Hallo Jürgen,

zunächst mal habe ich diesen Thread gar nicht erstellt. Ich habe diese TESTAF Geschichte aber aufmerksam verfolgt und am Ende meine Schlüsse daraus gezogen. Ich bin ja für Vieles zu haben, auch für Features, die noch so unsinnig sind, aber ein gewisses Maß an Wertschöpfung erwarte ich dann schon, oder eben eine Preiserhöhung ohne Gezauder.

Ich habe nicht behauptet, dass in der Norm unvernünftige Dinge stehen. Was mich stört ist der eindeutig kommerzielle Hintergrund dieser Norm.

Warum eine Norm?

Ich kenne einige Leute, die beruflich oder als Hobby in Cockpits sitzen und nicht einer von ihnen hat jemals beklagt, dass es bei Fliegeruhren keine Norm gibt. Die Uhren, die sie tragen könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Flieger vom Österreichischen Bundesheer trägt eine Breitling Navitimer (weil man als Pilot beim Konzi schönbe Prozente auf die Brocken bekommt), der Pilot bei der Lufthansa trägt was immer er außerhalb der Arbeit ums Handgelenk geschnallt hat und vom Din weiß ich, dass er seine G-Shock gerne trägt (weil die UTC leicht abzulesen ist).
So weit mir bekannt gibt es auch keinerlei Vorschriften (in der sonst aus Sicherheitsgründen recht stark reglementierten Luftfahrt) hinsichtlich der im Cockpit oder beim Fliegen zu tragenden Uhren. Wir können sicher sein: Wäre die Armbanduhr eines Piloten in irgendeiner Weise beim Fliegen bedeutsam, dann gäbe es entsprechende Auflagen oder Regeln. Das bedeutet, dass diese Norm die Antwort auf eine Frage ist, die niemand gestellt hat.

Jetzt schreibt Sinn "Die Rolle einer Armbanduhr im Rahmen der zeitgenössischen Flugpraxis unterscheidet sich in Fragen der Sicherheit kaum von der Rolle der Taucheruhr im Rahmen der Tauchpraxis. In beiden Fällen liegen mit den Tauchcomputern bzw. den Bordinstrumenten primäre Zeitmessinstrumente vor. Es werden aber verbreitet Armbanduhren als Back-up-Geräte mitgeführt, die es im Falle des Versagens der primären Ausstattung ermöglichen, den Flug bzw. den Tauchgang auf vorgesehene Weise oder im Sinne einer Notbeendigung durchzuführen.", d.h. sie vergleichen die Situation mit der der Taucher. Hinkt nur leider etwas, denn die Norm DIN 8306 wurde meines Wissens das letzte Mal 1983 aktualisiert. Sie stammt aus einer Zeit bzw. hat ihren Ursprung, als die Taucheruhr nicht nur Backup war, sondern das Primärinstrument. Damit kam der Norm eine weitaus größere Bedeutung zu, weil die Uhr die Sicherheit beeinflusste. Heute ist das nicht mehr so, deshalb kennt auch kaum ein Taucher diese Norm und es werden viele Uhren gekauft und zum Tauchen verwendet, die gar nicht der Norm entsprechen. Die Situation bei den Flieger ist tatsächlich vegleichbar mit der der Taucher heute: Eigentlich ist es egal, was Du ums Handgelenk hast, solange es die Zeit anzeigt. Wichtig ist Dein Tauchcomputer bzw. das Flugzeug.