Ich bin nun kein Elektro-Neuling mehr, der i3 ist schon 6 Jahre alt und hat über 70tkm, aber worin ich Neuling bin ist ein Elektroauto als Langstreckenauto zu fahren. Ich bins gewohnt 65l in einen Tank zu packen und damit 1000km am Stück zu fahren.

Das hat sich nun geändert - Bühne links: mein i5 Touring



Ich wohn in der schönen niederbayrischen Heimat Niederbayern, gekauft hab ich das Auto in Norderstedt. Ich hätte es einfach in der BMW-Welt ausliefern lassen können und fertig. Nachdem ich aber sowieso dieses Wochenende wegen eines Konzerts in Hamburg war, kam ich auf die gloreiche Idee ja mit dem Flugzeug hochfliegen zu können und das Auto mit heimzunehmen. Ein Auto, das 25km von hier gebaut wurde, damit also 800km in den Norden transportieren zu lassen und wieder mit runter zu nehmen. E-Autos sind schließlich gut für die Umwelt.

Grund war auch dass ich einfach gleich mal Langstrecke fahren und die ganze Ladesituation ausprobieren wollte.

Fazit: klappt gut. Klappt besser als ich gedacht habe; Reichweitenangst oder ähnliches wurde mir sofort genommen als ich gemerkt hab wie gut und einfach das alles funktioniert. In der enBW App tauchen überall Charger auf, viele sind frei und die Bedienung ist auch wie der Bayer sagt "watscheneinfach".



Ich hab trotzdem auf die letzten 1300km seit Freitag (Hamburg - Kiel - Hamburg - Landshut - Bayerwald - Landshut) schon viel vom Charger-Bingo abhaken können: permanente Ladeabbrüche, komplett nicht funktionierende Lader, Lader bei denen der Kartenleser defekt war, patzige Teslafahrer, völlig verdreckte Lader, Ladeparkwechsel weil es 200m weiter 20cent günstiger ist, aber auch viele perfekte Ladungen, schöne Ladeparks und gute Infrastruktur.




Am meisten ist mir aber der verdreckte Lader von e.ON im Gedächtnis geblieben. Auf einem rundum neu aussehenden, tiptop gepflegten Autobahnrastplatz stand ein Lader, der mit Spinnweben, Vogelkot und anderem herumfliegenden Zeugs dermassen verdreckt war, dass ich das Gefühl habe, dass seit der Eröffnung des Rastplatzes sich keiner mehr drum gekümmert hat. Als i-Tüpfelchen gingen von vier Lichtfeldern drei mal garnicht.







Geil auch der Ladepark, der schön in der App angezeigt wurde, auch mit Routenempfehlung, aber vom Parkplatz aus wohl nur über eine Wiese erreichbar war. Der Weg wurde auch haargenau so in der enBW App angezeigt wie er in der Wirklichkeit verlief. Aber da war kein "Weg", sondern ein Fahrweg über einen Wiese, der von anderen Leuten einfach angelegt wurde. Entweder weil die App es so anzeigt, oder die App zeigt es so an weil die Leute so fahren.

Unsortierte zusätzliche Gedanken:
  • jedes Problem das ich hatte ließ sich schnell und einfach vor Ort durch den Wechsel der Säule lösen, ich musste nie ohne laden zu können wegfahren
  • Langstrecke geht wunderbar, man muss nur Zeit mitbringen. Für jede 2h Fahrtzeit sollte man 20-30 Minuten extra einplanen
  • diese 20-30 Bewegung nach zwei Stunden halten wach und fit - ich bin bis 2 Uhr morgens gefahren und so lästig wie Stopps waren, so angenehm war es dann doch sich bewegt zu haben und wieder frisch ins Auto zu steigen
  • Ladeparks sind zwar immer gut erreichbar, aber manchmal halt auch die erste pachtbare Wiese ausserhalb irgendwo
  • ist so ein Ladepark ausserhalb, dann ist dort selten eine Toilette oder auch überhaupt nur ein Mülleimer. Man will sich wohl die Pflege sparen, die das mit sich bringt. Dabei habe ich es auch hier schon anders gesehen, dass Energiewirte neben ihre Biogas- oder Solaranlagen zwei, drei Säulen plus Snackautomat und Toilettenhäuschen hinstellen.
  • Ladefreigabe funktioniert einwandfrei in Sekunden per enBW App oder auch tatsächlich mit EC-Kartenleser (eine Ladekarte hab ich noch keine), das hat mich beeindruckt
  • nur weil es bei einem Anbieter an Ladepark X 64cent kostet, bedeutet das nicht dass es beim exakt gleichen Abieter (in den Fall Aral) 250km weiter auch 64cent kostet, da sinds dann gleich mal 82.


Was ich davon mitnehme und Leuten, die noch überlegen, gerne mitgebe: E-Auto auf Langstrecke ist problemlos, man bleibt nicht liegen, aber man muss Zeit mitbringen. Wenn der Vater 1000km entfernt im sterben liegt würd ich mir lieber vom Nachbarn den Diesel leihen.