Teil 4 die Probleme - oder: "the swedish way of life"


Die nordischen Länder sind in der Autoszene bekannt dafür viele krasse Projekte zu bauen. Man munkelt, es liegt an den langen, dunklen Wintern. Die meisten dieser Projekte entstehen fast vollständig in Eigenleistung in irgendwelchen Garagen und Scheunen, was wiederum oft den Erfindungsreichtum der Erbauer widerspiegelt. Auf den ersten Blick sieht alles/vieles toll gemacht aus, aber wenn man dann tiefer in so ein Projekt einsteigt kommen Abkürzungen, Provisorien, und andere Dinge zum Vorschein an denen man einfach erkennt dass es "built not bought" ist.

Leider sind manche Dinge davon unschön bis grenzwertig.

Wer ein wenig Zeit hat und so ein bisschen ein Gefühl dafür entwickeln will dem sei dieses Video empfohlen:


ganz so schlimm ist meiner nicht, aber die Parallelen sind doch erkennbar.

In meinem Fall stand ich auch oft davor und dachte mir: "bei so vielen Sachen hat er richtig Aufwand betrieben, auch richtig Geld in die Hand genommen und toll gemacht und dann plötzlich sowas, als ob ihm an dem Tag die Lust oder die Zeit ausgegangen wäre".

Beweisstück a: Blecharbeiten

Wie schon geschrieben ist der blechmäßige Umbau auf den M3 nicht einfach, Scheibenrahmen einschweissen, Seitenteile einschweissen und in meinem Fall noch der echt aufwändige Tausch der Dachhaut. Alles davon hat Tobbe wirklich sauber gemacht. Auch die Lackierung - aber nur aussen...

...innendrin scheint er sichs gespart zu haben den Lack sauber anzuschleifen. Manch einer mag sagen: "Schönheitsfehler an einer nicht sichtbaren Stelle". Nur wenn der Lack mit dem Fingernagel abkratzbar ist weil er sich mit dem Lack darunter nicht verbindet, dann ist das schade bzw nervig.

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Die Hutablage hat ein riesen Loch das da eigentlich nicht hingehört. Quasi Leichtbau auf Schwedisch.

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Auch der ehemalige Käfig wurde nur grob mit der Flex rausgeschnitten, so dass an allen Ecken noch die Stummel vorhanden sind.

Beweisstück b: Das Fahrwerk.
Wie schon geschrieben, hat Tobbe bei H&R ein "Motorsport-Fahrwerk" bespoke für den e30 anfertigen lassen. Das war bestimmt nicht billig, aber ist deswegen nicht automatisch gut. Grundsätzlich einmal war es völlig ohne Übertreibung steinhart. Als wäre das Fahrwerk permanent auf Block. Das Domlager ist ein reines Motorsportteil ohne Abdichtung o.ä., so dass die Nadellager schon fest waren als ich das Auto bekommen habe.

Das Fahrwerk war deswegen so hart, weil die Federhärte der Hauptfedern viel hoch ist. In einem Telefonat mit H&R wurde mir eine andere Feder für den Straßenbetrieb empfohlen.

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Diese haben den e30 dann zwar *etwas* komfortabler gemacht, aber es war auch deutlicher zu spüren dass irgendetwas mit den Dämpfern nicht stimmt.
Beispiel: es kommt ein Schlagloch; ich sehe es, kann aber nicht mehr ausweichen und bereite mich schon auf einen riesen Schlag vor. Aber der große erwartete Schlag bleibt aus, es ist nur ein leichter Stoß wie es von einem sportlichen Fahrwerk zu erwarten ist. Dann fahre ich über die Dehnfuge einer Brücke, die völlig ungefiltert an die Karosserie weitergegeben wird. Etwas von dem man meinen könnte dass es allein der Reifenquerschnitt schon schluckt. Unangenehmstes Beispiel war, dass es mir auf einer kurvigen Straße einmal die Vorderachse in einer Rechtskurve so stark versetzt hat, dass ich dachte jetzt rutsche ich ins Bankett. Wohlgemerkt kein Untersteuern, sondern wirklich ein Versetzen der Vorderachse nach einem Buckel im Teer, den die Fahrwerke meiner anderen Autos alle nicht aus der Ruhe bringen. Selbst die Verstellung der Dämpfer hat daran nichts geändert.

Beweisstück c: der Kabelbaum.
Der ist eine Katastrophe. Das Fahrzeug hat das Werk mit der absoluten Nordland-Standardausstattung verlassen. Das bedeutet dass ausser Sitzheizung nichts an besonderer Elektrik im Fahrzeug sein sollte. Der Kabelbaum in meinem e30 ist jedoch ein Vollausstattungskabelbaum mit ABS. Die Kabelbäume hatten ab Werk schon viele Anschlüsse für Sonderausstattungen was das Nachrüsten leichter macht, aber in meinem Kabelbaum sind bestimmt 50m zuviel Kabel, von denen teilweise nichtmal mein e30 Profi weiß wo die hingehören. Wohlgemerkt: Original Kabelbaumkabel vom BMW, keine selbst eingezogenen Kabel. Plus Sachen von denen ich weiß für was sie sind, die aber eigentlich raus gehören. Der Kabelbaum zum Originalsteuergerät und der komplette ABS-Kabelbaum sind z.B. einfach unters Armaturenbrett gestopft. Mein Schrauber hat die Vermutung geäussert dass die zwei oder mehrere Kabelbäume genommen haben und immer wenn irgendwo ein Kabel nicht funktioniert hat, haben sie das aus einem anderen Kabelbaum herausgetrennt und zu meinem ins Auto dazugelegt.

Dazu noch viele andere kleine Dinge wie fehlende Hitzeschutzbleche unterm Auto und unterm Tank, ein in den Leerlaufregler gebohrtes Loch (warum?!), Codierstecker vom Vierzylinder im Sechszylinderinstrument und jedes einzelne Birnchen im Innenraum ist durchgebrannt.

Trotzdem bin ich zu dem Zeitpunkt insgesamt zufrieden mit dem Auto, fehlt halt noch der TÜV und die offensichtlichen Problemchen.