Na ja, junger Hüpfer ...

Anfang der 70er Jahre sah sich die Polizei, wie übrigens heute wieder, völlig neuen und harten Herausforderungen gegenüber. Der RAF-Terrorismus, der Anschlag auf den israelischen Olympiakader in München und dazu die Atomkraft und ihre Gegner erforderten eine massive Aufstockung der Kräfte bundesweit. Das war mein Glück.
Die Polizei stellte damals nur junge Männer unter 26 Jahren mit Mittlerer Reife ein. Ich hingegen hatte nicht einmal einen Hauptschulabschluss...

Nachdem ebenfalls anfangs der 70er in NRW beschlossen wurde, dass die Schuljahre nicht mehr mit den Oster- sondern nun mit den Sommerferien enden sollten, wurden sogenannte Kurzschuljahre eingeführt. Das hieß für mich, dass ich Ostern ins 3. Schuljahr kam und im Sommer des Folgejahres mit dem 4. Schuljahr die Grundschule (als bis dahin bester Schüler aller Zeiten dort) abgeschlossen hatte. So kam ich mit neun Jahren auf ein mathematisch naturwissenschaftliches Gymnasium mit Fremdsprache Latein. Den Rest erspare ich Euch. Mit nicht ganz 15 und einer Ehrenrunde in der 8 wurde ich Mitte Obertertia (neun) von der Schule "freigestellt"

Da das mitten im Schuljahr passierte, konnte ich keine Lehrstelle mehr antreten und arbeitete als Handlanger-Polier im Tiefbau und auch im Landschaftsbau.
Dann bekam ich eine Lehrstelle als "Autoschlosser" in einer BLMC-Vertragswerkstatt und reparierte und wartete mit meinem Gesellen viele Minis und Spitis, TR 4-6 und auch den Jaguar E des bekannten Künstlers Professor Mack. Mein Geselle, Herr W., sah aus wie Raimund Harmstorf und verfügte über ähnliche körperliche Kräfte. Ich hatte Schiss vor ihm, konnte aber natürlich mein Maul trotzdem nicht halten. Eines Tages hat er mir vor Wut einen Drehmomentschüssel ins Kreuz geschlagen. Sofort bin ich mit dem Fahrrad nach Hause. Kommentar meines Vaters auf meinen Bericht: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!". Mein Vater war Industriekaufmann und wusste offenbar nicht, was ein Drehmomentschlüssel ist. Er hatte dabei wohl an seinen Hausschlüssel gedacht.