Unter gravieren versteht man normalerweise das Schneiden von Linien, Ornamenten und Zeichen in harte Oberflächen. Die Technik kann als solche verwendet werden, dann hat man eben eine Gravur, oder man verwendet sie als Vorbereitung für andere Bearbeitungsmethoden, etwa dem tauschieren oder dem niellieren. Aber das ist für uns eher uninteressant.
Strenggenommen ist die Verwendung von Schlagbuchstaben keine Gravur, aber der Zweck ist der selbe.
Folgende Gravurarten sind mir bekannt:
Die Gravur mittels Stichel.
Die gängigste Gravurmethode, verwendet hauptsächlich für Dekorationen, wird meistens freihändig verwendet. Das Werkzeug, das zur Verwendung kommt, ist ein Stichel. Ein Stichel ist eine Kombination aus Meißel und Stift, ein schlanker Metallstift mit rundem Holzknauf am einen Ende, einem etwa 10 cm langen Schaft und dem Zweck entsprechend geformter klinge am anderen Ende. Je nach Einsatz oder gewünschter optischer Wirkung kann diese Stichelspitze schmal, breit, rund oder kantig sein. Der Graveur drückt die Spitze, die er wie einen Stift hält, ins Metall und treibt die Spitze per Handballendruck auf den Holzknauf wie einen Pflug durch das Metall. Das Metallstück ist üblicherweise bombenfest auf einem drehbaren Graveurtisch aufgekittet und geklebt und kann so problemlos geführt werden. Beim Gravieren wird so ein Span aus dem Metall geschnitten, zurück bleibt eine hochglänzende Vertiefung, entweder gerade oder geschwungen, je nach Führung des Graveurs. Diesen Effekt kennt man von den reichverzierten Werken von Lange und Söhne, Fotos davon gibt es genug im "Andere Marken"-Thread. Das Verfahren ist aufgrund seiner Freihandführung eher für ornamentale Verzierungen geeignet, da man wunderschöne Bögen und Schwünge per hand gut ausführen kann. Gerade Linien und exakte Wiederholungen sind schwierig, daher kommt das Verfahren nicht bei technischen Gravuren zum tragen.
Die Gravur mittels Gravurspitze.
Hier wird die Gravur entweder mit einer harten Spitze (etwa aus Diamant, Korund oder Hartmetall - Hauptsache härter als das zu gravierende Metall und einigermaßen robust) oder mit einem rotierenden Fräser aus Hartmetall bearbeitet. Dieses Verfahren kommt zum mannigfaltigen Einsatz für Texte, Nummern, Dekorationen oder bei Vorbereitung von Halbzeug - so werden manche Edelsteinfassungen etwa so angezeichnet und vorbereitet. Prinzipiell kann man das Verfahren sowohl freihändig, als auch automatisiert einsetzen. Es gibt viele entsprechende Gravurmaschinen und -vorrichtungen. Trauringe werden mit Graviermaschinen ebenso graviert wie Pokale oder Uhrgehäuse. Freihändig findet das Verfahren Einsatz in der Glasveredelung, aber auch bei Metallen, um Linien und Ornamente zu ziehen oder zu fräsen. Hier sind auch automatisierte Verfahren möglich, etwa mit fortlaufenden Nummern. Ein weiterer Vorteil ist, daß die möglichen Linienstärken sehr klein sein können, man kann hauchfeine, exakte Linien herstellen, deren Breite durch die Breite der Spitze des Gravierwerkzeugs vorgegeben werden.
Eine Erweiterung des Verfahrens ist das sog. Guillochieren. Hierbei kann man komplizierte Lineaturen, Wellen, konzentrische Kreise und andere abgefahrene, regelmäßige Muster aufs Metall bringen. Im Prinzip funktioniert so eine Guillochiermaschine wie ein großes Magna-doodle, die älteren von euch mögen sich daran erinnern. Durch eine komplizierte und individuell programmierbare Apparatur kann man rotierende Grafierstifte halbautomatisch so übers Metall führen, daß atemberaubende Muster entstehen. Man kennt das von den aufwändigen Zigarettenetuis von Cartier oder Faberge, aber auch von Breguet-Zifferblättern.
Das Gravieren mittels Schlagbuchstaben.
Ist eigentlich keine Gravurmethode, weil eben kein Span abgehoben wird, sondern das Metall entsprechend verdichtet wird. Bei diesem Verfahren wird ein Stempel in die zu bearbeitende Metalloberfläche getrieben. Entscheidend ist, daß der Stempel wesentlich härter ist als das Metall und daß die Schlagkraft hoch genug ist, um den Stempel in das Metall zu treiben. Entscheidend ist auch, daß das zu bearbeitende Material elastisch genug ist, um das Eindringen des Stempels zu überleben. Glas kann man logischerweise nicht so bearbeiten, manche Hartmetalle auch nicht. Das Verfahren hat diverse Vorteile, so geht das Stempeln sehr schnell und die Markierung ist tiefer als bei einer Gravur. Der Stempel kann beliebig gestaltet werden und so sind auch kompliziertere Muster mit einem Schlag möglich. Außerdem kann man mit entsprechenden Matritzen auch fortlaufende Nummern etc. realisieren. Andererseits verformt sich das Metall immer, und zwar nicht nur an der Stempelstelle selbst, der Effekt des Stempels wirkt sich wellenförmig durch das gesamte Werkstück fort, eine Nachbearbeitung, bzw. berücksichtigung der Verformung ist also immer erforderlich.
Eine weitere Möglichkeit ist das Prägen. Hierbei kommt das selbe Prinzip wie beim Stempeln zutage, allerdings bedeutet Stempeln die Verwendung eines kleinen Stempels, der punktuell und prinzipiell relativ frei auf einer großen Fläche zum Einsatz kommt. Der Prägestempel ist groß, wird stationär verwendet und bearbeitet das gesamte Werkstück. Hierbei können sehr aufwändige und reliefartige Muster schnell und perfekt auf Metall übertragen werden. Das findet z.B. bei Münzen oder auch schön gearbeiteten Uhrendeckeln Verwendung. Beim Prägen ist man zwar in der Gestaltung des Prägestempelt flexibel, dieser kann dann aber nur statisch und für einen Zweck eingesetzt werden. Geprägte Stücke sind immer identisch, eine fortlaufende Nummer etwa ist direkt nicht möglich.
Lasern
Das heutige Mittel der Wahl ist sicherlich die Lasergravur. Wie bereits in anderen Workshops dargestellt, kann man Laserlicht dafür verwenden, Metall sehr partiell auszubrennen. Das vom Laserlicht getroffene Metall verdampft, es bleibt eine kleine Vertiefung. Durch entsprechende Apparaturen kann man nun den Laserstrahl so übers Metall führen, daß er Linien, Muster, Buchstaben etc. hinterläßt. Das Verfahren schlägt alle bis dahin verwendeten Verfahren in seiner Flexibilität und Versatilität. Man ist quasi nicht mehr limitiert hinsichtlich der Fixierung, des Untergrunds oder der Größe des zu gravierenden Gegenstands. Lasern ist wie zeichnen mit Licht - wenn man die entsprechende, sündteure Apparatur hat.
Ätzen.
Hierbei macht man sich die Eigenschaft von Metall zu nutze, daß es von Säuren angegriffen wird. Man kann Metalle einfach mit Lack abdecken und in diese Lackschicht Aussparungen einbringen. Wenn man das Metall nun einer Säure aussetzt, wird das nicht von der Lackschicht geschützte Metall angegriffen und zersetzt. Es ergibt sich ein deutlicher optischer und bei entsprechend langer Einwirkzeit auch haptischer Unterschied zwischen geätzten und nicht geätzten Partien. Das Ätzen finder Verwendung bei der Verzierung großer Flächen, so werden z.B. Pokale oder Waffen oft geätzt. Der Schutzlack kann einfach draufgesprüht werden und das gewünschte Ornament wird entweder aus dem Lack herausgearbeitet oder - bei Serienherstellung - einfach als Schablone vor dem Lackieren auf den Träger gelegt und nach dem Lackieren wieder entfernt, sodaß der Lack dort nicht auf dem Metall ist. Nun einfach ins Ätzbad geben und etwas warten, fertig ist die Laube. Je nach Säure und Veschaffenheit des Metalls kann man auch Farbveränderungen erzeugen. Das Verfahren kennt man auch aus der Glasverarbeitung.
Welches Metall nun für welches Verfahren geeignet ist, kann man nicht generalisieren, aber denken. Klar: Edelmetalle sind schwerer zu ätzen als Edle. Hartmetalle sind schwerer zu stempeln als Weichmetalle, polierte Flächen sind schwerer zu lasern als mattierte. Das muß man ausprobieren, kann sich vieles aber bei entsprechendem Common-Sense auch denken, wie das Beispiel Glas stempeln eindrucksvoll beweist
tbc...
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Thema: Gravurtechniken
Baum-Darstellung
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28.10.2010, 09:58 #2Beste Grüße, Tobias
I didn't say it's fun





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