Breguet hat man als Uhrenliebhaber ja nicht unbedingt als erstes im Kopf wenn man an Dresswatches der Haute Horlogerie denkt, zumindest nicht auf Anhieb.

Und auch wenn man hier ins weite Rund fragen würde, welche Marke als hochwertiger und begehrter einzustufen wäre, so würde das Pendel wohl immer noch recht deutlich Richtung Patek ausschlagen. Es gab vor ziemlich langer Zeit hier ja auch mal eine entsprechende Umfrage dazu, dessen Ergebnis dann auch mehr als eindeutig ausfiel.

Je länger man sich aber mit Uhren beschäftigt und je mehr man seinen Horizont jenseits der großen Platzhirsche (Patek, Vacheron, AP und co.) erweitert, umso mehr wird einem bewusst, dass Breguet einfach wunderschöne, enorm hochwertig verarbeitete Uhren baut, die den Vergleich mit Patek und co. wahrlich nicht scheuen müssen. Zumindest ging es mir so.

Konkreter Anlass, diese Gedanken hier niederzuschreiben, war ein spontaner Samstags-Besuch meines Stammkonzis, in dessen Schaufenster mir sofort eine Breguet Tradition 7097 in RG ins Auge stach, woraufhin ich mir die Uhr einfach live ansehen musste.

Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht. Das exquisite, breguet-typische Gehäuse mit den langen markanten Hörnern, die mir auf den ersten Blick nie wirklich gefallen haben, mir mittlerweile aber richtig gut gefallen. Das guillochierte Zifferblatt mit den gebläuten Breguet-Zeigern.

Und, das Highlight der Uhr, das offen sichtbare, hervorragend finissierte Werk mit retrograder Sekunde, welche über einen, mit einer Schneckenscheibe verbundenen, Abtasthebel betrieben wird, dessen Mechanismus man schön auf der Rückseite der Uhr verfolgen kann. Gerade diese technische Spielerei macht die Uhr unglaublich spannend und ist ein echter Hingucker. Von der ständig sichtbaren schwingenden Unruh mit Breguet-Spirale und den tollen Brücken mit Frosted-Effekt und hervorragender Anglierung ganz zu schweigen.

Kurzum, eine Uhr die mich spontan wirklich begeistert hat, auch weil sie einfach mal etwas Anderes ist und es mMn schafft, die klassischen Breguet Merkmale und Markenzeichen in die moderne Zeit zu überführen. Einfach eine ziemlich coole Uhr!

Ich habe dann direkt die Gelegenheit genutzt und auch noch die WG-Variante und 2 Patek-Jahreskalender, auf die ich auch immer mal wieder geschielt habe, anzuprobieren. Hier ein paar schnell geschossene Handy-Bilder:









Auch wenn man die Breguets nicht direkt mit den Pateks vergleichen kann, habe ich mir dennoch Gedanken gemacht, für welche ich mich entscheiden würde, wenn ich die Wahl hätte.

Die Pateks sind einfach von einer eleganten Schlichtheit und Eleganz, die ihresgleichen sucht. Dazu natürlich die Marke und ihre Anziehungskraft, an die Breguet einfach nicht rankommt. Und die unglaubliche nützliche JK-Komplikation, die ich ja bereits bei meiner 5146 zu schätzen weiß.

Dazu natürlich, wie immer, die Anziehungskraft und Historie der Marke an sich. Einfach immer irgendwie etwas Besonderes, wenn man die Gelegenheit hat eine Patek anzuprobieren.

Und obwohl Abraham Louis Breguet einer der größten Namen und Erfinder der Uhrenwelt ist, war seine Marke bedauerlicherweise eine zeitlang von der Bildfläche verschwunden und wurde dann, wie allseits bekannt sein sollte, von der Swatch-Group wieder zurück ins Leben gerufen und steht heute an der Spitze ihres Markenportfolios. Für viele scheint aber auch das ein Grund zu sein, bei Breguet etwas die Nase zu rümpfen und familiengeführte, unabhängige Marken mit durchgehender Historie, wie Patek, zu bevorzugen.

Womit Breguet für mich aber eindeutig punktet, ist die Werksverarbeitung und Finissage, die für mich nochmal eine Stufe über einer Patek und, ja, sogar eine Lange steht. Bei keiner der beiden letzteren findet man, beispielsweise, eine Anglierung der Innenseiten und Speichen der Zahnräder. Bei einer Breguet schon. Auch das guillochierte Zifferblatt der Breguet ist herausragend und wunderschön anzusehen. Insgesamt ist der Anblick des Werks der 7097 einfach beeindruckend und mir fallen spontan wenig Marken ein, die das noch toppen können (dann aber zu einem Vielfachen des Preises).

Und einer der größten Pluspunkte ist für mich das P/L-Verhältnis. All das Erwähnte bekommt man auf dem Graumarkt (neu!) für um die 20k! Ja, immer noch eine Stange Geld! Aber gerade im Vergleich zu ähnlich bepreisten Uhren der anderen Namen, bekommt man hier mMn deutlich mehr Uhr fürs Geld.

Und dennoch scheint Breguet weiterhin eher ein Schattendasein zu fristen. Schade eigentlich...

Wie ist eure Meinung zu Breguet? Gibt es hier vielleicht sogar Besitzer einer Breguet, die ihre Erfahrungen teilen wollen? Welche von den oben gezeigten Modellen würde euch am besten gefallen?

Für welche Uhr würdet ihr euch entscheiden, wenn ihr die Wahl zwischen einer Breguet und einer Patek hättet? Haltet ihr Breguet auch für unterbewertet?

Ich für meinen Teil kann jedenfalls nicht ausschließen, dass eine 7097 mal meine Sammlung bereichern wird.

PS: Die 5235 fand ich auch klasse!