Zitat Zitat von ThL Beitrag anzeigen
Ich habe kein Problem damit, wenn Lange bestimmte Uhrenmodelle, die entweder limitiert sind oder allein schon aufgrund ihrer Komplexität nur in sehr, sehr geringen Stückzahlen produziert werden, lediglich an langjährige und ernsthafte Sammler mit entsprechend großer Sammlung verkaufen will. Nichts anderes machen Spitzenmarken wie Patek Philippe seit Jahren und warum sollte Lange als uhrmacherisch absolut gleichwertige Spitzenmarke das nicht auch tun dürfen.

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Zum einen, weil man hiermit die eigenen Konzessionäre quasi zur Verkaufstelle für - böse ausgedrückt - die Allerwelts Standard Ware von Lange abwertet, denen die ernsthaften Sammler von Lange Uhren abwandern. Denn die sollten besser nur noch in der Boutique kaufen, um sich so eine relevante „Historie“ für die Zuteilung von Sondermodellen aufzubauen.

Zum anderen stößt man langjährigen treuen Sammlern, die vielleicht sogar schon Lange Uhren gekauft haben als es kaum eigene Lange Boutiquen gab (ergo auch nicht obige Wahl) vor den Kopf. Denen sagt man mit dieser neuen Zuteilungspraxis ja gewissermaßen: „Danke das Du über viele Jahre Uhren unsere Marke gekauft und damit auch für den Fortbestand unserer Manufaktur gesorgt hast. Trotzdem schätzen wir Dich nicht als ernsthaften Sammler und nicht würdig für Sondermodelle ein. Denn Du hast Deine Uhren leider „nur“ bei einem Bonus selbst autorisierten Konzessionär gekauft und nicht in einer Lange Boutique.“

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Das ganze ist so absurd und falsch, dass ich mich angesichts des Interviews von Herrn Schmid frage, was es denn hierzu eigentlich gross und langwierig zu überlegen gibt.

Die Lösung liegt doch auf der Hand:

1. Es werden sämtliche Käufe, egal ob in Boutiquen oder bei autorisierten Konzessionären, zentral in einem CRM System erfasst.

2. Zusätzlich werden im System die Uhren erfasst, welche dieser Sammler im bei Lange geführten Owner’s Register hat auf sich registrieren lassen und regelmäßig (mind. 2 Service pro Uhr) zum Service gibt - diese also offensichtlich auch langfristig in seiner Sammlung hält.

3. Für die Beurteilung, ob ein Kunde als Sammler für die Zuteilung bestimmte Modelle infrage kommt, wird auf sämtliche Käufe (gleich wo) und Sammlungsbestand geschaut.

4. Wenn es besondere Modelle oder limitierte Edition gibt, wird von vornherein klar im Markt kommuniziert, dass diese bevorzugt an besondere Sammler zugeteilt werden und erst nach Ablauf von sechs Monaten oder zwölf Monaten dann diejenigen Uhren, welche bis dahin nicht an Sammler zugeteilt und verkauft wurden, in den freien Verkauf gehen.

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Das Problem speziell bei den Marken, welche zu einem börsennotierten Konzern gehören, ist jedoch, dass dort häufig Manager und Vertriebsverantwortliche sitzen, die ihrerseits eigentlich nicht wirklich leidenschaftliche Uhrensammler sind. Häufig kommen die sogar als völlig anderen Branchen, sei es Kosmetikindustrie, Automobilindustrie oder Modeindustrie. Und dann versucht man mit irgendwelchen Standard Tools Umsatz und Marge zu steigern, ohne die langfristigen Effekte zu beachten. Das mag in einem Markt Umfeld wie aktuell, in dem auch viele Leute plötzlich Uhren zur Geldanlage kaufen, die sich noch vor wenigen Jahren überhaupt nicht für Uhren interessiert haben. Aber spätestens dann, wenn aufgrund geänderter Marktgegebenheiten Uhren nicht mehr als alternatives Investment Vehikel missbraucht werden, bleiben nur noch die echten Sammler als potentielle Kunden übrig. Und wenn man die verprellt hat, kommen sie selten zurück. Denn letztlich ist die Uhrensammelleih eine Leidenschaft, bei dir ist auch viel um Persönlichkeiten und Ego geht.

Als jemand der in der Nähe von Dresden aufgewachsen ist wünsche ich der Marke A. Lange & Söhne sehr, dass sie langfristig erfolgreich ist und unter Sammlern mindestens ebenso „wert“geschätzt wird wie Patek Philippe oder Audemars Piguet etc.. Das heißt auch, dass man den Kauf einer Lange nicht mit zwingender „Geldverbrennung“ assoziieren sollte.
+1 zum Ansatz wie man seine Kunden qualifizieren sollte. Kein Hexenwerk. Und +1 zu allen anderen Statements, richtig gut geschrieben, ThL.