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  1. #1

    El conquistador de los mares: Die Longines HydroConquest L3.642.4.56.6

    El conquistador de los mares: Die Longines HydroConquest L3.642.4.56.6



    Vorgeschichte (kann durchaus übersprungen werden):

    Longines hat bei mir einen Stein im Brett.

    So richtig begründen kann ich es nicht, ich besaß vor dem Kauf der hier vorgestellten HydroConquest insgesamt gerade einmal drei Uhren aus Saint-Imier und alle drei fanden den Weg in mein Herz, auch wenn zwei dieser drei Uhren heute nicht mehr bei mir sind.

    Merkwürdig ist allerdings, dass, obwohl ich Longines sehr mag, es die Uhren immer etwas schwer hatten, zu mir zu finden. Auch bei der HydroConquest war es nicht anders, denn ursprünglich interessierte ich mich für eine Seiko SBDC053 – der blauen Hommage an die 62mas von 1965. Mein Problem mit der Seiko lag beim Original-Armband: Ich mag einfach keine Kautschukbänder! Sicher kann das Original-Armband gegen ein stählernes ausgetauscht werden, allerdings ist das auch an die SBDC053 passenden Armband der SPB051 recht teuer und hätte den Endpreis der Seiko in Richtung 900,- Euro getrieben – einen Preis, den ich für eine Seiko nicht bereit bin zu bezahlen.

    Nachdem das klar war, sollte es dann endlich eine HydroConquest werden und da ich bei einem schon etwas weiter zurückliegenden Besuch beim Konzessionär in der rund 50 Kilometer entfernten Kreisstadt bereits festgestellt hatte, dass die Uhr mit nur 39 Millimeter Durchmesser auch an meinem dürren Arm eher verloren wirkt, kam nur deren größerer Bruder mit 41 Millimeter Durchmesser in Frage und so machte ich mich zunächst auf die Suche nach detaillierteren Informationen und anschließend nach einem geeigneten Anbieter.

    Grundsätzlich habe ich fast immer konkrete Vorstellungen, wenn ich mir etwas kaufen will. So auch hier, wobei mir die Farbe des Zifferblattes – Blau oder Schwarz, beide sehr schön – in diesem Fall relativ egal war und ich tatsächlich die Wahl einem Zufallsgenerator überließ. Ein „best of three“ sollte die Entscheidung bringen und das Ergebnis fiel 2:1 für Schwarz aus.
    Neben der Größe sollten weitere Eckpunkte allerdings nicht dem Zufall überlassen werden: keinesfalls sollte es das 2018er Modell werden, die Vorteile der Keramik-Lunette wiegen das langweiliger gestaltete Zifferblatt meines Erachtens nicht auf und außerdem sollte es unbedingt eine HydroConquest mit dem „alten“ Longines L633 Kaliber werden, da mir eine Taktung von 28.800 A/h lieber ist, als eine mit 25.200 A/h und mir eine Gangreserve von 38 Stunden als ausreichend erscheint und ich die 64 Stunden nicht brauche.
    Die Beschränkung auf das L633 Kaliber erschwerte die Suche allerdings erheblich, da Longines die Hydroconquest seit etwa zwei Jahren nur noch mit dem L888 Uhrwerk verkauft.
    Überraschenderweise fand sich im Netz aber doch noch ein (Grau-)Händler, der die Uhr nagelneu mit Box, Papieren und allem Zipp und Zapp anbot – allerdings mit blauem Zifferblatt und ich hatte ja eigentlich Schwarz ausgewürfelt – aber: Dries drop! Dann eben in blau!
    Also die Uhr gleich in den Warenkorb gelegt, die Zahlungsweise ausgewählt und eine (aufpreispflichtige) Samstagszustellung dazu gebucht. Die Bestätigung des Eingangs meiner Bestellung erfolgte prompt, die eigentliche Bestellbestätigung ließ aber auf sich warten und am folgenden Tag verschwanden sämtliche Longines Angebote von der Website, also wollte ich da mal nachhaken. Ein Anruf beim Händler am folgenden Montag ergab, dass die Uhr nicht vorrätig sei und man gerade eine Anfrage bei den Partner-Juwelieren gestartet hatte, um mir die Uhr zu besorgen. Auf meinen Hinweis, dass es aktuell wahrscheinlich nur noch den Nachfolger der HydroConquest mit dem neueren L888 Kaliber geben würde, den ich wiederum nicht haben wolle, einigten wir uns darauf, die Bestellung zu stornieren.

    Die Uhr:

    Longines lancierte die HydroConquest im Jahr 2007 und füllte mit dieser Uhr die Lücke, die das „Upgrade“ der Omega Seamaster auf das In-House produzierte Co-Axial-Werk und der damit einhergehenden deftigen Preiserhöhung für Omegas Taucheruhr in der Swatch Group gerissen hatte. Die Uhr schlug schon in ihrem Debutjahr ein und blieb bis heute ein voller Erfolg.

    … so viel zur Historie der HydroConquest und nun von der Vergangenheit zurück in die Gegenwart…

    „Meine“ HydroConquest – jetzt doch in schwarz – fand ich bei einem Privatanbieter bei Chrono24. Pierpaolo N. hatte die Uhr am 4. Juli 2018 bei einem Konzessionär in der Nähe von Mailand erstanden, zu sich nach Sizilien geholt und wollte sich jetzt, warum auch immer, wieder von ihr trennen und so fand er in mir einen ernsthaften Interessenten. Das Geschäft über den Treuhandservice von Chrono24 wurde sehr schnell abgewickelt: Montags abends nahm ich das Angebot an, überwies den Betrag auf’s Treuhandkonto und am Samstag darauf konnte ich die Uhr schon in Händen halten.

    Der erste Eindruck nach dem Öffnen des Pakets war irgendwie ernüchternd.
    Nein, mit der Uhr war alles in Ordnung. Box, Papiere, abgestempelte Garantiekarte, sogar das zur Uhr gehörende Hangtag mit Listenpreis, Referenz- und Seriennummer, alles dabei. Keine sichtbaren Tragespuren – bestenfalls mit der Lupe ließe sich etwas finden – daran lag’s definitiv nicht. Anscheinend hatte ich die Uhr aufregender, spannender in Erinnerung, nun wirkte sie fast langweilig. Aber gut, jetzt war sie schon mal da, warum sollte ich sie dann nicht auch tragen? Flugs das Band gekürzt, zwei Glieder mussten raus, und die Uhr angelegt – immer noch unspektakulär, fast langweilig…
    Ein wenig Enttäuschung machte sich breit, sowas ist mir vorher noch nie passiert, denn alle meine bisher erworbenen Uhren konnten immer eine gewisse Begeisterung auslösen, vielleicht mit Ausnahme der SKX, aber die war ja ursprünglich als „Opferanode“ vorgesehen.
    Was also tun mit der Longines? Behalten? Verkaufen? Zurückgeben wäre bei einem Kauf von Privat keine brauchbare Option. Die für mich logischste und sinnvollste Alternative war im Grunde ganz simpel: Einfach erst einmal weiter tragen.

    Schon am folgenden Sonntag sprang der Funke wieder so richtig über. Das Ding ist geil! Die polierten und satinierten Flächen an Band und Gehäuse verleihen der Uhr ein elegantes und edles Aussehen, ohne sie durch zu viel „Blingbling“ protzig wirken zu lassen. Der Sonnenschliff beim schwarzen Zifferblatt ist schön dezent und deutlich weniger aufdringlich als beim blauen, er lässt das Zifferblatt je nach Lichteinfall tiefschwarz oder anthrazitfarben schimmern.
    Sehr schön und originell finde ich auch die rote Spitze des Sekundenzeigers, außerdem mag ich es, dass Longines nicht den Unsinn mitmacht, jeder Uhr einen Glasboden zu verpassen. Der Schraubboden ist massiv und zudem noch sehr schön und aufwendig dekoriert.
    Die Uhr ist zwar rund 12 Millimeter hoch, wirkt am Arm aber deutlich flacher und passt problemlos unter die Hemdmanschette.
    Überhaupt macht die Longines zu jedem Outfit eine hervorragende Figur. Egal ob Hemd und Krawatte, Jeans und Polo, T-Shirt und Shorts, Schwimmhose oder Neoprenanzug – die Uhr passt.
    Apropos Neoprenanzug: Mit der im Schließenkasten untergebrachten Taucherverlängerung lässt sich das Armband im Handumdrehen um ca. 25 mm verlängern – für mich mehr als ausreichend, damit ich die Uhr über meinem Semi Dry Anzug tragen kann.

    Ein gutes Gangverhalten ist mir bei meinen Uhren durchaus wichtig und hier kann die Longines absolut punkten. Die HydroConquest läuft bei meiner Trageweise über den Tag nur eine Sekunde ins Minus – besser dürfte es wohl kaum gehen.
    Meine bisherigen Erfahrungen mit Seiko Uhren lassen mich daran zweifeln, dass die SBDC053 ähnlich gute Gangwerte geliefert hätte, von daher war der Verzicht auf die Seiko und der Kauf der Longines wohl eine gute Entscheidung.

    … aber wo viel Licht ist, ist auch Schatten, im Falle der Longines beschränken sich die Schattenseiten meiner unmaßgeblichen Meinung nach aber nur auf zwei, na, sagen wir zweieinhalb Punkte: Zum einen wäre da der Kronenschutz, der zwar hübsch anzusehen ist und sicher seinen Teil zum Charakter der Uhr beiträgt, beim Aufziehen und Stellen der Uhr aber doch ein wenig und wirklich nur ein wenig stört. Zum anderen wäre da die schwache Leuchtmasse. Die Super-LumiNova ist bestimmt sehr gut, möglicherweise Seikos LumiBrite unterlegen, aber insgesamt doch gut – Omega, TAG Heuer und diverse andere Hersteller beweisen die Qualität der Leuchtmasse, nur Longines hat hier schon seit Jahren Probleme und das nicht nur bei der HydroConquest.
    Den „halben“ Schatten wirft die Schließe, genauer gesagt die Taucherverlängerung im Schließenkasten, die leider nicht aus dem Vollen gefräst ist, sondern „nur“ aus Blech geformt wurde und ein wenig klappert.
    Insgesamt ist das aber meckern auf hohem Niveau, denn aufziehen und stellen muss man die Uhr ja nicht permanent und die Super-LumiNova leuchtet durchaus ein paar Stunden nach, sodass auch nachts die Uhrzeit ablesbar bleibt ohne die Nachttischlampe einschalten zu müssen, auch wenn ihr die Brillanz und Ausdauer von Seikos LumiBrite abgeht…
    … und auch die Schließe tut was sie soll: Sie schließt zuverlässig und sorgt dafür, dass die Longines nicht vom Arm rutscht – was will man mehr?































    Gehäuse:
    Material: satiniertes und poliertes Edelstahl
    Glas: antireflexbeschichtetes Saphirglas
    Gehäuseboden: verschraubter und gravierter Gehäuseboden
    Abmessungen: Ø 41.00 mm, Höhe: 12.00 mm, Bandanstoßbreite: 21.00 mm, Länge (über die Hörner gemessen): 51.00 mm
    Wasserdichtigkeit: wasserdicht bis zu einem Druck von 30 bar (300 m)
    Eigenschaften: außen liegende Taucherlunette aus Stahl mit Aluminium Inlay, einseitig drehbar; verschraubte und signierte Aufzugskrone bei 3 Uhr

    Zifferblatt und Zeiger:
    Farbe: Schwarz mit Sonnenschliff, versilberte und polierte Zeiger
    Stundenskala: aufgesetzte Indices und arabische Ziffern bei 6, 9 und 12, versilbert und poliert und mit Swiss Super-LumiNova® belegt, aufgedruckte Minuterie
    Datumsanzeige bei 3 Uhr
    Zeiger: versilberte und polierte Zeiger, mit Swiss Super-LumiNova® belegt, Sekundenzeiger mit roter Spitze

    Uhrwerk und Funktionen:
    Kaliber: fein verziertes Longines L633 (Basis ETA 2824-2), mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug, Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde bei einer Gangreserve von 38 Stunden, 25 Lagersteine, Sekundenstopp, Handaufzugsmöglichkeit
    Funktion: Stunden, Minuten, Sekunden und Datum

    Armband:
    Material: satiniertes und poliertes Edelstahl
    Farbe: Silber
    Schließe: signierte Sicherheitsfaltschließe aus Edelstahl mit Sicherungsbügel und integrierter Taucherverlängerung

    Listenpreis (2018):
    1050,00 Euro



    Fazit:

    Longines hat bei mir einen Stein im Brett, aber das schrieb ich ja bereits.
    Die Leute in Saint-Imier machen einfach tolle Uhren und auch die HydroConquest ist eine davon – trotz ihrer kleinen Fehler. Die Gangwerte der Uhr sind übrigens ausgezeichnet, auf der Weihst zeigt sie in allen Lagen eine Amplitude vom über 280° und eine tägliche Gangabweichung von –3 Sekunden. Am Arm läuft sie bei mir täglich mit etwa 2 Sekunden ins Plus.





    Quellen:
    Bildquellen: Bild 1: imago | Bild 2 bis 17: own work
    You're gonna need a bigger boat.
    Chief Martin Brody

    Blancpain | Eterna | IWC | Porsche Design by IWC | Vulcain

  2. #2
    Freccione Avatar von Gotti
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    schöne Uhr und nettes Indians Jersey!

  3. #3
    PREMIUM MEMBER Avatar von Signore Rossi
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    5
    Sehr schön geschrieben und die Longines ist in der Tat nett anzuschauen!
    Signore Rossi

    "Bevor ich einer Regierungserklärung traue, Bitte ich eher den Würger von Boston um eine Halsmassage."
    (Klaus Ernst, MdB)

  4. #4
    PREMIUM PFÄLZER Avatar von heintzi
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    Danke für den Beitrag, sehr gut geschrieben und tolle Fotos.

  5. #5
    Day-Date Avatar von franklin2511
    Registriert seit
    10.05.2007
    Beiträge
    3.831
    Toll geschrieben, und auch dank Deiner wunderbaren Ausführungen finde ich Gefallen an der Uhr.
    Gruß, Frank

  6. #6
    Day-Date Avatar von Lostinspace
    Registriert seit
    26.07.2013
    Ort
    Im schönen Süden!
    Beiträge
    4.000
    Klasse verfasster Thread, deine Begeisterung / Faszination kann mal spüren

    Viel Freude mit ihr
    —Andy—

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