Vorab: Ich hätte ja nie gedacht, dass ich als langjähriger ALS-Fan nochmal die Ästhetik und den Wert einer Nautilus verteidigen würde.
Nun der Reihe nach.
Mr. Edge schrieb vorgestern (adressiert an Micha):
Und Christian schrieb gestern:
In Zeiten der selbsternannten Wikipedia-Experten halte ich mich, ganz „old school“, gerne mal an den Brockhaus – und jetzt muss ich mich ein weiteres Mal wiederholen –, demzufolge Kunst „in einem engeren Sinn die Gesamtheit des vom Menschen Hervorgebrachten (...), das nicht durch eine Funktion eindeutig festgelegt ist oder sich darin erschöpft (...)“ sei.
Wenn ich diese Definition zugrunde lege, ist jede Form von Uhrmacherei, die über die Erfindung und Herstellung einer Uhr zur bloßen Zeitanzeige hinausgeht, Kunst – also selbstverständlich auch die Erfindung (die Idee) und Herstellung einer Nautilus, ganz gleich, wie viele CNC-Maschinen daran beteiligt waren.
Dass Genta seinen Nautilus-Entwurf in nur 5 Minuten fertiggestellt haben soll, wie „datograph“ behauptet (datograph: Auf welche Quelle beziehst du dich?), ...
... ändert daran nichts. Nur über die Werktiefe ließe sich streiten.
Zum Thema Produktionsdauer ein Vergleich: Der italienische Komponist Giuseppe Verdi hat seine Oper „La Traviata“ in gerade mal 6 Wochen fertiggestellt. Sie ist heute nicht nur eine seiner beliebtesten, sondern gilt auch als eine seiner gelungensten, sprich künstlerischsten.
Auch der Vorwurf, die Nautilus sei lediglich ein epigonaler Abklatsch, ...
... lässt sich leicht entkräften: Die Bearbeitung einer Vorlage ist unter Künstlern wie Malern, Dichtern und Musikern geachtet und eine Selbstverständlichkeit, die Vorlage Inspirationsquelle, die zur Variation herausfordert, das Ergebnis häufig auf Augenhöhe mit der Ur-Idee. Johann Sebastian Bach beispielsweise hat bei Bedarf eigene Werke bearbeitet („parodiert“), die sich vor dem Original nicht verstecken müssen. Das war gleichermaßen pragmatisch (wie Genta wollte und musste er von seinem „Handwerk“ leben) wie anerkannt.
Gegen die subjektive persönliche Abneigung gegenüber einer Sache und die damit einhergehende Geringschätzung ...
... lassen sich allerdings keine sachlichen Argumente anführen.
Die Verortung des Werts einer Uhr im rein Handwerklichen hingegen ist zwar vollkommen legitim, ...
... jedoch lässt sich das, was die Nautilus-Modelle, und sicher am meisten die hier zur Diskussion stehende blaue 5711, von anderen, nicht-umhypten und handwerklich mindestens ebenbürtigen Uhren unterscheidet, meines Erachtens nur durch diesen „mystischen Faktor“ erklären (wenn schon nicht messen, außer denn in stetig wachsenden Beträgen jenseits des Listenpreises, die nach wie vor nicht wenige bereit sind, für dieses Modell auszugeben), dessen irrationale Anziehungskraft so hoch ist, dass kein anderer Thread in diesem Unterforum dermaßen viele Klicks erhält.
Und da sich nichts so schön ins Unermessliche steigern lässt wie unsere Irrationalität (nur böse Zungen sprechen von „Unvernunft“), wird er auch in Zukunft weiter steigen, der Preis der blauen 5711 ...
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15.04.2019, 16:07 #11ehemaliges mitgliedGast
Geändert von ehemaliges mitglied (15.04.2019 um 16:12 Uhr)
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