Ergebnis 1 bis 17 von 17
  1. #1
    Datejust Avatar von heiko03
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    Veränderung des Gangverhaltens

    Hallo an die Fachleute,

    habe eine Frage zum Gangverhalten meiner 16610. Die Uhr 20 Jahre alt.
    Im Herbst 2005 habe ich eine Revision durchführen lassen. Nach einer Nachjustierung war das Gangverhalten der Uhr sehr gut. Die Abweichungen lagen bei weniger als einer Sekunde pro Tag.
    Seit einiger Zeit beobachte ich das die Uhr tendenziell schneller wird. Genaue Werte habe ich nicht parat.

    Müsste der Trend nicht genau anders herum sein, das durch alternde Schmierung höhere Reibung etc. die Gangwerte eher langsamer werden ?

    Danke im voraus
    Heiko

  2. #2
    Yacht-Master
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    kann verschiedene U(h)rsachen haben. Laß die Uhr mal beim Uhrmacher testen. Gang, Amplitute etc.

    Wobe

  3. #3
    Daytona Avatar von Laohu
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    meine Uhren die mit der Zeit Schmierung brauchten wurden immer schneller, und zwar ausnahmslos alle davon.
    Grüsse,
    Laohu

  4. #4
    ehemaliges mitglied
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    So viel ich weiß werden die Uhren mit der Zeit schneller weil die Amplitude abnimmt und sich dadurch der zurückzulegende Weg verkürzt. Hoffe, das stimmt.

  5. #5
    Gesperrter User
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    Gar nicht so einfach zu erklären ! Also die Schwingung einer Unruh ist theoretisch isochron, die Schwingungsdauer unabhängig von der Schwingungsweite. Ein Beispiel: Man lenkt die Unruh um 90° aus und mißt die Zeit bis zur Ruhelage, dann lenkt man die Unruh um 180° aus und mißt wieder. Beide male sollte dieselbe Zeit herauskommen.Das Rückstellmoment der Spiralfeder ist also proportional zur Auslenkung der Unruh.Nun existieren aber Einflüße, die den Isochronismus stören wie z.B. die Auslösung und der Impuls der Hemmung. Weiter Einflüße sind Reibung (verschlißenes Öl !), aussermittiger Schwerpunkt der Unruh, Erschütterungen, Fliehkräfte, Magnetismus, Temperatur etc.!
    Dies alles führt zu dem sogenannten Isochronismusfehler. Je geringer die Amplitude desto größer der Isochronismusfehler.Um nun zur genannten Uhr zu kommen, hier liegt mit ziemlich großer Sicherheit ein schlechter Schmierungsstatus vor.Das Öl ist verschlißen,die Schmierungseigenschaften haben sich verschlechtert, Reibung und Verschleiß erhöht. Die Amplitude wird kleiner, es resultiert ein Vorgang, ein klares Indiz für die Revisionsbedürftigkeit des Werkes.Hätte das Werk einen Rücker wäre es wieder ein wenig anders, aber hier liegt ja ein freischwingendes System ohne Rücker vor ! Ich hoffe ich konnte etwas Licht in die Angelegenheit bringen !
    Es grüßt der Adiano22

  6. #6
    Day-Date Avatar von Bert_Simpson
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    .
    ein absoluter Qualitäts-post ...... klasse!
    ___________ Bert

  7. #7
    Datejust Avatar von heiko03
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    adriano

    Danke für die Antwort.

    Gruß
    Heiko

  8. #8
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    Gast
    Yep. Danke für die Berichtigung, Adriano.

  9. #9
    Yacht-Master
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    Hallo Leute,

    heißt das im Umkehrschluss, dass das Verhalten bei einem Werke mit Rücker (ETA-Standardwerte z. B.) genau anders herum wäre (=langsamerer Lauf) oder wäre es "regellos" (beides möglich)?

    THX!
    Grüße, Manuel

  10. #10
    Gesperrter User
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    Nun ja, bei einem Werk mit Rücker wäre das Gegenteil zu erwarten. Bei stark verminderter Amplitude vergrößert sich der Einfluß jener Phase der Unruhschwingung in der die Spirale (genauer der äusserste Umgang) weder am äusseren noch am inneren Rückerstift anliegt somit eine sehr viel grössere wirksame Länge (längere Spiralfeder meint weniger Rückstellmoment) hat, somit stark zu Nachgang tendiert.Das ist der Grund warum man das sogenannte Rückerspiel, der Abstand zwischen den Rückerstiften so klein als nur möglich eingestellt wird um eben diesen Einfluß so gering als möglich zu halten.So ein Rücker hat eigentlich nur einen Vorteil, daß man die Uhr schnell und einfach regulieren kann. Das wars dann aber schon. Ansonsten bietet er handfeste Nachteile. Die Tatsache daß Rolex-Werke so präzise sind, ist sicher in nicht unerheblichen Maße auf das Nichtvorhandensein eines Rückers zurückzuführen ! So ein Unruh-Schwingsystem ist komplexer als es zunächst den Anschein hat. Da wirken zig Faktoren, eine regelrechte Wissenschaft !
    Es grüßt der Adriano22

  11. #11
    Yacht-Master Avatar von Der Novize
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    Danke Adriano!

    Ich habe zwar jetzt Kopfschmerzen vom Lesen, aber die Infos waren für einen technisch Interessierten sehr gut.

    Wäre fast was für die Classics...
    Grüße, Stephan.


    "Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris." H. Heine

  12. #12
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    Die Quintessenz war aber eine einfach zu verstehende - vielen Dank!
    Grüße, Manuel

  13. #13
    GMT-Master Avatar von Sven_77
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    Was genau ist denn ein "Rücker" - so eine Art Zeiger den ich nach + oder- schieben kann um die Uhr schneller oder langsamer zu drehen? Weiss einer ob das Handaufzugskaliber 1215 (aus der 6694 z.B.) einen Rücker hat? Danke und VG, Sven

  14. #14
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    Hallo lieber Sven hier noch ein Bild von einem Rücker ! Eine Detailaufnahme einer altenTaschenuhr.


    Bei "6 Uhr " siehst Du so ein nierenförmiges Teil mit zwei Schrauben, daß ist der Spiralklötzchenträger. Hier ist das äussere Ende der Spirale befestigt.Dann sieht man von oben auf das obere Unruhlager (keine Stossicherung !). Dann haben wir rechts davon so einen Zeiger, der an einem Ring befestigt ist, wiederum links eine "Nase" auf der zwei kleine Erhebungen zu sehen sind. Das sind die Rückerstifte von oben "stirnseitig" betrachtet.Sie sind so ca. 2mm lang und ragen in die Bildebene hinein. So, und zwischen diesen beiden Stiften läuft der äusserste Umgang der Spirale. Das ist der sogenannte Rücker mit Rückerzeiger ! Mit dieser Vorrichtung kann man die sogenannte wirksame Spirallänge einstellen.Ein einfaches Beispiel: Lege ein Kunststofflineal so auf einen Tisch, daß ein Ende ca. 5 cm über die Tischkante hinausragt und drücke mit dem Finger so auf das Linealende, daß es einen Zentimeter ausgelenkt wird. " Merke" dir die benötigte Kraft. Und nun derselbe Versuch mit 15 cm Überstand. Ebenfalls mit dem Finger 1 cm auslenken. Du merkst, daß bei längerem Überstand eine kleinere Kraft benötigt wird. Das Lineal steht stellvertretend für die Spiralfeder, nur daß diese eben nicht gerade, sondern spiralförmig gewunden ist. Das physikalische Verhalten ist vergleichbar. Kurze Feder ist straffer, längere schlaffer, einfach gesprochen. Ein Rücker ermöglicht nun das "Verkürzen" bzw. "Verlängern" ohne das man die Länge der Spiralfeder "physisch" tatsächlich verändert. Der Bereich zwischen den beiden Stiften, auch Spiralschlüssel genannt, und dem "Endpunkt" im Spiralklötzchenträger wird somit unwirksam gemacht. Auf dem Kloben, an der Zeigerspitze sieht man eine Skalierung mit den gepägten Buchstaben "A" für "Avance" oder "F" "Fast" und "R" für "Retard" und "S" für "Slow" ! Bewegt man nun den Rückerzeiger in Richtung "A" wird die wirksame Länge der Feder verkürzt, die Feder "straffer" die Unruh schwingt schneller, mit höherer Frequenz, die Uhr geht vor ! Und anders herum, Verschieben des Zeigers und somit auch des Spiralschlüssels in Richtung "R", die Spirale wird "länger" "schlaffer", die Frequenz sinkt, die Unruh schwing langsamer, Uhr geht nach ! Ich fürchte ich habe jetzt wieder für reichlich Kopfschmerz gesorgt ! Vielleicht habt Ihr ja trotzdem etwas gelernt. Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung.
    Es grüßt der Adriano22

  15. #15
    Day-Date Avatar von Bert_Simpson
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    .
    Sven

    das Werk deiner Preci hat nen Rücker;
    ___________ Bert

  16. #16
    Gesperrter User
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    Wollt ich auch gerade nachreichen die Info ! Bert war schneller !

  17. #17
    GMT-Master Avatar von Sven_77
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    Danke für die Aufklärung!

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