Wieder was Neues bei mir: ein Wander Tactical Hurricane Ti-Folder Gen III All Black.
Wander Tactical, das sind die italienischen Brüder Alex Wander und „Greymoose“ Dino. Die beiden bezeichnen sich selbst als “a small research team who lives to provide survivalists, soldiers, bushcrafters, explorers, hunters and outdoor enthusiasts with high quality cutting tools that you can always trust”. Okay.
Den Schwerpunkt des WT-Portfolios bilden eher große Fixed mit starkem taktischem Einschlag; an Foldern gibt es aktuell neben dem Hurricane noch das Mistral; die beiden unterscheiden sich lediglich in Form und Gestaltung der Klinge.
Das Hurricane wiegt 158 Gramm, ist geöffnet 21,4 cm und geschlossen 12 cm lang. Ohne den bläulich anodisierten Titan-Clip (tip-up r/l montierbar) ist das Messer 1,3 cm breit.
Die schwarz beschichtete und in einer Mischung aus Droppoint, Tanto und Spanto geformte Klinge mit beidseitiger Fuller Groove ist 4,8 mm stark, 9,0 cm lang und besteht aus kryogenisch auf ca. 59-61 HRC gehärtetem D2.
Bei diesem Härtevorgang wird der Stahl für einen Tag einem Kältebad ausgesetzt und anschließend langsam auf ca. 148 Grad Celsius erhitzt. Hierdurch werden die Moleküle aus ihrem festen Gitter gelöst, wobei es zur Bildung einer neuen, hochstabilen Kristallstruktur im Stahl kommt. Auf diese Weise kann er um das 600-fache fester werden (Quelle: softgun.at).
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Die Scales aus einer Aluminiumlegierung sitzen auf farblich zum Clip passenden Titan-Linern; für Griffigkeit sorgen die markanten beidseitigen Einfräsungen und mehrere Jimpings.
Zum Öffnen der Klinge stehen gleich zwei grobgeriffelte Thumbstuds pro Seite - von denen ein Paar auch als Klingenstop dient - sowie ein skelettierter Flipper zur Verfügung.
Verriegelt wird durch eine CNC-gefräste, vertikale Axis Lock-Variante (Rocker Arms 8.11), welche ohne Feder auskommt und sehr leise arbeitet.
Wer so richtig auf Nummer Sicher gehen möchte kann die ausgeklappte Klinge zusätzlich mit einem Pin sichern: dieser wird durch Scales, Liner und Klinge verschraubt, so dass ein einhändiges Schließen, egal ob versehentlich oder gewollt, nicht mehr möglich ist.
Bei Nichtgebrauch verschwindet besagter Pin in der Bohrung am Buttend des Griffs.
Das Hurricane gibt es in zwei Klingenausführungen: wie hier schwarz beschichtet oder mit Stonewash-Finish. Ich habe mich für Schwarz entschieden, weil mir das Messer mit den anodisierten Parts sowie der blingbling Edelstahl-Hardware schon bunt genug ist. Das Firmenlogo, ein Schädel der Machairodontinae-Unterart Smilodon (Miozän bis Pleistozän, 15.000.000 - 10.000 Jahre alt) findet sich als Lasergravur auf Klinge und Clip wieder.
Der Folder liegt gut in der Hand, kann allerdings nur lang gefasst werden. Der Klingengang ist weich, aber im Auslieferungszustand sehr schwergängig. Mehr „Druck“ auf den Flipper allein reicht nicht, die Klinge muss mit Schwung aus dem Handgelenk zusätzlich beschleunigt werden, damit sie richtig arretiert.
Praktisch abhaken kann man die Pins. Anstatt im 90-Grad-Winkel aus dem Liner heraus die Klinge zu arretieren drückt ein unter Spannung stehender, ausgefräster „Arm“ fluchtend mit dem Liner von oben einseitig auf die Verriegelungswalze. Der Druck, den dieser Arm auf den Lock ausübt ist zu hoch. Natürlich kann man die Klinge gegen diesen Druck herausdrücken, aber nicht sehr oft hintereinander. Ist zu schmerzhaft.
Die Nutzlosigkeit der Pins ist umso ärgerlicher, als dass das Klingenstop-Paar im geöffneten Zustand Macken in Scales und Liner drückt.
O. k., Öffnen ist speziell, dann wird doch wenigstens das Schließen…normal… hinzukriegen…nö, auch nicht. Soweit ich bis jetzt herausgefunden habe klappt es flüssig nur mit einer bestimmten Grifftechnik. Mit Daumen und Mittelfinger greift man die Verriegelungswalze, während Ringfinger und kleiner Finger das Griffstück stabilisierend gegen die Handinnenfläche drücken. Jetzt zieht man mit Ersteren die Walze gleichmäßig und möglichst ohne zu verkanten nach oben, während man gleichzeitig mit dem Zeigefinger die Klinge nach unten drückt.
Hört sich kompliziert an, funktioniert nach ein paar Durchgängen aber ganz hervorragend. Nebeneffekt: bei dieser Technik ist kein Blutverlust zu befürchten. Und der käme schneller als einem lieb sein kann; die Klinge ist ab Werk richtig schön scharf.
Die Verarbeitung bietet Licht und Schatten. Scales und Liner sitzen exakt aufeinander und sind optisch und haptisch perfekt. Die Klingenoberfläche ist makellos, allerdings teilweise ungleichmäßig geschwärzt. Auch der Klingenrücken kommt etwas grobschlächtig rüber. Gravuren, Clip und sonstige Hardware sind wiederum absolut wertig. Das Hurricane kommt mit Lifetime-Garantie.
Fazit: nichts für Perfektionisten. Aber deshalb auch irgendwie genau richtig für mich. Nach dem ersten Befassen mit dem Messer fühlte ich mich direkt an mein Motorrad erinnert. An dem hat der Konstrukteur seinerzeit auch einige Dinge realisiert, welche auf dem Papier und gemäß Theorie wunderbare Effekte bringen sollten. Funktionierten in der Praxis und gegen etablierte Mainstreamtechnik dann aber doch nicht so wie sie sollten. Ich liebe dieses Motorrad seit über 20 Jahren…
Smilodons unter sich…
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Ergebnis 1 bis 20 von 8599
Baum-Darstellung
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27.05.2020, 21:30 #11Lasky
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