Hallo,
für alle, die es interessiert, anbei unser aktuellstes Review zu obiger Uhr.
Der umfangreich bebilderte Originaltext findet sich hier:
http://hautehorlogerie.at/Reviews/fi...07e9a2e-9.html
Review: Glashütte Original Seventies Chronograph Panoramadatum
(Text und Fotos: MF)
(weitere Bilder in Vorbereitung)
Einleitung:
Die diesjährigen Uhrenmessen in Genf und Basel waren geprägt von der Frankenaufwertung und der -vermeintlich- heraufdämmernden „Quarzkrise 2.0“, sprich- der weiteren Verbreitung von Smartwatches.
Was immer diverse Marketingstrategen dazu bewogen haben mag, die Vorstellung von Smartwatches in allen möglichen Variationen geht definitiv am Wunsch des Kunden vorbei.
Sicherlich wird dies ein starkes Marktsegment werden, aber kaum den Liebhaber hochwertiger mechanischer Uhren auf den „falschen Pfad“ führen. Es ist daher verwunderlich, dass sich diverse Luxusmarken in aller Eile dazu hinreissen ließen, Unsummen Entwicklungsgelder in diese eine Technologie zu stecken, die weit an der Kernkompetenz (und am Kundenwunsch) vorbei schießt und bislang auch keine überzeugenden Produkte zur Folge hatte.
Da das Geld aber irgendwo her muss, erhöhte man im Gegenzug gleich mal die Preise für traditionelle, hochwertige, mechanische Modelle (mit Bezugnahme auf die Frankenaufwertung als passenden Schuldigen).
So ist es umso erfreulicher, dass zumindest in deutschen Landen ein Hersteller die Fahne traditioneller Uhrmacherkunst hoch, dabei die Preise überschaubar hält und die Qualität der Produkte ständig erhöht, ohne in gleichem Umfang an der Preisschraube zu drehen, wie das bei vielen Schweizer Marken mittlerweile Usus ist.
Der Hersteller, um dessen Produkt es hier geht, ist Glashütte Original.
Traditionsmanufaktur seit 170 Jahren.
Selten kommt es vor, dass wir ein Produkt zum Test bekommen, dessen Entstehung wir quasi vom Zeichenbrett weg verfolgen konnten. Natürlich kennt man auch die Produktion anderer Uhren/Uhrwerke, aber selten mit einem derartigen Tiefgang, der wörtlich bis zur letzten Schraube geht.
Glashütte Original 2014-186
(erste Skizzen zu den Senator und Seventies Chronographen)
Umso mehr freuen wir uns, Ihnen das Ergebnis präsentieren zu können.
Glashütte Original 2014-224
Das Gehäuse:
Mit dem Seventies Chronograph Panoramadatum (Ref. 1-37-02-03-02-30) ist Glashütte Original ein grandioser Wurf gelungen, der zur Baselworld 2014 der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Es gibt wenige Uhren, die Eleganz, Sportlichkeit und Tradition so gekonnt unter einen Hut bekommen.
Wir wagen die Prognose, dass das 40x40x13,5mm große Gehäuse in Verbindung mit der fast quadratischen, aber weich abgerundeten Form zu einer Design-Ikone der Uhrenindustrie werden wird, auch wenn (noch) kein so klingender Name, wie Gerald Genta, dafür verantwortlich zeichnet.
Diese herausragende Designsprache ist nicht nur Selbstzweck, sondern führt auch im Alltag zu gehobenem Tragekomfort. Die Uhr eckt bei keiner Manschette an, trägt sich absolut unauffällig und ist sowohl zur legeren Freizeitkleidung, als auch zum Geschäftsanzug immer passend.
Der Gehäuse-Mittelteil ist fein satiniert, wobei jeweils an Ober- und Unterkante eine feine, hochglanzpolierte Fase Kontraste setzt. Die Lünette ist hochglanzpoliert und fasst das plane, beidseitig entspiegelte Saphirglas ein.
Mittels 8 Schrauben ist der Gehäuseboden befestigt, dessen Saphirglasfenster einen Einblick in das Kaliber 37-02 gewährt.
Die verschraubte Krone sorgt für ausreichenden Schutz vor Wasser, dem die Uhr bis zu einem Druck von 10 ATM standhält, was die Alltagstauglichkeit weiter erhöht.
Die Bedienung von Krone und Drückern ist ausgezeichnet, wenngleich die Drücker etwas schwergängiger sind, als man es sich bei diesem Uhrwerk erwarten würde. Der Druckpunkt ist dafür richtig knackig und genau definiert.
Glashütte Original 2014-193
Deutsche Zifferblattmanufaktur Glashütte-85
Zifferblatt/Zeiger:
(Weitere Beschreibungen und technisches Bildmaterial finden Sie in unserem gratis verfügbaren eMagazin „Manufactum Teil 1“)
Auch hier hatte der Hersteller einen guten Griff...
Es gibt nur wenige Zifferblatt-Hersteller, die diese Qualität liefern können. Die hauseigene, hochmoderne Zifferblattmanufaktur in Pforzheim, die die Blätter für die Uhren der Marke fertigt, ist eine davon.
Von der aufwändigen Fertigung der Blätter konnten wir uns schon selbst einen bleibenden Eindruck verschaffen.
Eine detaillierte Beschreibung finden Sie in unserem gratis erhältlichen eMagazin „Manufactum-Teil 1“.
Das blau galvanisierte Blatt verfügt über einen wunderbar feinen Sonnenschliff, 2 Totalisatoren (kleine Sekunde und Stoppminute) sowie 3 Ausnehmungen (Gangreserveanzeige, Panoramadatum und Stoppstunde).
Deutsche Zifferblattmanufaktur Glashütte-44
(Aufbringen des Sonnenschliffs)
All diese Anzeigen auf dem Blatt unterzubringen und trotzdem so übersichtlich zu bleiben, ist eine designtechnische Glanzleistung.
Die Indizes aus Weißgold sind appliziert und an der Rückseite des Blattes mittels Laser verschweißt. Ein Abfallen ist also unmöglich.
Deutsche Zifferblattmanufaktur Glashütte-71
(Verschweißen der Indizes)
Ebenfalls aus Weißgold sind die Zeiger, wobei der Stunden- und Minutenzeiger mit Super Luminova ausgelegt sind.
Glashütte Original 2014-139
(das Kaliber 37 noch im Entwurfsstadium)
Glashütte Original 2014-149
(hier bei der Montage, noch ohne Rotor)
Bildschirmfoto 2015-05-12 um 23.08.02
kaliber_37_12cm
(copyright by Glashütte Original)
Uhrwerk:
(Kaliber 37-02)
(Weitere Beschreibungen und technisches Bildmaterial finden Sie in unserem gratis verfügbaren eMagazin „Manufactum Teil 1“)
Nicht nur, dass es optisch eine Augenweide ist, was ja zu erwarten ist, auch funktional und technisch ist es hervorragend gelungen.
Eine Prämisse bei der Entwicklung war die Erzielung maximaler Zuverlässigkeit, sowohl in der Chronographen-Funktion selbst, als auch deren Bedienung.
Dies wurde mit einer möglichst weitgehenden Reduktion der Bauteile erreicht und einer äusserst massiven, trotzdem eleganten, Ausführung der Hebel.
Ebenso wurde das Uhrwerk selbst auf höchste Präzision getrimmt, was sich in einer rückerlosen Feineinstellung durch 4 Goldschrauben und einer Frequenz von 4 Hz manifestiert.
Zum Glück wurde die traditionelle Schwanenhals-Feder trotzdem beibehalten. Und zwar nicht als rein optisches Element, sondern, in Verbindung mit dem entsprechenden Regulierorgan, funktional zur Korrektur des Abfallfehlers. Eine wirklich wunderschöne Lösung!
Als Steuereinheit des Chronographen dient stilgerecht ein Schaltrad.
Großes Augenmerk wurde auch darauf gelegt, dass trotz der vertikalen Kupplung ein ruckelfreies Gangbild der Stoppsekunde und ein perfektes Einrücken des Mechanismus gewährleistet sind.
Ein „Stottern“ des großen Zeigers, wie ihn manche Kaliber an den Tag legen, sucht man hier vergeblich.
Zudem wurde darauf geachtet, den Amplitudenabfall bei Zuschaltung des Chronographen so klein als möglich zu halten, wozu einige Kunstgriffe nötig waren.
Wer sich aber jetzt ein Handaufzugskaliber mit offen liegender Mechanik erwartet, muss sich entweder enttäuscht zurücklehnen, oder freudig der Tatsache bewusst werden, dass dieses Uhrwerk über einen automatischen Aufzug verfügt.
Aber auch hier lässt sich Glashütte Original nicht lumpen und überarbeitet das Rotorlager und die Übertragungsfunktionen für einen noch geschmeidigeren und zuverlässigeren Ablauf des Rotors mit 21 karätiger Gold-Schwungmasse, der alsbald für den Aufbau der vollen Gangreserve von 70 Stunden sorgt.
Dass das gesamte Uhrwerk selbst nach bester Glashütter Manier finissiert wurde, versteht sich von selbst.
Gebläute Schrauben, anglierte und polierte Kanten, Glashütter Streifenschliff finden sich samt und sonders unter dem Saphirglasboden.
Und im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten erfolgt die Finissage manuell, nach alter Handwerkstradition, was in dieser Preisklasse wohl ein Alleinstellungsmerkmal ist.
Allein die Zinnpolitur der Schwanenhals-Feder dauert rund 20 Minuten. In dieser Zeit werden andernorts 10 Uhrwerke fertiggestellt.
Glashütte Original 2014-129
(Zinnpolitur der Schwanenhals-Feder)
Jede Schraube wird von Hand gehärtet, poliert und gebläut, die Perlagen einzeln aufgebracht und die Werkteile teils von Hand auf feinstem Papier poliert.
Glashütte Original 2014-117
(Schrauben im Werkstückhalter zur Politur)
Glashütte Original 2014-113
(Handpolitur der Schrauben)
Funktional gibt es aber noch weitere Besonderheiten:
Erweitert wurde das Kaliber um ein Großdatum, Flyback-Funktion und eine Gangreserve-Anzeige.
Letztere ist besonders schön und stilvoll gelöst- sie ist im Hilfszifferblatt der kleinen Sekunde unauffällig, trotzdem gut ablesbar, untergebracht.
Trotz dieser großen Funktionsvielfalt und dem robusten Aufbau hat das Kaliber lediglich einen Durchmesser von 31,6mm und findet so in den schlanken Gehäusen der Senator- und Sixties-Linien problemlos ein neues Zuhause.
Die Gangwerte sind - wie nicht anders zu erwarten - hervorragend.
Nahezu perfekt einreguliert, schwankt die Uhr zwischen 0,0 in den Flachlagen und 1,0 Sekunden in den hängenden Lagen. Der Abfallfehler könnte etwas geringer sein und variiert zwischen 0,1 und 0,3ms.
Mit einer maximalen Lagedifferenz von 1 Sekunde hat Glashütte Original ganze Arbeit geleistet.
Das Armband:
Wir haben uns bei der Testuhr für das Louisiana-Alligator-Lederband mit Faltschließe aus Edelstahl entschieden. Alternativ gibt es ein sehr schönes Metallband.
Das Band ist sehr fein gearbeitet und auch neu angenehm weich.
Die massiv gearbeitete, trotzdem feine Schließe ist ebenso hervorragend ausgeführt und passt gut zur Uhr.
Bildschirmfoto 2015-05-13 um 00.08.49
Fazit:
Die Glashütte Original Seventies Chronograph Panoramadatum ist einer der seltenen Glücksfälle, wo der Käufer tatsächlich das für sein Geld bekommt, was er erwartet, versüßt mit einem tollen Design und hoher Alltagstauglichkeit.
Uns ist spontan kein Produkt eines Mitbewerbers geläufig, das eine so hohe handwerkliche und technische Ausführung in dieser Preisklasse aufweist.
Natürlich sind auch 12.500,- Euro UVP kein Pappenstiel. In Anbetracht des Gebotenen aber mittlerweile nicht nur preiswert, sondern richtig günstig.
Wer eine elegante, dennoch sportliche Uhr mit hoher Alltagstauglichkeit sucht, viel Wert auf „echte Manufakturware“ legt, ist hier bestens bedient.
Wertung:
Preis/Leistung: 10
Uhrwerk-Verarbeitung: 9
Uhrwerk-Gangergebnisse: 9
Zifferblatt-Gestaltung: 9
Zifferblatt-Verarbeitung: 10
Gehäuse-Konstruktion: 8
Gehäuse-Verarbeitung: 9
Gehäuse-Tragekomfort: 9
Armband-Konstruktion: 6
Armband-Verarbeitung: 9
Armband-Tragekomfort: 9
Summe: 97 (von maximal 110)
Ergebnis 1 bis 14 von 14
Baum-Darstellung
-
13.05.2015, 14:41 #1
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- 04.04.2014
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- Wien
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Review Glashütte Original Seventies Chronograph Panoramadatum
Mit freundliche Grüßen von der Zeiteisen-Redaktion,
Martin
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