Zur Abwechslung ist mal wieder ein Fixed dazwischen gekommen - ein Puma Auto-Messer in der Luftwaffen-Version. Nachdem ein lieber Freund eines aus seinem Geburtsjahr hat ergattern können hat er sich von diesem Exemplar aus 1974 getrennt.





Es gehörte wohl einem F-4-Piloten; allerdings ist nicht bekannt, aus welchem Geschwader. Frei nach „ich mach´ mir die Welt wie sie mir gefällt“ kann es natürlich nur einer vom JG 71 Richthofen gewesen sein.

Das Auto-Messer entstand aus dem White Hunter, welches ab Ende der 1950er Jahre als Camping- und Outdoor-Knife für den US-Markt gefertigt und dort mit jährlich bis zu 30.000 verkauften Exemplaren ein Hit wurde. Erst später war es auch in Europa erhältlich.





Es ist 27,2 cm lang, wovon 15,5 cm auf die Vollerl-Klinge aus rostfreiem 1.4109-Stahl entfallen. Bei 5 mm Stärke führt das am Ende zu einem Gesamtgewicht von ca. 209 Gramm (bzw. 295 g inkl. Scheide).
Der Knebel, welcher gleichzeitig als großzügiger Fingerschutz dient ist aus einer Aluminium-Legierung. Der ziemlich schlanke Griff aus Jacaranda-Holz ist mit Messingnieten an der Klinge befestigt. Durch die ebenfalls aus Messing bestehende Hohlniete kann als zusätzliche Sicherung/Fixierung eine an der Scheide befestigte Überwurfschlaufe aus Leder gezogen werden.





Neben der Plain Edge hat das Auto-Messer dicht am Fingerschutz eine feine Sägezahnung. Für grobe Arbeiten verfügt es über eine etwa 7 cm lange Beilschneide auf der Oberseite. Die Klinge ist so ausgelegt, dass man mit ihr auch Nägel einschlagen, Dosen öffnen, Holz spalten, Knochen zerkleinern und Hebeln kann. Der an einen Skinner erinnernde Tip lässt vermuten, dass mit dem Messer auch ein zuvor erlegter Bison gehäutet werden könnte…
Außerdem sollte es bei alltäglichen Autofahrerproblemen helfen: z. B. Grassoden zum Auffüllen zu tiefer Spurrillen ausstechen, Schnee unter Kotflügeln entfernen und als Anfahrhilfe Eis aufrauen - Autofahren kann so easy sein. Es gab auch eine extra Halterung, welche z. B. an der Mittelkonsole befestigt werden konnte. Wäre heute in einer allgemeinen Verkehrskontrolle bestimmt ein schöner Thrill…







Nachdem das Messer auch in Europa zum Erfolg geworden war wurde die Bundeswehr darauf aufmerksam und schaffte es ab 1967 als Kappmesser für das fliegende Personal an. Nach dem Bail Out und der hoffentlich heilen Landung sollte es dem Piloten dazu dienen, Gurte und Fallschirmleinen zu durchtrennen, sofern erforderlich.
Ließe danach SAR auf sich warten wären ggf. auch noch die anderen Qualitäten (ausgenommen vielleicht das mit den Grassoden, dem Kotflügel und dem Eis) zum Tragen gekommen.

Allerdings erwies sich die anfangs mitgelieferte Serien-Auto-Messer-Scheide als nicht robust genug. Die hohe g-Belastung beim Ausschuss mit dem Schleudersitz konnte dazu führen, dass die Klinge im ungünstigsten Fall durch das Leder der Scheide und die Kombi hindurch ins Fleisch des Piloten schnitt.
Zwar kam es nicht zu ernsthaften Verletzungen, aber Puma reagierte mit einer verstärkten Sheath, welche gleichzeitig auch das Hauptunterscheidungsmerkmal zum normalen Auto-Messer darstellt: statt mit vier Nieten bekam die Luftwaffe nun solche mit bis zu 15 Nieten. Damit war das Problem behoben.



U. a. Quelle der Hintergrundinformationen und Interessierten unbedingt zu empfehlen, da neben noch mehr Infos und weiteren Versionen auch uriges, zeitgenössisches Werbematerial gezeigt wird: https://www.pumahunter.de/biography-...e-auto-knife-/ .