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Michi (also Vanessa)
In der Konstruktion von Carbonrahmen für hochwertige Renn- und Zeitfahrräder hat sich inzwischen einiges getan, tatsächlich. Wer sich mal die White Papers für das Felt DA, das Cervelo P5 oder das kommende Speedmax von Canyon anschaut, der sieht ziemlich schnell, dass die Zeiten in denen einfache Gewebematten mit Kunstharz verpappt und in Rohrformen gebacken wurden längst vorbei sind.

Die von dir erwähnten "Verklebungen", welche Du an Carbonrahmen gesehen haben möchtest, kommen in der industriellen Fertigung nicht vor. In der Anfangszeit, als Carbon wirklich noch nicht sinnvoll eingesetzt wurde, wurden die Rohre aus Verbundmaterial in Alu oder Stahl gemufft. Daneben existiert eben nur das Monocoque, bei dem nichts geklebt wird. Geklebte, bzw. umwickelte Verbünde aus Carbonrohren, die dann an den Wicklungen tatsächlich aussehen wie Schweißraupen, sind eher was für den Hinterhofbastler, der auch mal probieren will. Funktionieren tut dieses Verfahren selbstverständlich nicht.

Ein modernes Monocoque besteht inzwischen aus unidirektionalen Gelegen, welche belastungsorientiert angeordnet und in eine hochsteife Matrix eingelegt werden, welche wiederum durch keramische Nanopartikel verstärkt ist um mit Druckbelastungen richtig umgehen zu können. So lässt sich, allein durch die Anordnung der Fasern, eine Konstruktion auf die Beine Stellen, die lateral steif genug ist um das seitliche Ausweichen des hinteren Rahmendreiecks sogar bei wirklich mächtigen Antritten zu verhindern, während sie vertikal so flexibel ist, um auch auf langen Strecken raue Straßenoberflächen erträglich zu dämpfen.

Gewebematten stellen dann nur noch eine kosmetische Schicht dar, wenn Kunden das aus optischen Gründen so wünschen.

Tatsächlich bin ich schwer davon zu überzeugen, dass man aus den von dir erwähnten Dachziegeln einen Rennradrahmen herstellen kann, der bei lediglich 750 Gramm Gewicht die Tretlager- und Lenkkopfsteifigkeit eines 1200 Gramm schweren Alurahmens um 20 % überschreitet und dabei eine so gute vertikale Dämpfung bietet, wie ein 1300 Gramm schwerer Stahlrahmen, der dafür dann aber auch in Punkto Verwindungssteifigkeit weich wie Butter ist.
Ahhh, diese Räder gehen bei mir schon eher etwas in belastungsoptimierte Aufbauten. Allerdings noch nicht weit genug- sind ja alles hard tails, richtig? Warum baue ich dann nicht ein Trapez mit einem Torsionskasten- fertig ist die Laube. Selbst Godzilla bringt das dann nicht aus der Spur.

Und ich bleibe dabei- die Carbonrahmen in der Einsteigerversion sind bessere Handarbeiten, die high ender vielleicht nicht. Kleben ist mittlerweile in einer Liga, da können andere Verbindungsformen nur von Träumen. Der alte Satz "Wer kleben kennt, der nietet!" gilt schon lange nicht mehr, gerade bei der Verbindung unterschiedlicher Werkstoffe.

Ich bin bei Dir hinsichtlich der Abschlußlage- die ist dem Auge genehmer. Ich glaube aber, daß Du unidirektional (eine Richtung) mit bi-oder multidirektional verwechselst. Ein UD Gelege, das nicht in den unterschiedlichen Schichten verdreht geheftet ist (und dann wieder ein bi-oder multidirektionales Gelege ist) , taugt nur für eine Belastungsrichtung- Zug! Für alle anderen ist es schlechter als Plastik.

Die Matrix ist auch nicht hochsteif, sie ist vielmehr das (die) verwendeten Prepreg-Harze, die das ganze dann hochsteif machen. Wie Nano-Partikel dieses auf einmal druckelastisch machen sollen, entzieht sich meiner Kenntnis und Vorstellungskraft und ist für mich ein Marketing-Gag wie Silber-Carbon.

Und bitte Zitate richtig interpretieren: Carbon ist zur Vibrationsdämpfung so geeignet wie Dachziegel- das war mein Satz Nebenbei finde ich 750 Gramm derb- wir hatten schon einen Motorradrahmen (zulassungsfähig bis 200 PS) der optimal ausgelegt, nur 3,8 kg wog einschließlich aller Buchsen und Losteile (werkzeugfallend)....