Und jetzt mal an einem Beispiel erklärt was mich z.B. enorm stört.

"Nesmuk" macht die Aussage:


Anwendungshinweis: Den Folder mit der Klingenspitze zuerst aufsetzen und dann einfach durch das Schneidgut ziehen. Aufgrund unserer speziellen Klingenform der Messer kann in der Anwendung tatsächlich nur die Klingenspitze leicht abstumpfen, was aber keinerlei Auswirkungen auf die Schärfe der Taschenmesser hat.


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Und jetzt schauen wir uns mal im Detail an was dabei mit der Klinge passiert. (Auf die schnelle mal skizziert...)

klingenformen-abnutzung.jpg

Im Grunde ist das eine sog. "Reverse-Tanto" Form - im Vergleich zum "American Tanto" wird auch klar warum es "Reverse" heißt.

Ziehe ich jetzt also diese feine Spitze immer über den (Keramik)-Teller nutzt sich diese enorm ab, nicht nach 5x nicht nach 15x - aber spätestens nach 20x (ohne Unfall) wird es deutlich sichtbar. Die Spitze verschwindet und hinterlässt eine gerade Kante. Die Spitze bei dieser Klingenform ist äusserst fragil, das ist für feine Arbeiten auch durchaus gewollt - aber nicht als "Opfergabe" für den (Keramik)-Teller und die restliche Schneide.

Nutzt sich die Spitze weiter ab, wird sie zu dem immer dicker, weil sie "nach oben" rutscht - und dort steht wesentlich mehr Material.

Würde man die Spitze beim schleifen immer korrigieren, müsste man entweder auch gleichzeitig Material an den Flanken wegnehmen, bzw. gleich die Klingenform massiv verändern - das kann bei einem solchen Messer ja kaum gewollt sein - ich meine, die Ursprüngliche Klingenform ist ja gerade "DAS" "Design"-Merkmal.

Dazu kommt, und das Thema hatten wir ja neulich beim Thema "Härte" - die Klingenspitze ist ratzfatz abgebrochen bei unvorsichtigem (Keramik)-Teller Kontakt - auch das ist wohl nicht das, was jemand will der ein Messer in dieser Preislage benutzt.

Richtig ist natürlich, ähnlich wie beim "gezahnten" Brotmesser - das dieses "Opfer" die restliche Schneide erstmal schützt. Die Spitze(n) rutschen, und geschnitten wird innerhalb der Zähne bzw. in dem Fall dieses Messers, mit der weiter oben liegenden Schneide.

Ich pers. finde das weder besonders "innovativ" noch fände ich es toll ein Messer der 400+ Euro Preisklasse "ohne Spitze" zu haben.

Auch bei den Kochmessern - ich kenne keinen der die Spitze vorne ansetzt und dann das Messer zieht. Ganz im Gegenteil - beim schnellen Schneiden lässt man das Messer auf dem "Bauch" über das Brett und durch das Schnittgut gleiten.

Und damit kommt man dann eben zu meiner Eingangsaussage - die Messer sind sicher "toll"-gemacht - sehen fantastisch aus wenn sie im Block auf der Kücheninsel mit Gaggenau-Vollflächen-Induktionsherd stehen, dazu noch ein paar andere Goodies und fertig ist das "Gesamtbild". Gesprächsstoff für den nächsten Champagner an der Küchen-Bar hat man auch gleich - das Messer aus dem TV, und da gibt's sogar welche mit Weißgoldgriff und/Oder Diamanten usw. ...

Für jemanden der viel und mit Leidenschaft kocht kann ich mir ein solches Messer nicht vorstellen (Sorry, ist NICHT böse gemeint) - den selbst am Holzbrett leidet die Spitze und ist irgendwann "weg" - wenngleich auch natürlich deutlich später. Und selbst auf den Bildern der "Nesmuk-Kochschule" sieht man - das der Koch die Spitze nicht aufsetzt, sondern über den Bauch gleiten lässt

Alles andere ist dann persönliche Präferenz.

Ich hoffe - wie immer - keinem hier unnötig auf den Schlips zu treten - ist nicht meine Intention.

Viele Grüße,
Oliver