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HiFi-Projekt: Vintage-Lautsprecher (Restauration)
Vorab für die Jüngeren hier zur Info:
:op:
Anfang der 80er Jahre hatte man als Anfang 20-jähriger Musikfreund eine ungeheure Auswahl an HiFi-Shops und deutsche HiFi-Marken.
Man verbrachte viel Zeit mit Probehören in den Edel-Shops vor Ort. Mitgenommene eigene Schallplatten waren selbstverständlich. Und man hatte sich dort in ein paar Monaten seine Lieblingsanlage zusammengestellt.
Wobei man ein paar unumstößliche Wahrheiten berücksichtigen musste. Die waren in den 80gern praktisch in Stein gemeiselt:
1. Einzelkomponenten sind Pflicht!
2. Deutsche Lautsprecher sind warm, britische Lautsprecher sind analytisch, japanische Lautsprecher sind nix!
3. Plattenspieler nur mit Riemen und Top-Abtast-System
4. Lautsprecher mit mindestens 3 Wegesystem!
5. Tapedeck (=Kassettenrekorder) nur mit Hinterbandkontrolle, manueller Aussteuerung, 4 Bandsorten, Dolby und nur von den Japanern!
6. CDs und CD Player sind viel zu teuer und klingen unnatürlich.
7. Komponenten mit Echtholzzargen sind extrem lässig!!!
Bei mir wurde es damals ein Plattenspieler Thorens TD 166, Vollverstärker Luxmann L-Serie, Tapedeck von Onkyo TA-2060 und zwei Arcus TM85 Lautsprecher. Damit war ich im HiFi-Olymp.
Und um diese alten Arcus Lautsprecher aus West-Berlin geht es hier bei meiner Restauration in den nächsten Tagen ...
Anhang 267826
... to be continued.
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Danke für das tolle Feedback!
:D:jump:
Und weiter geht's ...
Noch ein paar Infos zum Lautsprecher:
:op:
Arcus aus Berlin-West hatte Ende der 70er bis Anfang der 80er einen richtigen Höhenflug in der Lautsprecherwelt und gehörte in der Einstiegs-Oberklasse neben Canton, Magnat, B&W, Quadral etc zu den bekannten Abbietern.
Anhang 268019
Die Boxen der TM-Reihe waren wunderbar linear, klangen sehr ausgewogen, fein und gefällig, hatten aber einen lausigen Wirkungsgrad und waren nicht sooo dynamisch. Also perfekt für den gehobenen Genuss von "Unterhaltungsmusik". In meinem Fall waren das damals Funk & Soul, West-Coast und Smooth-Jazz (den Begriff 'Lounge' oder 'Chill-Out' gab es noch nicht).
Die Arcus TM85 waren 1981 in praktisch allen Fachmagazinen überragende Testsieger. Ob diese Testsiege die Werbeanzeigen zur Folge hatten oder umgekehrt, blieb wie so oft unklar.
:grb:
Anhang 268020
Ca. 10-15 (!!) Testsiege in praktisch allen Fachmagazinen waren auf alle Fälle eine Ansage.
Der Preis lag bei stolzen 1.700 DM pro Paar. Und die Box wog heftige 17 Kilo pro Stück.
Meine Arcus TM85 dienten in den ersten Jahren zum 'ernsthaften' Hören von unzähligen LPs - meist nach folgendem Ritual:
- ein guter Freund
- eine gute Platte
- Zigaretten
- schweigend die Lieder durchhören
- Cover studieren
- ab und zu wohlwollend nicken
- 15 minütiges Schlagzeugsolo überhüpfen
- und am Schluß eine wohlmeinende oder vernichtende Kritik formulieren
Nach ein paar Jahren kam es, wie es kommen musste - GAS!
=( :kriese:
Bei einem unbedarften Besuch im HiFi-Shop wurde ich Mitte der 80er Jahre auf die plötzliche Notwendigkeit von dicken Kabeln angesprochen, und auf Bi-Wiring, und auf Bi-Amping, und auf Spikes zum Entkoppeln des Gehäuses. Und auf den neuen Überflieger, eine Audioplan Kontrapunkt II (mit Spikes und mit Bi-Wiring) ...
Die sehr guten Regal-Lautsprecher Arcus TM85 mussten zugunsten der sehr guten Audioplan Kontrapunkt II (angetrieben von neuen Linn Verstärkern und extrem teuren Kabeln) weichen und fristeten ihr weiteres Dasein der Party-Beschallung auf unzähligen Feten und lagen dann 30 Jahre vergessen im Keller.
Nun werden sie nach 30 Jahren wachgeküsst. Mal schauen was die noch drauf haben ...
:supercool::supercool:
... to be continued.
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Nach 30 Jahren: Das Wachküssen der Arcus TM 85
Zuerst alles auseinandernehmen. Alle Lautsprecher und Aufbauteile ausbauen und Kabel ablöten. Geht schnell und einfach.
Tieftöner raus:
Anhang 268037
Mitteltöner raus:
Anhang 268038
Hochtöner raus:
Anhang 268039
Mit diesen Fotos habe ich auch die korrekte Polung der Kabel dokumentiert.
;)
Beim Restaurieren gibt es 2 getrennte Schwerpunkte:
* Das Gehäuse
* Die Lautsprecher inkl. Weiche
Das Gehäuse ist intakt, aber der alte Lack muss runter und die Dellen müssen gespachtelt werden. Geplant ist eine Grundierung und ein matter reinweißer Lack (RAL 9010) drauf. Es soll zur Einrichtung im neuen Fitnessraum passen.
Anhang 268040
Außerdem sind die Plastikaufbauteile innen an den belasteten Stellen, wo die Schrauben sitzen, zum Teil gebrochen und die Schrauben drehen leer durch. Die Lautsprecher sitzen also nicht fest im Gehäuse. Das muss ich irgendwie lösen.
:grb:
Anhang 268041
Check der Lautsprecher:
Beim Tieftöner ist alles in Ordnung. Aber der Konus ist total dreckig:
Anhang 268042
Die Sicken des Mitteltöners sind total zerbröselt und müssen erneuert werden. Der Konus wird nicht mehr korrekt geführt, was die Lautsprecherspule beschädigen wird. Außerdem entsteht durch die Löcher eine Art Luftbrücke innerhalb des Lautsprechers, was sehr negativ für den Klang ist. Da müssen neue Sicken dran.
Anhang 268043
Hochtöner passt:
Anhang 268044
Die Weiche und die Kondensatoren sind ok: Old School-Technologie, gebaut für die Ewigkeit. Die (dünne) Verkabelung passt auch. Alles original. Da muss nichts gemacht werden.
... to be continued.
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Gestern und heute wurde das Gehäuse geschliffen, gespachtelt, geschliffen, abgeklebt, grundiert und zwischengeschliffen:
Anhang 268135
Heute kommt der Lack drauf. RAL 9010 reinweiss in matt. 2x lackiert.
Anhang 268136
Passt!
Jetzt muss alles trocknen, und während alles trocknet, freue ich mich schon auf die neuen Sicken vom Mitteltöner!
:jump:
... to be continued.
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Die Restaurierung der beiden bröseligen Mitteltöner ist etwas kniffliger und aufwändiger:
Anhang 268246
Die Sicken wurden bereits ausgemessen und in passender Größe mit dem Kleber einem Spezialisten im Internet bestellt.
Anhang 268247
Jetzt wird es schmutzig und klebrig:
Die alte Sicke vom Korb kratzen und mit Aceton anlösen. Dann die Sicke mit Aceton vorsichtig vom Papp-Konus lösen. Ist eine fummelige und klebrige Angelegenheit!!!
Anhang 268248
Nach einer Stunde ist der Lautsprecher bereit für die neue Sicke:
Anhang 268249
Der Spezial-Kleber ist ähnlich wie Pattex oder Fahrradschlauch-Kleber. Die Sicke muss so verklebt werden, dass die Spule am Magneten nicht kratzt oder scheuert, wenn man den Konus leicht reindrückt.
Voila - mein neuer alter Mitteltöner:
Anhang 268250
:jump:
Die Tieftöner werden mit Reinigungsbenzin vorsichtig vom Dreck befreit:
vorher: :flop:
Anhang 268251
nachher: :top:
Anhang 268252
Es wird schön langsam ...
Als nächstes kommen die zerbrochenen spröden Plastikteile dran.
... to be continued.
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