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  1. #1

    Kekse! Eterna KonTiki Diver

    Kekse! Eterna KonTiki Diver, Referenz 1290.41.59.1753



    A little bit of history – Eterna und die KonTiki:

    Der im Jahr 1856 durch den Arzt Josef Girard und den Lehrer Urs Schild als „Girard & Schild“ in Grenchen gegründete Rohwerkehersteller war recht schnell sehr erfolgreich und man konnte dank der präzisen Fertigung der Einzelteile als einer der ersten Herstellern vorgefertigte Ersatzteile für Reparaturen anbieten. Der Erfolg der Eterna SA gründete aber auch auf wichtigen Innovationen, die später von anderen Herstellern übernommen wurden, so meldete Eterna zum Beispiel schon 1908 den ersten Armbandwecker zum Patent an und 1914 wurde er erstmals auf der Schweizerischen Landesausstellung der Weltöffentlichkeit vorgestellt. 1948 wurde von der Eterna der kugelgelagerte Rotor vorgestellt, eine Innovation, die die Aufzugsleistung der Automatikkaliber erhöhte und bis heute nicht mehr wegzudenken ist. Das Rotorlager wurde mit fünf Kugeln bestückt und diese fünf Kugeln bilden seit 1948 das Firmenlogo der Eterna SA.

    Ein Jahr zuvor startete der Norweger Thor Heyerdahl und seine Crew mit einem Balsaholz-Floß namens „Kon-Tiki“ von Lima aus über den Pazifik nach Polynesien
    Angeblich trugen die Besatzungsmitglieder der „Kon-Tiki“ Uhren von Eterna, bestätigt ist diese Annahme aber nicht, es gibt tatsächlich keine Fotos, auf denen klar erkennbar ist, welche Uhren während der Expedition tatsächlich getragen wurden.
    Bestätigt ist aber, dass Thor Heyerdahl während der Reise eine Longines COSD Paratrooper, eine ursprünglich für britische Fallschirmjäger hergestellte Uhr, trug. Diese Uhr wird im Kon-Tiki Museum in Oslo ausgestellt.



    Im Jahr 1958, 11 Jahre nach der Expedition, tauchte der Name KonTiki erstmals bei einem Uhrenmodell auf, einem neuen Sportmodell von Eterna. Bei Longines in Saint-Imier hatte man diese Gelegenheit offenbar vollkommen verschlafen.
    Charakteristisch für die Eterna KonTiki Sportuhren war von Anfang an das wasserdichte Gehäuse und das Zifferblatt mit großen, dank Radium-Beschichtung auch im Dunklen gut lesbaren dreieckigen Stundenindexen und große, ebenfalls mit Radium belegte Zeiger.

    Überlegungen:

    Nachdem meine letzte Seiko von der notwendig gewordenen Garantie-Reparatur aus Willich zurück kam, habe ich mich entschlossen, das Experiment „japanische Uhren“ endgültig zu beenden und die zwar hübsche, aber leider nicht sehr zuverlässige Uhr zu verscherbeln.
    Ein Blick in den Uhren-Koffer offenbarte danach allerdings, dass mir nur noch bescheidene vier „aktive“ Uhren zur Verfügung stehen.

    Vier Uhren sind viel. Bestimmt mehr, als Max Mustermann üblicherweise zur Auswahl hat, aber doch machte sich bald das Gefühl breit, dass gelegentlich keine der Uhren passen will („Schatz! Ich hab’ nichts anzuziehen!“) und deshalb musste die durch den Verkauf der Seiko gerissene Lücke wieder gefüllt werden.


    Eterna:

    Ich mag Underdogs und schwimme auch gerne mal gegen den Strom. Warum also sollte es dann keine Uhr von der kleinen Manufaktur aus Grenchen werden?
    Die Eterna SA ist immer noch ein unglaublich interessanter Hersteller, sie zählte lange Zeit zu den innovativsten Schweizer Uhrenherstellern, hat allerdings auch eine sehr bewegte Geschichte und steht leider seit dem Ausstieg von Porsche Design und dem Verkauf an die chinesische Citychamp Watch & Jewellery Group Limited im Jahr 2011 immer wieder mit dem Rücken an der Wand.
    Aber nicht nur die Chinesen sind Schuld, auch die Schweizer tun einiges dafür, um Kunden zu vergraulen oder den Kauf der durchaus ansprechenden und hochwertigen Uhren zu verhindern. So werden auf der ausschließlich in englisch geführten Homepage die Listenpreise nur in US Dollar dargestellt und für die Bundesrepublik Deutschland gerade einmal 26 Vertragshändler¹ ausgewiesen.
    Dass es für den geneigten Käufer gewissermaßen keine Ansprechpartner gibt ist schlimm, könnte allerdings durch einen engagierten Service von Hersteller und Importeur kompensiert werden, aber auch hier Fehlanzeige! Anfragen bei der Eterna SA in der Schweiz werden ignoriert und der exklusive Distributions und Servicepartner für Deutschland und Österreich in Pforzheim reagiert auch erst nach einer Beschwerde. Eterna selbst beliefert auch keine Vertragspartner mehr mit Ersatzteilen, sondern nur noch das zentrale Servicecenter in Pforzheim.

    Warum also tut man sich das an und kauft trotz des miserablen Services und des am Abgrund balancierenden Herstellers eine Eterna?
    Ganz einfach: Weil die Uhren wirklich richtig gut sind!


    Das Gehäuse:

    Edelstahl, natürlich. Was auch sonst?
    Das klassisch runde, aus austenitischem Edelstahl 316L (V4A, 1.4404 oder auch X2CrNiMo17-12-2) gefertigte Gehäuse misst im Durchmesser 44 Millimeter, ist 12,2 Millimeter hoch und am Bandanstoß 21 Millimeter breit. Das dazugehörende Stahlband verjüngt sich zur Schließe hin auf 18 Millimeter Breite.
    Beides glänzt mit einer hervorragenden Verarbeitung und braucht sich auch vor der teureren Konkurrenz aus Grenchen oder Biel nicht zu verstecken. Die Schliffe und Polituren sind sehr sauber ausgeführt, die Kanten schön scharf. Die Schließe mit der dem Rolex Glide Lock System nicht unähnlichen Schnellverstellung wirkt wie aus dem Vollen gefräst und ist massiver als die Pendants von Breitling.











    Die gravierte KonTiki auf dem massiven Schraubboden ist sehr aufwendig und sauber ausgeführt und es ist fast zu schade, dass man sie nicht öfter zu sehen bekommt…



    … und auch die Aufzugskrone ist eine Augenweide. Und nicht nur das, sie ist auch sehr griffig.




    Die Lünette:

    Wie viele andere Taucheruhren auch, verfügt auch die Eterna über eine einseitig drehbare Lünette. Nichts besonderes also, aber da es sich hier nicht um die bekannte Count-up Taucherlünette handelt, sondern um eine mit einer Nullzeit Skala, soll ein wenig näher auf die für den nicht tauchenden Uhrenfreund ungewöhnliche Beschriftung eingegangen werden.

    Die von Eterna gewählte Beschriftung der Lünette hat ebenso wie die Zifferblattgestaltung einen historischen Bezug zur Eterna Matic Super-KonTiki aus den frühen 1960er Jahren und entspricht dem „Non Décompression Tableau“ der Marine Nationale Française, die bis auf die unterschiedlichen Maßangaben wiederum dem „No Decompression Table“ der US Navy entspricht. Besitzer von Doxa Sub 300T und 1500T Taucheruhren kennen die Tabelle von den Lünetten ihrer Uhren, nur sind die Werte dort in Feet und hier, bei der Eterna, in Meter angegeben.

    Die Funktion der Lünette wurde in der Bedienungsanleitung der Eterna Matic Super-KonTiki Referenz 130 IPT aus den frühen ‘60er Jahren wie folgt beschrieben:
    „Und der Ring an der ‚Super-KonTiki‘ erleichtert uns die Kontrolle der Tauchzeit. Beispiel: Ein Taucher geht 20 m unter die Meeresoberfläche. Diese Tiefe liest er an seinem separaten Tiefenmesser ab. Der Taucher stellt nun am beweglichen Glasrand das grüne Dreieck genau auf die Spitze des Minutenzeigers ein. Nun kann er so lange in dieser Tiefe bleiben, bis der Minutenzeiger die auf dem Ring sichtbare Zahl 20 erreicht hat, was ca. 50 Minuten entspricht. Selbstverständlich muss der Taucher seine Luftreserve an Hand des separaten Manometers ständig überwachen. Die Einteilung des drehbaren Rings der ‚Super-KonTiki‘ beruht auf den Tabellen, die im Buche ‚La Plongée‘ durch die ‚Marine Nationale Française‘ publiziert worden sind.“



    Die Lünette der aktuellen KonTiki Diver ist – natürlich – nur gegen den Uhrzeigersinn drehbar und rastet mit 120 Klicks. Sie ist ähnlich schlecht griffig wie die der „Pre-Kern-Colt“ und lässt sich auch ähnlich schwer drehen. Im Vergleich zur „Referenzklasse“ IWC Aquatimer bekäme die Eterna hier nur ein „ausreichend“. Das Inlay der Lünette ist übrigens aus matter silberfarbener Keramik, die Beschriftung mit Swiss Super-Luminova BGW9 ausgelegt.




    Zifferblatt und Zeiger:

    Eterna bietet die KonTiki Diver mit verschiedenen Zifferblatt- und Lünettenfarben an. Grün (nur beim limitierten Bronzemodell) und Blau sind ebenso erhältlich wie das klassische Schwarz. Am interessantesten dürfte allerdings das weiße Modell sein, dessen Zifferblatt vollständig mit elfenbein-weißem Swiss Super-LumiNova BGW9 belegt ist. Aufgelegte Stundenindexe mit dunkelgrauem Strukturlack, eine aufgedruckte Minuterie in gleicher Farbe und ebenfalls mit dunkelgrauem Strukturlack belegte Zeiger in Dauphineform sorgen für eine ausgezeichnete Ablesbarkeit im Hellen wie auch im Dunklen. Die Datumsanzeige bei der 4 ist in Zifferblattfarbe gehalten, allerdings nicht lumineszierend und so kann das Datumsfenster im Dunklen als 4 Uhr Index dienen.
    Originell und hübsch ist das in den 12 Uhr Index eingelegte Firmensignet.






    Das Uhrwerk:

    Während die limitierten Sondermodelle der KonTiki Diver mit dem Manufaktur Kaliber Eterna EMC 3902A ausgestattet sind, tickt in der unlimitierten Version das Sellita SW200-1 Uhrwerk, ein Klon des altbekannten ETA 2824, das erstmals in Serie gefertigt wurde, als die ETA SA noch ein Tochterunternehmen der Eterna SA war. Gewissermaßen kommt heute also der zugekaufte Klon eines selbst entwickelten Manufaktur-Werkes zum Einsatz.

    Das Sellita SW200-1 kommt in der zweithöchsten Qualitätsstufe „Premium“ zum Einsatz und ist somit weitgehend baugleich mit dem ETA 2824-2 „Top“. Es ist fein mit einem Perlschrift verziert, tickt mit 28800 Halbschwingungen pro Stunde und verfügt über einen Sekundenstopp, die Möglichkeit, die Uhr auch per Hand aufzuziehen und eine Datumschnellkorrektur. Wie das ETA 2824-2 hat das SW200-1 eine vergoldete Glucydur-Unruh und eine Anachron-Spirale und es ist stoßgesichert und antimagnetisch. Sellita setzt allerdings einen Rubin mehr ein und so verrichten beim Sellita 26 Lagersteine ihren Dienst.



    Der Listenpreis der Uhr liegt aktuell bei 2050,00 Euro













    Zwischen(?) Fazit und Schlußwort:

    Der Kauf der KonTiki Diver war im Nachhinein betrachtet eine gute Wahl. Wie schon geschrieben ist die Uhr hervorragend verarbeitet und ich lehne mich bestimmt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sie qualitativ mit den Uhren von Omega und Breitling auf eine Stufe stelle – in Details schneidet die Eterna sogar besser ab. Die Uhr trägt sich trotz der nicht gerade geringen Größe und dem recht hohen Gewicht sehr angenehm, die Bandlänge reicht auch für starke Handgelenke bis etwa 23 Zentimeter Umfang. Mit der leicht zu bedienenden in die Faltschließe integrierten Schnellverstellung, die Kugeln der Rastung sind übrigens aus Keramik, lässt sich die Armbandlänge um etwa 1,5 Zentimeter variieren.
    Negativ fällt nur die wenig griffige und recht schwergängige Lünette auf, womit sich die KonTiki aber in guter – oder besser gesagt – schlechter Gesellschaft befindet.
    Insgesamt überzeugt die KonTiki Diver aber vollständig und auch die über zwanzig Jahre alte KonTiki Chronometer hinterlässt einen durchaus guten Eindruck, sodass ich fest davon überzeugt bin, dass die Zwei in absehbarer Zeit Familienzuwachs bekommen werden. Ich finde die Eterna KonTiki Diver 1000 und die Eterna Royal KonTiki Chronograph GMT jedenfalls sehr sehr reizvoll.

    Nicht nachvollziehbar ist aber, weshalb die Verantwortlichen in Kowloon und in Grenchen die einstmals bedeutende Marke scheinbar mit Absicht an die Wand fahren wollen. Vertragshändler muss man mit der Lupe suchen, potentielle Kunden werden durch Ignoranz verprellt, Marketing findet nicht statt und die frühere Modellvielfalt wurde inzwischen auf ein mickriges Maß eingebrutzelt.
    Bei Zodiac gab es nach der Übernahme durch Fossil zunächst Parallelen, inzwischen scheint es bei Zodiac aber wieder rund zu laufen, was die Hoffnung weckt, dass es bei Eterna hoffentlich irgendwann ähnlich läuft und sich die Marke wieder zu früherer Größe aufschwingen kann. Verdient hätte es die Eterna SA bestimmt und die Uhren wären ganz sicher kein Hemmnis bei einem Wiederaufstieg. Mit dem Tochterunternehmen Eterna Movement SA stehen zusätzlich auch noch ausgezeichnete Manufaktur-Uhrwerke in verschiedenster Ausführung zur Verfügung. Die Eterna Movement SA hat zudem mit dem Kaliber EMC 3505 ein Formwerk im Programm und müsste als einer von ganz wenigen Herstellern kein rundes Uhrwerk in eine eckige Uhr pflanzen.

    Ich drücke Eterna jedenfalls ganz fest die Daumen.







    ¹ Zum Vergleich: In der Bundesrepublik gibt es 102 Oris Vertragshändler.


    Quellenhinweise:
    Eterna 2019 / 2020 Collection, Sellita Katalog Uhrwerke 2019, A Blog to Watch, Wahawatches, Eterna SA, Oris SA
    Bildquellen: Bild 1: Children’s Television Workshop (CTW), Bild 2: omegaforums.com, Bild 10: Eterna SA, Bild 3 bis 9 und 11 bis 21: own work
    You're gonna need a bigger boat.
    Chief Martin Brody

    Blancpain | Eterna | IWC | Porsche Design by IWC | Vulcain

  2. #2
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    Toll

  3. #3
    Freccione Avatar von ReneS
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    Viele Grüße
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  4. #4
    PREMIUM MEMBER Avatar von ROLlingEXport
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    Gefällt mir sehr gut, Glückwunsch zum KonTiki Diver! Ich habe mir mal die blaue Kontiki angesehen, ist mir leider mit 44mm zu groß.

    Anfangs dachte ich, ich sei im Outing-Thread . Danke für deinen sehr interessanten und viel bebilderten Bericht, die Website von Eterna Uhren ist mMn. erbärmlich.
    Geändert von ROLlingEXport (05.07.2020 um 10:11 Uhr)
    herzliche Grüße, Friedrich

  5. #5
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    Super interessant - vielen Dank!

    Denke aber, dass max mustermann auf mehr als vier Uhren zurückgreifen kann
    Viele Grüße, Arno

    heute ist morgen schon gestern

  6. #6
    Explorer
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    Sehr schöne Vorstellung. Danke!

    Gweilo

    _____
    „Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis weit höher als in der Theorie.“ ―Ernst Ferstl

  7. #7
    Tolle Vorstellung, danke!

    Eterna war vor ca. 10 Jahren mal auf meiner Wunschliste. Ist dann aber aus den Augen geraten, ich vermute wegen der doch ständig nachlassenden Präsenz hier im Lande.

    Grüße Martin

  8. #8
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    coole Uhr.

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