Da es unsere erste Reise mit einem Schiff war, möchte ich ein kleines Resümee unserer Rundfahrt Karibik, Mittel- und Südamerika mit der neuen Mein Schiff 1 ziehen.
Viele hier haben bereits die ein oder andere Kreuzfahrt hinter sich und es mag langweilig erscheinen, darüber zu berichten. Daher bitte ich die Uninteressierten, einfach weiter zu ziehen.

An- und Abreise:
Wir sind mit Condor nach Montego Bay geflogen. Der Hinflug war gut, relativ neue Maschine in gutem Zustand, gute Bordverpflegung. Da ließen sich die 11 Stunden Flug aushalten.

Der Rückflug hingegen war eine Katastrophe. Eine alte, abgerammelte Maschine .....
Die Steckdosen hingen funktionslos aus den Sitzen, meine Armlehne gab immer wieder sporadisch nach, das Essen war gruselig und das Entertainmentsystem KO.
Zum Glück war es ein Nachtflug und die Liegeposition des Sitzes hat noch funktioniert, wenn auch mit den abgegrabbelten und ausgelutschten Tasten nicht auf Anhieb. Also den Flug verschlafen….

Für den Preis geht das auf dem Rückflug gebotene jedenfalls gar nicht.

Das Bordleben:
Kann man aushalten, muss ich sagen. Allerdings muss ich hinzufügen, dass die Suite mit X-Lounge maßgeblich zum Wohlfühlen beigetragen hat. Der Lounge Bereich mit darüber liegender Bar und nochmals darüber liegendem Sonnendeck ist schön gruppiert und ausreichend bemessen, so dass man hier immer ein Plätzchen findet.

Die Junior-Suite war für uns beide ausreichend groß. Im Vergleich zu einer Balkonkabine, die wir am Abreisetag als Tageskabine genutzt haben, ist sie deutlich geräumiger und mit wesentlich mehr Stauraum ausgestattet, was alleine schon den Aufpreis rechtfertigt. Eine größere Suite braucht es für 2 Personen m.E. nicht. Klar, mehr Platz geht immer, muss aber nicht.

Einzig als etwas störend empfand ich die recht große Ansammlung von Personen im X-Bereich, die offensichtlich der Meinung waren, mit dem Reisepreis das gesamte Schiff inklusive Leibeigenschaft der Besatzung erworben zu haben und außer mit Meckern mit Meckern beschäftigt waren. Jeden Tag, lautstark.
Wenn alles doch so gräßlich ist, mögen sie über die Reling hüpfen oder – besser noch – gleich zu Hause bleiben….und nicht mir zwei Wochen quasi auf den Sack gehen.

Die drei Gourmet-Restaurants:
Wir hatten das Gourmet Paket Plus vorab gebucht und ich muss sagen, von den Gourmet Restaurants waren wir eigentlich komplett enttäuscht. Cuccimare und Surf&Turf glänzen mit ihrem Hallencharme erst einmal mit wenig Ambiente.

Das Steak im Surf & Turf hatte zwar den richtigen Garpunkt, das war es aber auch schon. Ansonsten war es geschmacksneutral. Kein Fleischgeschmack, kein Brat- oder Grillgeschmack, nichts. Und die Beilagen waren lieblos. Da hatte ich mehr erwartet....

Die Nudeln im Cuccimare waren deutlich über Al-Dente hinaus und der Fischhauptgang versalzen, eine Erfahrung mehrerer Gäste an unterschiedlichen Tagen.

Im Vergleich zu den ersten beiden sitzt man im Esszimmer recht gemütlich, das Essen war handwerklich sehr gut gemacht und schmeckte ebenso gut.
Die Portionen sind allerdings so riesig, dass man die 4 Gänge nicht schafft und Deutsch-Österreichische Küche brauche ich persönlich in der Karibik nicht zwingend.

Fazit: bei einer nächsten Reise lassen wir diese drei Restaurants links liegen.

Die weiteren Bordrestaurants:
Der Ankelmannsplatz: ein Buffet-Restaurant, und ich mag keine Buffets. Daher waren wir nur einmal dort. Wie erwartet, Gewusel rund um die Tröge, nicht meins. Aber das Essen war gut. Wer also Buffet mag, kann da hin gehen.

Atlantik / Atlantik Mediterran: gut, diese Restaurants müssen groß sein, da sie eine Menge Menschen verköstigen müssen. Dadurch hat das Ganze mit seiner Wuselei etwas von einem Ameisenhaufen, dass Essen ist aber gut und die Kellner recht flott, wobei deren Gehusche aber zum Ameisenhaufenfeeling beträgt. Recht laut sind sie auch.

Fischmarkt: leider nur eine nicht wechselnde Karte, lohnt sich aber. Ich habe mir dort u.A. die King Crab Beine gegönnt, die waren weit besser als die von Elina im Surf & Turf.

Tag & Nacht: immer eine gute Alternative für zwischendurch, wenn man keine Lust auf die Snacks der X-Lounge hat. Die Burger haben mich aber leider nicht ganz überzeugt, Knorpel und Sehnen im Patty mag ich dann doch nicht. Für ein Abendessen muss man selbst entscheiden, ob man das Essen und Ambiente dafür mag.

Ganz Schön Gesund: ich muss sagen, die Gerichte mochte ich. Es sind allerdings recht kleine Portionen – vor allem die Bowls – und das Ambiente ist definitiv nix für ein Abendessen. Für einen leichten Snack zwischendurch aber zu empfehlen.

Fitnesscenter:
ja, haben wir genutzt. Ich bin es gewohnt, morgens vor der Arbeit dort hin zu gehen und das Morgenworkout habe ich auch hier - weitestgehend - beibehalten. So hat man auch nicht ganz so viel zugenommen... ;-)
Klar, es hat nicht die Ausstattung wie ein Center an Land, aber es kann sich für ein Schiff gewiss sehen lassen. Und man kann von dort sehr schön bei den Einparkmanövern zuschauen, während man auf dem Laufband steht. Und unser Kapitän mochte das rückwärts Einparken sehr gerne, da gabs was zu sehen...
Etwas gewöhnungsbedürftig war es aber, das sich das Laufband beim gebotenen Seegang nicht immer dort wiederfindet, wo es bei Absprung war....

X-Bereiche:
Der X-Bereich mit Lounge, Bar und Sonnendeck sind gelungen. Gerade an den Seetagen, bei denen Teile des Sonnen- und Pooldecks wegen Wind gesperrt wurden, waren wir froh, diese nutzen zu können.
Es fand sich immer ein schönes Plätzchen und die Ruhe – bis auf die bereits erwähnten Nörgler (zu wenig Schatten, zu wenig Sonne, ….) – war auch nicht zu verachten.

Wir haben auch häufiger in der X-Lounge zu Abend gegessen. Die Ruhe dort oben hat uns doch zugesagt. Auch wenn die Gerichte eine Auswahl der Atlantik Restaurants sind, merkt man deutlich, dass die X-Lounge eigene Köche hat und es einen Unterschied macht, ob man für 50 oder 500 Personen kochen muss.
OK, die Getränke kosten abends extra, sollte aber bei einem 5-stelligen Reisepreis nicht schmerzen. Und wenn man in einem der anderen Restaurants einen der nicht offen ausgeschenkten Weine trinken möchte, muss man auch zahlen. Wobei wir nicht immer Zahlen durften....

Über den Service auf dem Schiff und speziell der Lounge kann nichts negatives berichtet werden. Pia und Ihr Team hatten den X-Bereich im Griff, die Kellner waren sehr aufmerksam und selbst bei voller Lounge gab es kaum Wartezeit.


Als ich zu meinem Tomahawk (übrigens Weltklasse im Vergleich zum Steak im Surf&Turf) nach Chimichurri fragte, welches ich auf einer Karte an Bord gesehen hatte, erntete ich zunächst Kopfschütteln, nachdem einige Telefonate geführt wurden – man habe keines an Bord.
Ich war fein damit. Wenn keines da ist, ist keines da.

Aber Pia ließ es keine Ruhe bis sie nach einigen Minuten wieder kam und sagte, in 5 Minuten habe ich mein Chimichurri.

Landausflüge:
Ich hatte im Vorlauf der Reise leider null Zeit, individuelle Ausflüge vorbereiten zu können. Daher haben wir einige vom Schiff organisierte Trips gebucht. Fassen wir es kurz: machen wir so nicht mehr, das war komplett nicht unseres.

Allgemeines:
Ich war überrascht, wie windig und stürmisch es in der Karibik so zugeht. Wind, wie oben bereits erwähnt, war bis auf die letzten zwei, drei Tage ein Thema - mal mehr, mal weniger.
Die ersten 5 oder 6 Tage Tagsüber um die 40 km/h +, nachts bis über 100 Km/h, verbunden mit entsprechendem Seegang.

Der 316 Meter Kahn schaukelt doch gewaltig und es zittert mächtig im Gebälk, wenn der Bug eine Welle ordentlich erwischt.
Beim Abendessen rutschten den ein oder anderen Tag die Gläser über den Tisch, bei einer mal stattfindenden Poolparty war das gesamte Pooldeck der Pool, weil sich der Inhalt desselbigen darüber ergoss.

In Costa Maya konnten wir wegen Wellengang und Winddruck erst Mittags anlegen, der Kreuzfahrer einige Minuten vor uns hat das Manöver sogar abgebrochen, wir sahen in weiter dampfen.

Obwohl ich an sich nicht seefest bin (zumindest nicht mit ner 13-Meter-Nussschale bei 3 Meter Wellen auf der Nordsee), wurde ich nicht seekrank. Elina juckt das irgendwie gar nicht... .
Hier hat es mir nichts ausgemacht, war sogar eher lustig, obwohl ich generell etwas ruhigeres Wetter begrüßt hätte.

Bei der aktuellen laufenden Runde, die wir eigentlich fahren wollten und gebucht hatten, scheint es deutlich ruhiger zuzugehen.

Insgesamt ist so eine Schiffsreise wie betreutes Wohnen. Vor allem, wenn man die Landausflüge vom Schiff gebucht hat.
Man lebt wie in einem Cocon, vor allem bei den Landausflügen. Rundum betreut, umsorgt - und bei den Ausflügen quasi abgeschirmt.
Gerade bei den Ausflügen hat mich das gestört, aber die Sache kann man ja nächstes Mal anders machen.

Fazit: es hat uns sehr gut gefallen und war bestimmt nicht unsere letzte Tour mit Mein Schiff, auch wenn ich das nicht jedes Jahr machen möchte.

Nach dem ganzen Geschreibsel jetzt wenigstens noch ein paar Bilder:

Schiffchen:


Wetterchen und Wässerchen...:




Das lag bei Costa Maya rum....:



Schnappschüsse: