Qualität, Fertigungstoleranzen, subjektive Wahrnehmung und Kundenorientierung
In jüngster Zeit häufen sich die Threads zum Thema Qualität und Fertigungstoleranzen, Krone nicht senkrecht, Dreieck oder Stoppsekunde nicht in der Mitte, Datum schaltet nicht um 24 Uhr, etc.. Ich verstehe, dass die Erwartungshaltung hoch ist, wenn man 7, 10 oder noch mehr Tausend Euro in eine Armbanduhr steckt. Man sollte jedoch nicht vollständig ausblenden, dass die Uhren immer noch von Hand zusammengebaut werden, auch bei Rolex, wo sonst alles vollautomatisiert ist. Ich darf dazu sagen, dass auch ich ein penibles Adlerauge bin, wenn es um Details geht. Seit ich jedoch selber zwei Uhren zusammengebaut habe, ist meine Wertschätzung gegenüber der Leistung der Uhrmacher nochmals stark gestiegen.
Kürzlich habe ich anlässlich eines Besuches bei meinem Stammkonzessionär mit dem Geschäftsführer gewettet, dass ich bei allen von 10 zufällig ausgewählten Uhren mindestens je einen "Fehler" finden werde, egal welche Marke. Er hat dagegen gewettet, dass ich bei 10 Uhren insgesamt nicht mal 3 "Mängel" finden werde. Er hat absichtlich 5 Rolex gebracht, 2 Patek Philippe, 2 Audemars Piguet und 1 IWC.
Ergebnis:
Rolex GMT II: Dreieck mindestens 1 Millimeter nach links versetzt* + Die 25 des Datums mit Druckfehler*
Rolex Daytona: Stoppsekunde steht auf dem ersten Strich nach rechts** (keine Bewegungsparallaxe)
Rolex Day Date: Lupe leicht schräg aufgesetzt*
Rolex Datejust: Ganzes Zifferblatt nach links versetzt, so dass die 45 am Rehaut ansteht** und Datum schaltet um 0 Uhr und 4 Minuten*
Rolex Submariner: Datum nicht in der Mitte, steht an der unteren Kante der Zifferblattöffnung an*
AP RO Offshore Chrono: Ganzes Zifferblatt nach unten versetzt, so dass Swiss Made und die Sekundenstriche leicht unter dem Rehaut verschwinden und oben weit davon entfernt sind**
AP RO Offshore Diver: Indizes fluchten gar nicht mit dem Taucherring*, 19 Uhr Index nach rechts verdreht** und Grosse Sekunde nach links verbogen*
PP Calatrava: 16 Uhr Index fluchtet nicht mit dem 10 Uhr Index*
PP 5980: Stoppsekunde ist an der Spitze leicht nach rechts verbogen**
IWC Big Pilot: Grosse Sekunde an den Flanken schlecht lackiert** und stark nach links verbogen*
Wette gewonnen. :D * = mit blossem Auge zu sehen, ** = nur mit Lupe zu sehen
Einige Dinge würden mich stören, andere nicht. So oder so, wenn ein Kunde einen "Fehler" sieht und reklamiert, würde ich als Hersteller diesen "beheben" anstatt mit "Ist innerhalb der Fertigungstoleranz" zu antworten. Offensichtlich stört ihn etwas, was 99 anderen nie aufgefallen wäre. Jeder sieht und tickt halt anders. Hauptsache der Kunde ist zufrieden und kauft bald noch eine Uhr, wäre meine Sichtweise.
Nun würden mich eure Erfahrungen mit "Mängeln" und dem Service verschiedener Hersteller interessieren.
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Ich erlaube mir mal aufgrund meiner Erfahrungen in diesem Jahr diesen Thread aufzugreifen und von meinen drei Garantiefällen zu berichten:
116234 -> blieb nach 3-4 Monaten trotz Aufzug nach kurzer Zeit plötzlich einfach stehen. Wurde eingeschickt, von Rolex ohne Angabe des Fehlers innerhalb von 4-5 Wochen behoben
116610 -> Zu kleine Datumslupe (kennt ihr ja...) + nicht mittig einrastende Lünette. Mit beidem konnte ich leben, bis mir vom Konzi bestätigt wurde, dass es sich bei der Lupe offiziell um eine Fehlproduktion handelt. Sowas wollte ich dann doch nicht in meiner Uhr haben. Die Uhr habe ich heute abgeholt und die Lünette rastet immer noch nicht mittig ein. So viel mal dazu.
116710 -> Gestern bemerkt, dass sich auf dem Sekundenzeiger etwas rötliches abgelegt/gebildet hat und sich das auch kreisförmig am Glas abzeichnet. Leider konnte ich das mit dem iPhone nicht so richtig einfangen. Der Uhrmacher meines Konzis sagte nur ratlos, dass er dafür auch keine Erklärung hat und die Uhr natürlich nach Köln muss, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dauer wieder 4-5 Wochen.
Anhang 93345
Ich bin sicherlich keiner der 100%ige Perfektion bei allem erwartet und weiß, wo Menschen arbeiten passieren einfach mal Fehler. Aber irgendwie verliert man da schon die Lust. Die Sache wäre halb so schlimm, wenn die Uhren nicht immer so lange weg wären.