Ich denke, Patek schafft es aufgrund seiner wirklich herausragenden Markenstärke immer noch, viele Menschen zu blenden. Und sie machen das wirklich geschickt - eben auch mit Komplikationen für einige limitierte Serien, die in der Kommunikation natürlich entsprechend herausgestellt werden, während in den Brot- und Buttermodellen Einheitswerke ohne wirklich viel Neues zum Einsatz kommen (wie alphie ja schon weiter oben schrieb).

Bei Lange gibt es hingegen kaum ein neues Modell, bei dem nicht das Werk mit Fokus auf Kundenvorteile weiter entwickelt und optimiert wurde. Ich persönlich finde das sehr attraktiv, gerade weil weniger auf den Show-off-Effekt Wert gelegt wird. Dass Lange aufgrund der vielen Jahrzehnte Zwangspause heute noch nicht so breit aufgestellt ist wie Patek, liegt in der Natur der Sache, stellt für mich aber keinen Nachteil dar. Im Gegenteil: ich finde es bemerkenswert, was in 25 Jahren alles bereits geschaffen wurde.

Zum Design wird eine Diskussion schon viel schwieriger. Letztlich entscheidet hier der persönliche Geschmack. In meinen Augen zB ist da die Ausstrahlung vieler Patek-Modelle deutlich altbackener. Auch die Nautilus ist für mich eine schlicht langweilige Uhr. Ich hatte sie vor Jahren gekauft, da auch ich gedacht habe "eine Patek muss in der Sammlung sein". Nachdem dann die AP 15202 den Weg zu mir gefunden hat, kam die 5711 nicht mehr an den Arm. Die RO hat für mich einfach um Welten mehr Ausstrahlung als Uhr am Handgelenk. Die Nautilus ging und ich habe sie bis heute nicht vermisst.

Die Kritik an der Odysseus kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Wenn die Uhr einem optisch nicht gefällt, ist das eben so, ohne wenn und aber. Was aber bitte bedeutet "ein junges, frisches Design" bitte und wie sollte so etwas aussehen? Und zwar ohne dass bereits existierende Designelemente von anderen Marken übernommen werden und bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Marken-DNA von Lange & Söhne.

Ich meine, da wird die Luft sehr dünne. Und wie ich schon weiter oben schrieb: Lange hat es geschafft, eine Stahlsport-Uhr zu schaffen, die perfekt die Lange DNA in sich trägt und verkörpert. Dass das nicht jedem gefällt, ist ja völlig ok.

Mich würde es jedoch tatsächlich reizen, einmal Design-Muster zu sehen, die etwas verändert sind: z.B. mit einer satinierten Lünette (statt hochglanz-poliert) und mit einem Stahlband, das sich direkt ab dem Gehäuseanstoß bereits etwas stärker verjüngt. Da hilft leider auch Photoshop nicht weiter, da die Uhr in meinen Augen so ziemlich die un-photogenste Uhr ist, die ich kenne. Live am Handgelenk bin ich mittlerweile begeistert. Und ich würde mir eine etwas elegantere Schließe wünschen. Durch die Übernahme des Feinverstellungsmechanismusses von IWC (bzw. deren Zulieferer) baut die Schließe sehr hoch. Die Technik selbst finde ich so einfach wie genial. Aber da hätte ich mir beim Anspruch und Preis von L&S etwas mehr Finesse und "Gehirnschmalz" erwartet,