Konstante war während der Klassenarbeit weitherhin verfügbar. Umso überraschter war ich bei der nächsten Klassenarbeit, als der Pauker lächelnd auf mich zuging, freundlich etwas von einem interessanten Rechner sagte und dann exakt die Tastenfolge eingab, die sämtliche Speicherinhalte löschte. Er hatte sich zu meinem Entsetzen weitergebildet.
Hier das Corpus Delicti:
Zum Thema HP-Rechner kann ich Interessierten übrigens die phantastische Seite von David Hicks empfehlen: www.hpmuseum.com
Viele Grüße
Matthias
Ergebnis 1 bis 20 von 36
Hybrid-Darstellung
-
16.11.2005, 08:32 #1
Die Rolex unter den Taschenrechnern: Hewlett-Packard
The difference between men and boys is the price of their toys.
-
28.06.2012, 19:49 #2
Aus gegebenem Anlass hole ich diesen schönen Thread hervor
Ich habe mir zum Geburtstag die limitierte Revival-Auflage des legendären Hewlett Packard 15C schenken lassen. Matthias zeigt in seinem Eingangs-Post natürlich das Original aus den 80ern. Aber weil die Fangemeinde so ausdauernd eine Wiederauflage gefordert hat, muss die HP Entwicklungsabteilung wohl endlich nachgegeben haben. Der HP 15C LE scheint in einer Auflage von 25000 Stück gefertigt woden zu sein.
Endlich
Es macht wirklich Spaß verloren gegangene Programmierfähigkeiten neu zu erlernen. Ich werde in Zukunft nur noch mit diesem "Rolex-Taschenrechner" arbeiten.Superlative Grüße, Frank
"Cool sh*t ain't cheap, and cheap sh*t ain't cool."
-
28.06.2012, 22:03 #3
- Registriert seit
- 30.10.2010
- Ort
- Südhessen
- Beiträge
- 6.185
Schöner Bericht
Gruß
Andreas,
heutzutage Braun-User, wenn überhaupt
-
28.06.2012, 22:20 #4
Du hast Deinen Exit-Taschenrechner gefunden. Meinen Glückwunsch
Beste Grüße,
Marcus
Nakatomi Plaza Christmas Party 1988
-
28.06.2012, 22:54 #5
Da darf dieser Klassiker aber nicht fehlen:
Habe mir vor einiger Zeit übrigens den HP 35S (auch mit UPN) zugelegt:
http://www.amazon.de/Hewlett-Packard.../dp/B0015QAW6U
Für iPhone und Windows verwende ich übrigens folgende UPN-Rechner:
iPhone:
http://itunes.apple.com/de/app/pcalc...300311831?mt=8
Windows
http://www.heise.de/download/xcalc-112607.html
Einmal UPN, immer UPN!Geändert von Clapton (28.06.2012 um 22:57 Uhr)
Gruß Hans
-
29.06.2012, 18:00 #6
Cool; gerade erst entdeckt. Ich habe schon vor einigen Jahren einen 33s von meinem Vater geschenkt bekommen. Eine Weile war ich sogar richtig Firm mit dem Ding.
Leider liegt er jetzt mangels Anwendungsbedarfs meistens in der Schublade.
Gruß, Max
Bollinger!
Wenns '69er ist, haben Sie mich erwartet.
-
29.06.2012, 18:12 #7
Ein sensationeller Post, Matthias- ich liebe es, wenn der Wegwerf-Mentalität nicht nachgegeben wird.
Gruß,
Michi
If the government says you don`t need a gun......buy two!
-
29.06.2012, 18:34 #8
COOL, da kommen Gedanken an die ferne Schulzeit auf. Mein bester Freund von damals versuchte mich immer zu bekehren. Hätt ich nur....
Ich war auf der Dark Side, zuerst mit ARISTO M85 und dann einem TI 85c. Allerdings heute leider beide übern Jordan. Der TI gab zuletz bei 2x2=? 3,87.... als Ergebnis an. Somit nicht mehr wirklich brauchbar....Gruss, Bertram
-
29.06.2012, 20:31 #9
- Registriert seit
- 15.01.2009
- Beiträge
- 8.006
Seit ca. 20 Jahren fast täglich im Einsatz - und er kann alles, was ich brauche
-
29.06.2012, 21:01 #10
- Registriert seit
- 27.02.2008
- Ort
- Room 641A, 611 Folsom Street, San Francisco, CA 94107
- Beiträge
- 9.309
Grüße von der Dark Side
TI 88 und TI 92 Plus
-
30.06.2012, 15:57 #11
Ganz klar die HP´s sind die Besten!
Ich hab lange den 48G verwendet. Den hab ich zu Hause im Einsatz, im Büro ist der 50G in Verwendung.
LG HannesGeändert von hk72 (30.06.2012 um 16:00 Uhr)
Liebe Grüße aus dem Weinland Thermenregion Hannes
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!
(Oscar Wilde)
-
15.11.2023, 18:55 #12
Ich darf den alten Faden wieder zum Leben erwecken.
Mein heutiger Fund ist ein HP 29C ohne B&P, leider auch ohne Batterien. Funktion unbekannt. Aber das Ding darf sich in die Sammlung einreihen.
IMG_4429.jpgGruß,
René
-
15.11.2023, 19:38 #13
Ich habe noch ein Konvolut von HP aus dem Nachlass meines Vaters.
U.a. mehrere Taschenrechner, ein HP-75C, Drucker 82240A, Digital Cassette Drive 82161A, Video Interface 82163B, Card Reader 82104A und Kleinkram, Kabel, Adapter etc.Gruß, Stefan
Gendern ist ... wenn ein Sachse mit dem Boot umkippt.
-
15.11.2023, 19:55 #14
- Registriert seit
- 21.07.2005
- Beiträge
- 2.166
Welches Display hat der HP 35 und wo wurde er hergestellt ?
Grüße
Frank
-
15.11.2023, 20:03 #15
Ein spannender Artikel zum Taschenrechner mit 35 Tasten.
http://codex99.com/design/the-hp35.html
-
15.11.2023, 21:23 #16ehemaliges mitgliedGast
Ich erinnere mich gerne an meinen Ti59. Haben wir mit einem Modul von Bobby Schenk zur Astronavigation verwendet. Damals absolut der Hammer-
Und wenn ich in meinen HP12 bei Verhandlungen mit Leasingfirmen deren Daten eingetippt habe, wurden manche bleich. Den HP12c habe ich immer noch, sicher seit über 30 Jahren, oder länger.Geändert von ehemaliges mitglied (15.11.2023 um 21:28 Uhr)
-
15.11.2023, 21:40 #17
alles pillepalle...
pfandflaschensammeln formt den charakter. get woke,go broke
country music....three chords and the truth
-
16.11.2023, 06:01 #18
-
15.11.2023, 22:11 #19
Haha, sehr schön
1990, 1. Vorlesung GET 1
Professor zu Student mit Casiorechner: „Kann der auch cosinus hyperbolicus von komplexen Zahlen?“
Student: „Äh, hm, weiß net, …“
Professor: „Das da ist alles Spielzeug, Ihr braucht einen HP28S. Ein 48er geht natürlich auch.“
In GET 3 und 4 waren wir froh, einen HP28S zu haben.
Und das programmieren in UPN hat mir viele gute Dienste geleistet.
Den 48S habe ich dann 20 Jahre später bei Ebay gekauft und meine Kollegen staunen heute noch, wenn ich den benutze.
-
16.11.2023, 06:35 #20
Ähnliche Themen
-
Rolex-Uhr unter Spannung?
Von Welfe im Forum Technik & AutomobilAntworten: 9Letzter Beitrag: 02.12.2010, 17:48 -
Rolex auf Hewlett Packard Chip
Von OrangeHand im Forum Rolex - Haupt-ForumAntworten: 6Letzter Beitrag: 11.09.2006, 19:32
Lesezeichen