Tja, ich bin immer noch an der 5513 mit dem 1520 zugange und über ein weiteres kleines Thema gestolpert, dass ich hier mal zeigen möchte. Nach der Montage weist das Werk einen Abfallfehler von 1 Millisekunde auf.


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Was bedeutet das?

Befindet sich die Unruh in der Nulllage (d.h. die Spiralfeder ist kräftefrei, weder in die eine noch in die andere Richtung ausgelenkt), so befindet sich der Impulsstein der Unruh idealerweise exakt mittig in der Ankergabel, während der Anker auch exakt mittig zwischen den Begrenzungsstiften steht.


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Für mich schwer bis unmöglich das zu fotografieren, daher hier schematisch der Idealzustand.


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Wird das Werk nun aufgezogen, so schwingt die Unruh in beide Richtungen gleich weit. Dieser theoretische Idealzustand wird in der Praxis natürlich nie erreicht, der Impulsstein ist immer in die eine oder andere Richtung verdreht, so dass die Unruh in die eine Richtung einen Tick weiter schwingt als in die andere.


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Diese Asymmetrie wird in Millisekunden gemessen. Ist sie zu groß, so hat dies negative Auswirkungen auf die Energieübertragung vom Anker auf die Unruh und in der Folge auf Anlaufverhalten, Gangverhalten, etc. Wer an dieser Stelle tiefer in die Theorie einsteigen möchte, dem sei dieser Link empfohlen:

https://forum.watchtime.ch/viewtopic.php?t=49599

Welche Abweichung vom Idealzustand noch akzeptabel ist, da scheiden sich die Geister. Ich kenne sowohl Abfallfehler-Fetischisten, die ab 0.2 ms Panikattacken bekommen, als auch tiefenentspannte Praktiker, die auch bei 1.2 ms keinen Handlungsbedarf sehen. Ich persönlich strebe immer < 0.5 ms an.

Diesen Wert bei einem 15xx zu erreichen ist normalerweise kein Problem, da diese Werke eine gut zugängliche Einstellmöglichkeit besitzen.


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Man muss nur die kleine Sicherungsschraube auf dem Unruhkloben lösen. Dann lässt sich der Spiralklötzchenträger dank der sichelförmigen Ausfräsung ein paar Grad verdrehen. Da ja die Unruh über das Klötzchen mit diesem verbunden ist, macht sie die Drehung mit. Auf diese Weise kann also die Position des Impulssteins korrigiert werden. Es sei denn, es ist z.B. eine Korrekturverdrehung gegen den Uhrzeigersinn erforderlich, geht aber nicht, weil die Sicherungsschraube bereits am Rand der Nut anliegt. Und genau das ist bei dieser 5513 der Fall. Weiteres Verdrehen unmöglich, weil Ende Gelände. Das war bestimmt nicht ab Werk so, da hat irgendwer mal was getauscht und nicht wieder korrekt justiert.

Was nun? Erstmal die Unruh ausbauen.


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Hier sieht man jetzt schön die Relation Klötzchen zu Impulsstein. Die müssen jetzt einen Tick näher aneinander gebracht werden, damit die Verstellung an der Oberseite wieder in beide Richtungen möglich wird. Dazu muss die Unruh auch noch vom Kloben abgebaut werden. Also Klötzchenschraube lösen und Spiralschlüssel öffnen, dann kann die Unruh vorsichtig entnommen werden.


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Die Unterseite des Klobens nach Entnehmen der Unruh.


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Hier jetzt der Blick auf die Oberseite der Unruh.


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Die Spiralfeder ist mit der Spiralrolle per Presspassung auf der Unruhwelle befestigt. Diese Rolle ist geschlitzt und kann nun leicht verdreht werden, dadurch verändert sich wie gewünscht der Abstand zwischen Klötzchen und Impulsstein. Der Abstand zwischen Unruhwelle und erster Spiralfederwindung beträgt im Bereich dieses Schlitzes allerdings nur 0.5 mm. Da mag ich nicht mal mit meinem kleinsten Schraubendreher rangehen (0.5 mm), zu großes Risiko die Spiralfeder zu beschädigen/verbiegen. Daher greife ich zu einem alten Ölgeber, der ist etwas kleiner.


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Und so sieht das Ganze dann wieder zusammengebaut aus. Ich habe vielleicht etwas weit gedreht, aber wurscht, jetzt ist auf beiden Seiten der Sicherungsschraube etwas Luft und der Abfallfehler kann minimiert werden.


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Danke fürs Reinschauen.


Gruß

Erik