Empfindlichkeit Saphirglas
Kann es sein, dass die überstehenden Kanten der Rolex-Saphirgläser doch ziemlich sensibel sind?
Gestern im Menschengedränge hatte meine Sub Kontakt zur Uhr eines Vorbeigehenden (eigentlich mehr eine kurze Berührung als ein Zusammenstoss), dabei ist ein kleines Eckchen des Glases abgesprungen, vielleicht 0,5mm.
Stört mich nicht so sehr, obwohl es die erste Narbe ist - mich hat nur gewundert, dass das so leicht passiert. Habt Ihr diesbezüglich ähnliche Erfahrungen gemacht??
RE: Empfindlichkeit Saphirglas
Es kommt ja immer auf die Stossrichtung, den "gegnerischen" Gegenstand und die Wucht an. Das mit einem stumpfen Aufprall eines breiteren Objektes auf die Front nichts passiert ist klar, weil der Druck verteilt wird. Beim Rand ist es schon kritischer, da verteilt sich nix. Was musste auch immer ins Gedränge :D
RE: Empfindlichkeit Saphirglas
Zitat:
Original von Xandi
Kann es sein, dass die überstehenden Kanten der Rolex-Saphirgläser doch ziemlich sensibel sind?
Gestern im Menschengedränge hatte meine Sub Kontakt zur Uhr eines Vorbeigehenden (eigentlich mehr eine kurze Berührung als ein Zusammenstoss), dabei ist ein kleines Eckchen des Glases abgesprungen, vielleicht 0,5mm.
Stört mich nicht so sehr, obwohl es die erste Narbe ist - mich hat nur gewundert, dass das so leicht passiert. Habt Ihr diesbezüglich ähnliche Erfahrungen gemacht??
Anbei einmal eine "kleine" Gläserkunde, welche ich hier schon einmal in Verbindung mit einer Zeno-Uhr gepostet hatte. Von dem Hersteller stammen auch die Fakten:
Kratzfest heisst nicht unzerstörbar!
Der Ausdruck kratzfest bzw. kratzsicher wird manchmal missverstanden. Kratzfest bedeutet wiederstandsfähig gegen Kratzeinflüsse, welche bei “normalem", täglichem Gebrauch vorkommen.Bei sorgfältiger Behandlung sind kratzfeste Materialien optimalste Materialien für den Schutz eines bleibenden und zuverlässigen Wertes. Im Gegensatz zu nicht kratzfesten Materialien überstehen kratzfeste Materialien wie Saphir, Hartmetall oder Keramik, die übliche Kontakte mit den meisten Materialien unbeschadet.
Gefährlich wird's jedoch bei Materialien, welche im Härtebereich von Diamanten, Korund, Quarzkristalle oder Metalloxyde liegen. z.B. Schleifsteine, Schleifpapier, Nagelfeilen, Betonmauern, Küchenabdeckungen, Fussböden. Schon kurze Kontakte somit schon zu Kratzern führen. Eine gewisse Vorsicht ist also dort am Platz.
Schlimme Folgen kann das Fallenlassen aus grösserer Höhe auf harte Unterlagen haben. Harte Schläge sind deshalb unbedingt zu vermeiden. Beschädigungen die durch Schläge oder Kontakt mit ähnlich harten Materialien stammen, sind von einer Herstellergarantie ausgeschlossen.
Merke: Alles was hart ist, ist nicht zäh. Also je härter ein Gegenstand ist, desto höher ist das Bruchrisiko.
Gehärtetes Mineralglas
man verwendet bei Uhren die für den täglichen Gebrauch gemacht werden, sehr hochwertige und gehärtete Mineralgläser auf Siliziumoxid (SiO2) Basis. Ein Mineralglas ist zu vergleichen mit klassischem Glas das für Trinkgläser oder Fensterglas verwendet wird. Die Oberfläche von gehärteten Mineralgläsern wurde durch chemische Nachbehandlung (z.B. Aluminiumoxid oder Bordoxid) oder durch Erhitzen vergütet und ist so ungefähr doppelt so hart (ca. 800-900 Vickers) wie ein normales Mineralglas (ca. 350-500 Vickers). Beim Veredlungsprozess findet ein genau überwachter Ionenaustausch statt, der die Spannung des Glases verringert, welches es resistenter gegen Stösse macht.
Die hochwertigen gehärteten Mineralgläser sind wasserunkdurchlässig, vergilben nicht und sind bedeutend härter als Kunststoffgläser aber auch schlagresistenter als Saphirgläser. Mineralgläser können nicht poliert werden. Ein Ersatzglas ist jedoch meist preiswert. Daher sind gehärtete Mineralgläser die idealen Gläser für robuste Alltagsuhren.
Vorteile
- wiederstandsfähig (kratzgeschützt)
- Säure- und laugebeständig
- kleine Lichtbrechung (kaum reflektierend)
- geringe Spannung (schlaggeschützt) nicht Schlag fest!
Nachteile
- nicht unzerbrechlich (da relativ hart)
Kunststoffgläser
man verwendet bei gewissen Uhren die eine flache Struktur verlangen, armierte und nicht armierte Acrylgläser. Acrylglas besteht aus künstlichem Kunstharz (Polymethylmethacrylat). Das Acrylglas ist leicht, flexibel, relativ bruchsicher da elastisch, glasklar, und bereitet wenig Probleme beim Abdichten einer Uhr. (Acryl ist auch unter den Namen Hesalith oder Plexi bekannt)
Acrylgläser sind leider etwas osmotisch und können in geringem Umfang Wasser durch lassen. Bei Taucheruhren werden deshalb besonders dicke Gläser verwendet. Bei wasserdichten Uhren werden sogenannte armierte Kunststoffgläser verwendet, die mit Hilfe eines Metallrings ein Schrumpfen oder Verformen des Uhrenglases bei Druck oder Wärme verhindern. Kunststoffglas ist verhältnismässig weich und können aber einfach poliert werden. Bei sehr starken Schlägen kann auch ein Kunststoffglas brechen. Ein Ersatzglas ist aber meist preiswerter.
Vorteile
- sehr geringe Spannung (schlagresistent) nicht Schlag fest!
- günstig (da einfach bearbeitbar)
- nachpolierbar
Nachteile
- ca. 20-60 Vickers (kratzempfindlich)
- nur bedingt Säure- und laugebeständig
Kratzfestes Saphir
Ein Saphir ist ein sog. Korund und besteht aus kristallisiertem Aluminiumoxid Al2O3. Aus demselben Material bestehen Rubine und Schmirgel. In reinem Zustand ist Korund farblos. Beimischungen von Metalloxiden verleihen ihm verschiedene Farbtöne. (z.B. Chromoxid = rot für Rubin, Eisenoxid = blau für Saphir). Der synthetische Saphir ist dem natürlichen überlegen, ist homogener und weist weniger Fehler (Einschlüsse, Risse, Blasen, etc.) auf.
Für die Herstellung von Korund wird Bauxit verwendet. In einem komplizierten Verfahren wird das Bauxit in einem spezial Ofen (Verneuil) in verschiedenen Prozessen geschmolzen. Dabei kristallisiert es in Birnenform auf einem Sockel ähnlich einem Eiszapfen. Beim Schmelzen formt sich die Birne schichtweise. Später wird es langsam abgekühlt und in Schichten geschnitten.
Vorteile
- sehr hart, ca. 2000 Vickers (kratzfest)
- Säure- und laugebeständig
- geringe Reibung
Nachteile
- spröde (schlagempfindlich)
- teuer (da schlecht bearbeitbar)
- starke Lichtbrechung (reflektierend)
Kratzfeste Materialien eignen sich bei Uhren, die nicht stark beansprucht werden. > Elegante, flache Uhren.
Bei Sportuhren empfiehlt sich daher kein Saphirglas!
RE: Empfindlichkeit Saphirglas
Also ich trag meine Uhr jeden Tag und hab keinen Kratzer!
Toi toi!
Gruß
Michael
http://img132.imageshack.us/img132/5717/projekt1rq6.jpg
RE: Empfindlichkeit Saphirglas
Also, wenn ich das richtig behalten habe, ist
P = F/A (pressure = force divided by area) (Druck = Kraft durch Fläche)
Da die Glaskante eine sehr kleine Fläche darstellt, brauche ich demnach nur wenig Kraft, um einen hohen Druck zu erzeugen.
Während ich bei der Glasoberfläche eine nicht unerheblich größere Kraft benötige, um den gleichen Druck zu erzeugen.
Chemisch betrachtet, besteht Saphirglas aus hoch reinem Al2O3 (Aluminiumoxid).
Dabei stellt die Al2-Seite die positiv geladenen Ionen dar und die O3-Seite die negativ geladenen Ionen.
Im unbelasteten Zustand befindet sich das Aluminiumoxid also durch den Ladungs-Ausgleich im neutralen Zustand.
Bringe ich nun an einer Stelle durch eine Kraft einen ausreichend hohen Druck auf, so verformt sich das Gitter und Al+ bzw. O- Ionen werden voreinander bewegt.
Die Folgen sind enorme Abstoßungskräfte (gleiche Ladungen stoßen sich bekanntlich ab), was dazu führt, dass dieser Bereich regelrecht herausgesprengt wird.
Durch diese Tatsache ist es auch leicht verständlich, warum Saphirglas splittert.
RE: Empfindlichkeit Saphirglas
Zitat:
Original von Perpetual
Also, wenn ich das richtig behalten habe, ist
P = F/A (pressure = force divided by area) (Druck = Kraft durch Fläche)
Da die Glaskante eine sehr kleine Fläche darstellt, brauche ich demnach nur wenig Kraft, um einen hohen Druck zu erzeugen.
Während ich bei der Glasoberfläche eine nicht unerheblich größere Kraft benötige, um den gleichen Druck zu erzeugen.
Chemisch betrachtet, besteht Saphirglas aus hoch reinem Al2O3 (Aluminiumoxid).
Dabei stellt die Al2-Seite die positiv geladenen Ionen dar und die O3-Seite die negativ geladenen Ionen.
Im unbelasteten Zustand befindet sich das Aluminiumoxid also durch den Ladungs-Ausgleich im neutralen Zustand.
Bringe ich nun an einer Stelle durch eine Kraft einen ausreichend hohen Druck auf, so verformt sich das Gitter und Al+ bzw. O- Ionen werden voreinander bewegt.
Die Folgen sind enorme Abstoßungskräfte (gleiche Ladungen stoßen sich bekanntlich ab), was dazu führt, dass dieser Bereich regelrecht herausgesprengt wird.
Durch diese Tatsache ist es auch leicht verständlich, warum Saphirglas splittert.
Hier könnte man an zwei Dingen ansetzen:
Die philosophische Sichtweise, ob der Begriff Saphir Glas nicht irreführend ist, da Aluminiumoxid nicht die physikalische Härte eines Saphirs erreichen kann. So wie Tobias dies gerne anhand der tabellarischen Werte vergleicht. Saphir wäre in Bezug auf Mineralgläser nur ein "freier" Begriff, der eine besondere Härte des Glases beschreibt, der aber nicht dem Härtegrad des Edelsteins Spahir gleichkommt....
Oder mal die zweite Sicht der Dinge, die konstruktive Sicht, weil hier ja die Kanten wohl augenscheinlich eine Sollbruchstelle im Gefüge sind.....da sind die facettierten Gläser in der Tat durch die Schliffform schon vorgeschädigt, weil die bearbeiteten Schrägen schon vorgeschädigt sind da durch die mech. Bearbeitung das Gefügegitter gestört ist....nix mit homogen....
Arondierte Glasränder sind dies auch, haben aber den Vorteil, das der geschwächte Glasrand meist bündig mit der Lünette abschließt und so vor Fremdeinwirkungen geschützter ist....
Nur mal so....Gruß Andreas