Für die Läufer unter Euch, oder: Nicht nur Uhrenfreaks sind bekloppt! Teil IV

[Mr. Joe]

Achilles ist echt blöd, gute Besserung Nico.

Bei mir gestern wieder nur ein Streaksaver, 2,1 km. Mal sehen, ob es am Wochenende wieder mehr Motivation/Zeit/Muße und Kraft gibt.

[Kronenträger]

Michael, dein Programm klingt doch ziemlich aktiv. An der Intensität kann man ja immer noch was tun, wenn Du das Gefühl hast, Du müsstest das. Aber ansonsten hört es sich für mich nach einer ausgewogenen Mischung an.

Nico, darf ich fragen, warum Du deinen Laufstil umgestellt hast? In meiner laienhaften Wahrnehmung gilt der Lauf auf dem Vorfuß ja immer als der erstrebenswerteste. Und was genau ist eigentlich ein Lauf mit dem Mittelfuß? Kommst Du dabei mehr oder weniger flächig mit der gesamten Fußsohle auf oder eher mittig außen (so wie auf dem zweiten Foto aus Belgrad andeutungsweise zu sehen)? Das ist mir schon beim ersten Anschauen der Bilder aufgefallen, dass die Fußstellung dort etwas ungewöhnlich ausschaut.

Schöne Grüße
Thomas

[NicoH]

Hi Thomas,

ja, danke - das Bild fand ich auch komisch, aber ich sehe mich ja selber nicht beim Laufen und weiß deswegen nicht, wie ich sonst aussehe

Ich habe unter Anleitung meines damaligen Trainers vor gut 20 Jahren meinen Laufstil von Fersenlauf auf Vorfußlauf umgestellt. Das hat etwa ein Jahr gedauert, bis das wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist. Seitdem konnte ich nicht anders laufen, d.h. jeder Versuch, mal über die Ferse zu laufen, fühlt sich komisch an, und wenn ich zu Hause durch die Wohnung spaziere, setze ich meinen Fuß auch zuerste mit dem Ballen auf.

Durch das Vorfußlaufen werden die Achillessehen strapaziert, denn bei jedem Schritt fängt der Vorfuß das Mehrfache des Körpergewichts auf, federt der Fuß runter und stößt den Körper wieder nach oben ab. Das Runterfedern und Rausdrücken belastet die Wadenmuskulatur und die damit verbundene Achillessehne. Deswegen hatte ich immer Probleme mit den Achillessehnen. Diese Probleme hatte ich mal gelöst, indem ich Einlagen getragen habe, die dazu geführt haben, dass der Fuß nicht so weit runterfällt, sondern hinten/unten gestützt wird, aber Einlagen wollte ich eigentlich nicht mehr.

Mein Physio - in erster Linie guter Freund, in zweiter Linie bester Physio der Welt - sagte mal, man müsse keine Probleme mit den Achillessehnen haben, da könne man was machen.

Lustigerweise ging es bei mir in den letzten Monaten gut: Ich bin relativ viel gelaufen, immer auf dem Vorfuß, und ich habe immer mal wieder was gemerkt, aber nie wirklich Schmerzen gehabt. Weil ich das aber immer "gemerkt" habe, dachte ich, es wäre gut, von Vorfuß auf Mittelfuß umzustellen. Wenn man auf dem Mittelfuß läuft, sinkt die Ferse nicht ab und die Wade wird weniger stark belastet.

Eliud Kipchoge etwa läuft etwa so, wie Du es bei mir in Belgrad siehst Schau mal hier (ab Sekunde 25): https://www.youtube.com/watch?v=andAaS6Lyc8 Du siehst, dass er nicht extrem auf dem Vorfuß läuft, sondern dass er mit der Außenseite des Fußes aufkommt und ungefähr in der Mitte des Fußes.

Ich dachte, das würde mir helfen, die muskuläre Belastung zu verringern. Vielleicht tat es das, aber was ich sagen kann, ist dass ich seitdem immer stärker werdende Beschwerden in den Sehnen habe. Und was mich besonders verwirrt: Die Marathonvorbereitung lief super, danach noch ein paar Tage lang auch, und dann fing es langsam an. Das war allerdings auch die Zeit mit wenig Regeneration: Viel unterwegs, DoT, schlechte Ernährung, wenig Schlaf.

Liegt es also an dem neuen Laufstil oder an der mangelnden Regeneration? Oder beidem? Seit zehn Tagen bin ich jedenfalls wieder zu Hause, ernähre mich wieder gut, mache so Dinge wie Blackroll und Yoga und schlafe mehr, und dennoch taten die Sehnen weiter weh. Gestern dachte ich dann eben, dass es vielleicht auch am Mittelfußlaufen liegen könnte.

Ich werde da in den nächsten Tagen mal etwas rumprobieren, den Physio anrufen, Übungen machen und was ich so tun kann. Ich halte Euch gerne auf dem Laufenden

Danke Euch für Eure unterstützenden Worte!

[Kronenträger]

Hi Nico,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Unabhängig von den Vor- und Nachteilen der einzelnen Laufstile finde ich es ja bemerkenswert, dass Du es überhaupt schaffst, an Deinem Laufstil etwas zu verändern. Ich habe das mal probiert und schon schon nach wenigen hundert Metern aufgegeben. Okay, ein wirklich ernsthafter Versuch sieht anders aus, aber der Vorderfußlauf hat sich dermaßen seltsam angefühlt und war sowas von kräftezehrend, dass mir umgehend und nachhaltig die Lust daran vergangen ist. Ich bin der klassische Fersenläufer, ich trage Schuhe mit starker Dämpfung und komme gut damit klar. Solange ich keine Probleme habe (außer hohem Sohlenverschleiß, hoffentlich bleibt das so), werde ich wohl keinen Versuch mehr unternehmen, daran etwas zu ändern. Ich sehe beim Laufen vermutlich in etwa so aus wie im Video der Läufer hinter Kipchoge. Ist doch irgendwie auch tröstlich, dass man es auch mit diesem Laufstil schafft, so ein Tempo zu laufen.

Fast noch interessanter finde ich Deine Bemerkung zum Thema Ernährung. Dass eine gesunde Ernährung wichtig ist für alles mögliche, ist ja bekannt. Dass ein paar Tage weniger gesundes Essen aber direkt in dem zeitlichen Kontext solche Auswirkungen haben, hätte ich jetzt eher nicht vermutet. Aber an das Thema gehst Du als (ehemaliger) Leistungssportler vermutlich noch mal ganz anders ran. Ich meine mich auch zu erinnern, hier mal irgendwo von Dir gelesen zu haben, dass Du Dich vegetarisch oder gar vegan ernährst. Aber ich schweife ab...

Ich wünsche Dir auf jedenfall nochmals schnelle Besserung, aif dass nicht noch ein Marathon ais gesundheotlichen Gründen ausfalle muss.

Schöne Grüße
Thomas

[NicoH]

Ja, das mit dem Laufstil ist nicht so einfach. Bewegungen, die man seit Jahren oder Jahrzehnten macht, werden natürlich nicht bewusst gesteuert, sondern passieren unterbewusst. So kannst Du Dich eben darauf konzentrieren, Dich irgendwie zu bewegen, aber wenn Du nur ein paar Sekunden nicht dran denkst, läufst Du wieder wie vorher. Deswegen sagte ich auch, dass die Umstellung von Ferse auf Vorfuß ein Jahr gedauert hat, bis es "drin" war. Die Umstellung auf Mittelfußlaufen ging tatsächlich schneller - wahrscheinlich, weil das der Bewegung des Vorfußlaufens näher ist.

Und bei der Ernährung bin ich sicher, dass das Auswirkungen hat. Inbesondere Entzündungsprozesse können sich durch falsche/schlechte Ernährung verstärken. Ich war insgesamt sechs Wochen viel unterwegs und wenig zu Hause, und dabei habe ich mich schlechter ernährt als sonst, also vor allem mehr gegessen, aber eben auch mehr Zucker, mehr Alkohol, mehr alles. Das alleine wird sicherlich nicht die Ursache sein, aber besser wird es durch schlechte Ernährung auch nicht. Insofern gut, dass ich mich jetzt wieder so ernähre, wie ich es gewohnt bin und vertrage. Mal Leinöl zum Salat, weniger Zucker, weniger Milch.

Ich bin Vegetarier, aber nicht aus Gründen der Gesundheit oder Leistungssteigerung, sondern aus Gründen des Tierwohls. Ich habe immer gerne Fleisch gegessen, aber vor einigen Jahren mal entschlossen, dass kein Tier sterben soll, nur weil ich Hunger habe. Zusätzlich verzichte ich zuhause auf Kuhmilch, esse aber Käse. Vegan halte ich nicht durch, denn dafür esse ich zu gerne Pizza oder Kuchen auswärts, aber vegetarisch kann man easy schaffen und findet immer was zu essen. Aber - wie gesagt - auch wenn man vegetarischer Ernährung gesundheitliche Vorteile zusprechen mag, war das für mich nicht der Grund.

Eben war ich mittags zu Hause und bin ganz langsam und vorsichtig 2km auf dem Vorfuß gelaufen Ging OK, aber in den letzten Tagen war es auch immer so, dass es schlechter wurde, je länger ich gelaufen bin.

Danke Euch noch einmal - ich halte Euch auf dem Laufenden

[raul]

Ich habe am eigenen Leib erfahren (müssen) wie sehr die Ernährung die Gesundheit beeinflusst, da ich vor einigen Jahren mit Gicht zu tun bekam. Dabei habe ich mich genauer über solche Themen wie z.B. Folgen von zu hohem Fleischkonsum informiert, beherzige es und spüre es deutlich. Allerdings bin ich noch nicht ganz weg vom Fleisch. In der Woche komme ich gut ohne aus, aber am WE auswärts oder beim Grillen überkommt es mich dann doch meistens. Meine Frau ist schon lange Vegetarierin, und bei ihr steht Nicos Motiv im Vordergrund. Das wird wohl über kurz oder lang auch mich dazu bewegen auf Fleisch zu verzichten, ist aber natürlich jedem selbst überlassen.

Unabhängig davon hab ich vor ca. 15 Jahren auf Mittel/Vorderfusslaufen umgestellt. Nur Vorderfuß ging mir zu sehr auf die Wadeln und damit die Sehne. War aber auch ein Prozess von einem knappen Jahr. Ich fühle mich wohl damit und bilde mir ein, bzw. glaube daran, dass es auch "effizienter" ist als über die Ferse zu laufen, da dabei ja mit jeder Bodenberührung eher gegen die Laufrichtung gearbeitet wird. Extrem ausgedrückt stelle ich mir vor, wenn man z.B. beim Tauziehen die Fersen gegen den Zug in den Boden stemmt

Heute übrigens kein Lauf, sondern am Mittag kurz 41km 320hm radeln eingeworfen. Für mich auch ein Puzzleteil um den Körper nicht zu einseitig zu belasten.

[Mr. Joe]

10,40 km in 1:07:00 h. Endlich mal wieder etwas einigermaßen vorzeigbares …

Sehr interessant, die Diskussion über die Laufstile. Ich bin da (selbstkritisch „leider“) eher bei Thomas, ich komme von der Ferse einfach nicht weg, obwohl mich die Optik und natürlich auch die Leichtigkeit bzw. Schnelligkeit der Vorfussläufer immer schwer beeindruckt. Wenn ich Fotos oder Videos von mir sehe, finde ich es immer irgendwie plump. Egal, Hauptsache gelaufen.

Ich bin seit etwa 20 Jahren Vegetarier, Hauptgrund damals für die Umstellung war, dass ich mit dem Verzicht auf Fleisch einen echten Schub in Sachen körperliches Wohlbefinden gespürt habe. Fisch und Milchprodukte nehme ich allerdings zu mir. Der Tierwohl-Gedanke kommt erst jetzt so in diesen Zeiten bei mir dazu, irgendwie kommt es mir immer widersinniger vor, Tiere zu essen, kann also gut sein, dass das mit dem Fisch auch bald vorbei bei mir ist.

[Kronenträger]

Um auch noch mal das Thema Ernährung zu strapazieren: Ich reihe mich da irgendwo mittendrin ein. Ich bin kein Vegetarier und habe zum Glück auch noch keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Fleischkonsums bei mir gespürt. Trotzdem weiß ich, dass diesbezüglich weniger mehr ist und wenn ich mal wieder etwas tiefer ins Thema Nutztierhaltung eintauche, dann vergeht mir zumindest kurz- bis mittelfristig meist gehörig der Appetit auf Fleisch und Wurst. Am Ende ist es meist ähnlich wie bei Stefan: Unter der Woche möglichst fleischfrei, gern auch am Wochenende, aber wenn mir der Duft von Grillfleisch, Leberkäs oder Thüringer Wurst (genetisch bedingt ) in die Nase steigt, kann ich nicht widerstehen.

So, damit ich hier nicht nur semmele, auch noch was zum Thema Laufen: Bei mir war heute wieder das Standardprogramm angesagt: gleich nach dem Aufstehen 5,5km, anschließend unter die Gartendusche und dann frisch in den Tag. Morgen nehme ich mir mal vor, bewusst auf meinen Laufstil zu achten und evtl. etwas zu variieren. Mal sehen, wie sich das anfühlt.

Gruß
Thomas

[jagdriver]

Bin auch Vegetarier und so ein bisschen Veganer.
Mir gehts wie Nico, ich kann schlecht auf Milchprodukte verzichten.
Seit einiger Zeit konsumiere ich immerhin verstärkt Hafermilch.

Heute netter Abendlauf mit 22,1 km.

Gruß
Robby

[Mr. Joe]

Käse ist für mich auch unverzichtbar. Hafermilch und Sojamilch sind da nicht so meins. Ist aber wohl auch eine Frage der Gewohnheit.

Heute volles Tagesprogramm, da haben wir (Mrs Joe und ich) gleich mal die Morgenrunde eingelegt. 6,25 km in 00:48:24 h. Strahlend blauer Himmel, aber ein kalter Wind ging über die Felder.

[Kronenträger]

Hab meine Morgenrunde auch schon erledigt. Das Experimentieren mit anderen Laufstilen habe ich allerdings schnell wieder beendet. Da hatte ich heute einfach keinen Nerv zu.

Gruß
Thomas

[Mr. Joe]

Aber Gartendusche, oder? Ich bin ja bekennender Warmduscher

[Kronenträger]

Klar. Seit Wochen nix mehr anderes

Gruß
Thomas

[raul]

Thomas!

Ich war am Abend noch 4km mit meinem Schatz ganz in Ruhe als warm up für die Hüfte und dann 6,3km allein. Beim Lauf alles gut, aber jetzt leider doch wieder Schmerzen.

Hab mal überlegt, da ich laufen vor vielen Jahren (so 2007) schon einmal wegen der Hüfte eingestellt hatte. Da war nur noch radeln angesagt, bis ich dann im Zuge vom TRI wieder ans Laufen kam, und auch in diesem Rahmen keine Schmerzen mehr hatte bis hin zum Marathon. Nun fiel mir auch wieder ein, dass ich nach der Saison 2007/2008 mit dem TT aufgehört habe ..... und befürchte, dass DAS der Grund für die nach mehr als 15 Jahren plötzlich wieder auftretenden Hüftschmerzen ist. Wäre echt schade

[NicoH]

Ui

Ja, Körper sind komisch. Wie immer würde ich mit diesem Problem erstmal zum Physio gehen Kann ja auch nicht sein, dass man nicht mehr TT spielen dürfte.

[raul]

Naja, die "Drehbewegung" beim Topspin, den ich sehr häufig spiele, ist schon extrem. Wenn man überlegt wie oft man sowas an einem Trainingsabend macht, dann kann das schon belasten.

Werde beobachten, und dann ggf. zum Orthopäden gehen. Das ist dann mein Kumpel aus Schulzeiten dem ich vertraue. Im übrigen auch Läufer und ehemaliger TT-Spieler Physio des Vertrauens hab ich leider bisher nicht gefunden.

[NicoH]

Kumpel ist das Wichtigste

[Kronenträger]

Stefan, Daumen sind gedrückt.

Bei mir heute mal etwas Abwechslung zur Standardrunde. Zu Besuch bei Freunden, habe ich den Tag mit einem Lauf entlang des Grünen Bandes gestartet. An der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang auf dem damaligen Pfad für die DDR-Grenztruppen. Landschaftlich traumhaft, aber nicht wirklich schön zu laufen: Betonplatten mit Ausbrüchen (Umknicken!), extreme Steigungen und Gefälle und teils ziemlich zugewuchert. Einmal noch verlaufen und zur Krönung am Ende die Brustwarzen blutig gerieben. 400. Streaktag mit ca. 13,7km abgeschlossen, längster Lauf seit langem, aber nochmal bräuchte ich die Runde jetzt nicht.

Schöne Grüße
Thomas

[Mr. Joe]

Stefan, auch von mir gute Hüftbesserung. Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das der Topspin-Zug macht. Aber wer weiß.

Bei mir heute in der noch nicht ganz so starken Mittagswärme 10,41 km in 1:04:47 h. War schön zu laufen, weil ein kühler Wind ging und die Stecke gut verschattet ist.

Thomas, klingt aber spannend, Dein innerdeutscher Erkundungslauf. Ich mag das total gerne, mich in unbekannte Gelände zu wagen, man weiß nie, wo man rauskommt und wie man wieder zurückfindet. In der Regel laufe ich dann immer viel weiter als geplant. Klingt doch eigentlich nach einem würdigen 400. Streaktag.

[NicoH]

Achillessehnen

Neue Selbstdiagnose: Magnesiummangel. Ich habe alle Symptome, die mir Google dafür ausspuckt, u.a. Muskelspannungen und gelegentlich Krämpfe. Das werde ich morgen mal mit Medikamenten beheben.

Damit gehen nicht alle Achillessehnenprobleme auf einmal weg, aber hoher Muskeltonus hilft eben auch nicht bei Achillessehnenproblemen.