Zitat Zitat von Ticktacktom Beitrag anzeigen
Wer dort eine Stand mit entsprechenden Millionenwerten hat und nicht selbst für eine ausreichende Sicherheit sorgt, ist selbst schuld.
Das sehen die Aussteller offensichtlich etwas anders

Update:

Diamanten-Coup: Schmuckhändler erheben Vorwürfe

Wie war es möglich, dass gestern eine Gruppe von Männern mit Millionenbeute aus der Halle 3 der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld problemlos fliehen konnte? Es gibt erste Theorien.



Sie kamen als Besucher, unmaskiert durch den Haupteingang. Es war vor 11 Uhr. Die Männer schienen ein genaues Ziel zu haben: den Stand des israelischen Juwelenhändlers Andre Messika. Drei der Männer verwickelten den Juwelier und seine Mitarbeiter in ein Gespräch. Was dann genau passierte, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Jedenfalls gelang es den Dieben, eine speziell gesicherte Vitrine aus ihrer Verankerung zu lösen, vier Diamanten im Wert von mehreren Millionen Franken einzustecken und zu verschwinden.

Der Diamantenhändler David Vardi befand sich an einem Nachbarstand, als die Diebe den israelischen Bijoutier überlisteten. «Ich hörte plötzlich jemanden um Hilfe schreien und sah dann schon Andre Messika und seine Mitarbeiter in Panik durch den Gang rennen.» Es sei furchtbar, so Vardi. Der Diebstahl sei das Gespräch in der Branche. Viele hätten Angst, die Diebe könnten zurückkommen und es nochmals versuchen. Andre Messika stand den ganzen Tag unter Schock. Er sagte zur BaZ: «Für mich ist der Vorfall sehr schlimm.»

Zweifel an der offiziellen Version

Ein Wachmann, der an einem Nebenstand Dienst hatte, bekam vom Coup zwar nichts mit, aber er sagte: «Die Leute mussten Profis gewesen sein. Sie arbeiteten schnell und sehr zielsicher. Sie hatten von drei möglichen Ausgängen den richtigen genommen.» Er glaubt, dass die Diebe über einen Warenlift entkommen konnten. Markus Melzl, Medienchef der Staatsanwalt Basel-Stadt, hingegen sagte: «Sehr wahrscheinlich gingen sie normal durch einen der Eingänge wieder hinaus.» Gewissheit gibt es erst nach Auswertung der Bilder von den Überwachungskameras. Die Polizei sperrte die Halle erst etwa zehn Minuten nach dem Diebstahl ab.

Ein holländischer Aussteller und Nachbar des überfallenen Juweliers hat Mühe, die offizielle Version des Diebstahls zu glauben. Der Besitzer von Benelux Diamonds hält es für wahrscheinlicher, dass die Diebe die Vitrine bereits zuvor präpariert hatten, sonst wäre sie nicht so rasch aus ihrer Fassung zu lösen gewesen, sagte er. Und: «Möglicherweise waren die Diebe schon in der Nacht in der Halle und haben die Vitrine präpariert.» Diese Version hält die Kriminalpolizei für unwahrscheinlich. Das Gebäude sei nachts sehr gut überwacht; es gebe auch keine Handwerker oder Putzequipen, die dort nach der Schliessung arbeiteten, sagte Melzl. Dennoch ist der holländische Aussteller nicht der Einzige, der Vorwürfe erhebt. Die Messeverantwortlichen täten zu wenig für die Sicherheit, sagten mehrere Aussteller im Gespräch mit der BaZ.

Über die Grenze

Bernard Keller, Mediensprecher der Baselworld, weist Vorwürfe zurück: «Das Sicherheitskonzept hat sich seit Jahren bewährt. Wir können im Moment noch nicht sagen, warum der Diebstahl so gelungen ist.» Keller hat keine Erklärung dafür, weshalb gerade dieser Stand und dieser Händler Opfer wurden. Offen bleibt vorläufig auch, ob allenfalls eine Panne im Sicherheitsdispositiv den Diebstahl begünstigte. Zum letzten Mal wurde 2007 an der Baselworld Schmuck im Wert von einer Million Franken gestohlen.

Kurz nach dem Diebstahl wurde eine europaweite Suche nach den Tätern veranlasst. Melzl sagt: «Wir gehen davon aus, dass die Diebe über die Grenze flohen. Es läuft eine internationale Fahndung.»

Quelle: BaZ