Woran Deutschland krankt - ein Beispiel
Eine ganz normale Transaktion in Deutschland: die Versendung eines Pakets von Baden-Württemberg in die Pfalz.
Einlieferungstermin: 15.11.2005, morgens um 9, Beleg fein säuberlich gedruckt und perfekt lesbar, Porto: 6,70.
Bis zum 21. nichts gehört, da will man doch mal anfragen.
1. Anruf an der Hotline: Paket ist zurück an den Absender. Warum: keine Ahnung.
Besuch beim Einlieferungspostamt: die haben keine Ahnung, können mit der Paketnummer nichts anfangen, kein Paket da.
2. Anruf bei der Hotline: Paket sei angeblich am 19. erfolglos bei mir zugestellt worden und liegt beim Postamt des Empfängers.
Hin zu meinem Postamt: nix. Man muß dazu sagen, daß wir kein Postamt mehr haben, sondern eine Postfiliale in einer Tankstelle, die Filiale ist genau 2 Stunden am Tag geöffnet. Die zuständige Mitarbeiterin ist eine 17-jährige 200 kg schwere Planschkuh, die eine Minute schon mit dem Vorgang überfordert war, eine Bildzeitung einzuscannen. Meine Frage hat sie sichtlich überfordert, sie suchte eine Weile in den Einschreiben, bis ich sie darauf aufmerksam machte, daß ich ein Paket vermisse und keinen Brief. Sie überlegte eine Weile, kam auf den Unterschied zwischen Paket und Brief und suchte dann im Paket"lager", in dem genau 3 Pakete standen. Zufällig treffe ich unseren Postboten, der schwört, kein Paket in der Zustellung gehabt zu haben. Paket nicht da, nie da gewesen.
3. Anruf bei der Hotline: System zusammengebrochen, nochmal in einer halben Stunde anrufen.
4. Anruf bei der Hotline: Das Paket soll bei mir zugestellt worden sein, nach dem Hinweis, daß dem offensichtlich nicht so ist, werde ich weiter verbunden. Dortiges Ergebnis: Paket konnte nicht zugestellt werden, wird am nächsten Tag zugestellt. Meine Antwort: dieser Tag ist heute, wo ist das Paket...
5. Anruf bei der Hotline (wir sind immer noch am 21.) Das Paket wurde versehentlich nicht aufgeladen und soll angeblich am 22. in der Zustellung sein. Meine Frage: wo ist das Paket, mir egal, ich hole es ab, es muß ja irgendwo zwischen BaWü und Pfalz sein. Antwort: das ist nicht möglich. Ich weiß warum, an dem betreffenden Hauptschalter würde regelmäßig Blut fließen...
6. Anruf - heute ist der 22.11. Ich gebe der Dame die Paketnummer, sie schluckt und verbindet mich sofort weiter. Ich spreche jetzt mit einer Dame aus Berlin, die wird bestimmt wissen, wo mein Paket ist, schließlich ist Berlin ja nur 1000 km von mir entfernt. Das Paket sei nun doch tatsächlich wieder an den Adressaten zurückgesandt worden und war tatsächlich nie bei mir. Meine Frage, worauf dann die anderen Auskünfte fußten, konnte sie nicht beantworten, wir nahmen aber eine Beschwerde auf, die den Suchprozeß erheblich beschleunigen solle. Ich könne das Paket an den Absender oder an den Empfänger schicken lassen. Mein Einwand, daß ich das eigentlich schon beim ursprünglichen Versand wollte, quittierte sie mit einem aufmunternden Seufzer. In dem Gspräch fragte sie mich 3 mal, ob ich Empfänger oder Absender sei - innerhalb von 4 Minuten.
Das Paket ist natürlich immer noch nicht da. Für mich ist dieser Vorgang exemplarisch für die Misere Deutschland: ich habe mit vielen freundlich-gelangweilt-unverbindlichen Leuten gesprochen, die nichts, aber auch garnichts zur Lösung des Problems beitragen konnten, aber alle Gehalt beziehen, habe mich lange durch kostenpflichtige Hotlines gewählt, die Leistung, die ich bezahlt habe, habe ich nicht erhalten und bis heute wundere ich mich, wo mein Eigentum ist, das ich anderen anvertraut habe.
Ich schwöre, die Geschichte ist wahr, nicht übertrieben und nicht aufgehübscht