Hallo liebe Autofreaks

Ich bin neu hier und habe mich schon in der passenden Rubrik hier im Forum vorgestellt. Hier nun der Bericht zu meinem Chromepony/ Neuaufbau eines 1967er Ford Mustang:


Wie hat alles angefangen. Das ist die Frage die ich mir als Musclecarfan stelle, um euch zu erklären, warum ich mich ca 8 Stunden pro Woche mit dem Thema Ford Mustang beschäftige.
Den Grundstein hat ein gewisser Colt Seavers in meiner frühen Kindheit gelegt. Er war zu seiner Zeit Stuntman und ist mit seinem Pickup über alles mögliche hinweggesprungen, hat Verfolgungsrennen gemeistert und hat es immer geschafft dabei verdammt cool auszusehen. Tja….coole Karre, coole Typen… das war es, was sich später in den Filmen „smokey and the bandit“, „convoy“, „cannonball run“ fortsetzte. Das versuchte ich mit meinen damaligen Mitteln nachzustellen: Matchboxautos! Mehr war nicht drin. Später entdeckte ich noch etwas: Der äußerst erfreuliche Nebeneffekt in den Filmen war immer, daß sich neben der coole Karre und dem collen Typen IMMER eine heiße Schnecke gesellte. Wie geil ist das denn bitteschön?!
Den Traum von der coolen Karre durfte ich nun angehen und… naja, das Ding mit dem coolen Typen kann ich nicht immer erfüllen, daher kamen selten heiße Schnecken angekrochen… meistens nur gewöhnliche Schnecken :o)

Wie komme ich nun zum 1967er Shelby Mustang? Zu meinen früheren Errungenschaften gehörte ein 2004er Mustang GT und eine 1965er Shelby Cobra. Die Cobra war ein Nachbau und hatte eine moderne Innenausstattung, was mir nicht so gut gefallen hat. Früher konnte ein Auto nicht laut genug sein. Die Cobra war zu laut! Das ich das einmal zu sagen pflege hätte ich nicht gedacht. Ein Nachteil der Cobra war auch, daß diese immer ein Cabrio ist. Ein Notverdeck war an Bord, aber wenn man dieses schnell bei Regen anbringen wollte, dauerte es einfach zu lange und man brauchte einen zweiten Mann. Ein Harttop gibt es auch, das empfinde ich aber als echt häßlich.

Vor einigen Jahren durfte ich für einen Kunden, Michael, einen 1967er Mustang GT390 lackieren. Bei der Lackierung eines Oldtimers beträgt der eigentliche Teil der Lackierung mit der Lackierpistole ca 3%. Der Rest ist die Vorarbeit. Diese Arbeit zieht sich über Wochen und dabei bemerkte ich wie schön die Form dieses Autos ist. Das passt, dachte ich, denn ich liebte schon immer den Film aus dem Jahr 2000 „ Gone In 60 Seconds“ mit Nicolas Cage und Angelina Jolie ( Schnecke ;o) ). In diesem Film kommt ein 1967er Mustang vor, der dem 1967er Shelby nachempfunden ist. Um Geld zu sparen, haben damals die Produzenten 12 Filmautos bauen lassen, die eine moderne Interpretation des Shelbys widerspiegeln. Echte Shelbys waren einfach zu teuer. Modern war bei den Filmautos die Optik und die Technik ( die bei den Stunts von Nöten war). Die „Eleanor“ war geboren und wurde auch im Film so betitelt. Ein wunderschönes Auto bei dessen Design auch Chip Foose ( Fernsehserie „Overhaulin“ ) mitwirkte. Ein regelrechter Hype brach nach dem Erscheinen des Film aus. Einige Firmen haben im Laufe der Zeit „Eleanors“ angeboten, denn viele wollten das Filmauto selbst besitzen.

Bild des Eleanor Fimautos ( Herocar ) der Firma Chromcars:



Ich beschäftigte mich mit dem Filmauto und hatte schon einen Ordner zusammengestellt, in dem alle Sonderfahrzeugteile, mit Preis und Hersteller, aufgelistet waren, die die Eleanor ausmachen. Ein befreundeter Dekra-Prüfer hat mir dann ein Strich durch die Rechnung gemacht. Er bestätigte, wenn ich den Mustang so umbaue, dann bekomme ich keine H-Zulassung auf dem legalen Wege. Traum geplatzt! Da mußte ich mir etwas anderes einfallen lassen. Es vergingen 2 Jahre der intensiven Überlegung mit hin und her und wieder hin… und Angeboten eines 1966er Hertz-Shelby, über einen 1969er Mach1 SCJ und einem roten 1967er Mustang Fastback C-Code.

Nun zurück zum Kunden des 1967er Mustang GT390, den ich wie oben erwähnt, lackieren durfte. Vorher durfte ich schon für Michael eine „Christine“ lackieren. Nein, kein Bodypainting… Aber, ja, schon wieder ein Filmauto (1958 er Plymouth) mit einem Namen! Sein Nachbau schaffte es sogar in die Zeitschrift „Oldtimer Markt“ von 9/2015. Er ist also fit in Sachen Restaurierungen. Den Kunden fand ich echt sympathisch und ich hatte mich schon mehrmals mit ihm über Oldtimer unterhalten. Also fragte ich ihn, ob er Lust hat mit mir zusammen ein neues Restaurationsprojekt zu starten. Er willigte ein und ich hatte ihn und seinen Karosseriebauer und Multitalent Markus von der Firma „Börner-Racing“ an Bord. Ohne die beiden hätte ich mich nicht an eine Restauration herangetraut… aber… was genau will ich restaurieren?

In den USA direkt vom Feld gekauft:



Das ist ein 1967er Mustang Fastback mit einem Standard-Motor, einem 3-Gang-Handschalter-Getriebe und einer roten Uni-Lackierung. Gekauft nur anhand von Bildern und einem befreundeten deutschen Händler in den Staaten, der sich gut auskennt. Meine Schrauber hier in Deutschland haben natürlich auch darüber geschaut.

Es gab Stimmen die vorschlugen, ich solle ihn als Survivor fahren. Dafür war er aber für meinen Geschmack in einem zu schlechten Zustand.

Immer noch in den USA:



Trotzdem ist er sehr solide, wenig Rost und nicht verbastelt oder verunfallt. Nix Wildes! …wild ist aber eigentlich mein Ding! Diesen Mustang originalgetreu so aufzubauen, wie er damals bestellt wurde und vom Band gelaufen ist, was nebenbei den Begriff „Matching Numbers“ beschreibt, ist keine Option. Also meine finale Entscheidung: Ich baue einen 1967 Shelby GT350 Clone!!!

So wird er aussehen:




Mein Plan ist folgender: Optisch wird er absolut originalgetreu aussehen. Ich werde alle Teile verbauen, die an einen Shelby gehören. (Für die Kenner: Ich habe schon originale 10-Spoke Felgen und einen 140mp/h Tacho) Technisch wird der Shelby stärker, besser händelbar und zuverlässiger: d.h. 200PS mehr, besseres Fahrwerk, stärkeres Getriebe und Achse, stärkere Bremsen und er wird immer anspringen (besserer Anlasser, Vergaser, Zündsystem und Batterie). Ältere Autos mit Vergaser springen bei heißem Motor schlecht an. Das möchte ich vermeiden.

Mit meinen technische Änderungen werde ich nun keine Probleme beim TÜV bekommen und der Shelby bekommt sicher ein H-Kennzeichen. Das ist mir sehr wichtig, denn ich stecke viel Geld in den Wagen. Desweiteren erfreulich ist die Tatsache, dass der geplante 1967er Shelby so nah an einer „Eleanor“ dran ist, wie kein anderes serienmäßige Mustangmodell.


Das ist der Plan und nun folgen die Taten:

Der Mustang wurde vollständig demontiert. Die Karosse wurde auf ein extra angefertigtes Rollgestell geschraubt:



Danach wurde diese komplett in ein Säurebad getaucht. Dadurch löst sich der Altlack, Grundierung und natürlich der Rost. Das ist die beste Methode den Rost loszuwerden, denn die Säure dringt auch in Hohlräume ein. Eines der 6 verschiedenen Tauchbecken mit Säure befüllt und teilweise 60°C heiß:



Nach dem Säurebad ist der Mustang metallisch blank gezogen…nackig bis auf die Blechhaut sozusagen. Zusammengefasst heißt es nach dem Säurebad: Immer noch gute Blechsubstanz!




Jetzt kommen immer Rostlöcher zum Vorschein, die man vorher nicht gesehen hat. In meinem Fall waren es zum Glück nicht viele. Obwohl wir uns gut auskennen, kauft man anhand von Bildern immer ein Überraschungsei. Unter dem Lack kann sich einiges Abenteuerliches verbergen. In meinem Fall ist es ein ausgetauschtes rechtes Seitenteil, was aber gut gemacht wurde. Mein Mustang wurde früher als Zugpferd benutzt. Lustig: Zugpferd als Mustang mit Anhängerkupplung. Danach stand er lange und wurde nie restauriert oder viel rumgebastelt. Das sah man an den Türpappen hinter der Türverkleidung, denn die waren noch vollständig unberührt und an dem noch vorhandenen werksseitigen „Paint O.K.“ Stempel an der Spritzwand und an der Motorhaubeninnenseite.
Hier nun der Stempel an der Motorhaubeninnenseite:



Ich habe mittlerweile schon Stempel nachfertigen lassen. Das ist absolute Liebe zum Detail. Die wenigsten, die einen Oldtimer restaurieren, machen sich so viel Arbeit. Das kostet in der Summe aller zu restaurierenden Teile/Kleinteile viel mehr Zeit und ist viel teurer. Eine Komplettrestauration dauert bei Firmen, die das im Kundenauftrag machen, 1 Jahr. Das schaffe ich nicht. Auf jeden Fall habe ich die besagten Stempel genau ausgemessen und am PC mit der korrekten Schriftart nachgebaut. Nach dem Lackieren kommen die genau dort hin, wo sie einmal waren:



Nun bin ich seit ca 6 Wochen dabei das knusprige Blech gegen frisches und stabiles einzutauschen. Hier ist das Luftleitblech vor der Frontscheibe abgenommen worden und der darunter liegende Wasserkasten mußte zum Teil ersetzt werden:



Markus von Börner-Racing ist ein Meister seines Fachs und er gibt mir wertvolle Tips beim Raustrennen und dem passgenauen Einschweißen der Bleche. Die meisten Bleche hatte ich schon neu gekauft, aber ein 2mm Blech, welches für die Stabilität sorgt, mußte schnell von Markus nachgebaut werden:



Das alles mache ich unter der Woche nach der Arbeit oder am Samstag. Von Tag zu Tag werde ich besser und ich kann schon eigene gebrutzelte Schweißnähte vorzeigen. Hier sind die neu eingesetzten Bleche im Fahrer- und Beifahrerfußraum zu sehen:



Nebenbei habe ich/ und werde ich:
- alle möglichen Ersatzteile in den USA bestellt
- mich über die hohen Frachtkosten geärgert
- Fahrzeugteile strahlen lassen
- Kleinteile entlackt
- Kleinteile neu verzinken lassen
- Anbauteile neu verchromen lassen
- die Shelby spezifischen GFK-Anbauteile anpassen
- die Karosse mit Zusatzblechen verstärken
- ein neues Heckblech für die speziellen Shelby-Rückleuchten einschweißen
- die Sitzkonsolen anpassen, damit ich als Sitzriese in aufrechter Haltung Platz nehmen kann
- schwitzen und mich einsauen, aber auch jede Menge Spaß haben :o)

Zu all diesen Stichpunkten werde ich euch im laufenden Jahr gerne hier weiter berichten.

Bis dahin,
Euer Sven