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3700 Euro, 3000 Tage, 300 Dienstreisen, 30 Promis, 1 Uhr (Modemburner)
Kann man in dieser schnelllebigen Zeit noch treu sein?
Kann man in dieser ängstlichen Zeit noch Mut haben und sorglos sein?
Kann man in dieser finanzoptimierten Zeit noch Nein sagen?
Ich konnte und kann.
Und nun ist es an der Zeit, das ich ein Resümee ziehe.
Es bietet sich einfach an, ein paar Zeilen über meine ganz besondere Uhr und unsere gemeinsame Zeit zu verlieren.
Nur was hat es mit den Zahlen auf sich?
- 3600 Euro hat die Uhr damals gekostet.
- Vor 3000 Tagen habe ich sie gekauft.
- Auf (mehr als) 300 Dienstreisen hat sich mit in alle Herren Länder begleitet.
- (Viel mehr als) 30 Promis hat sie bisher getroffen.
Es ist nun sieben Jahre her, dass ich hier das Topic "Mein erstes Mal" gestartet habe: http://www.r-l-x.de/forum/showthread...ein-erstes-Mal
Die Bilder sind bereits vom Internet verschluckt, die Erinnerung ist aber bis heute präsent.
Denn genau wie ich ist meine Sub etwas Besonderes. Vielleicht ein bisschen das schwarze Schaf der Familie:
- 4- Liner
- Z-Serie
- Non-Sel
- Löcher in den Hörnern
- Neues Zerti
- Gap-Dial
- Bandenwerbung
Ziemliches Flickwerk, aber charmant.
Anhang 96935
Anhang 96936
Anhang 96937
Für mich war früh klar, dass es - wenn Rolex - nur die Submariner werden soll. Es ist einfach die Uhr, die ich viele Jahre fasziniert bestaunt habe und die bei mir einen großen "Haben will"-Reflex ausgelöst hat. Schon damals habe ich mich nie wirklich für andere Modelle oder gar Marken interessiert.
Doch kann man(n) glücklich werden? Vor allem mit nur einer Uhr? Ja, man(n) kann.
Zumindest ich konnte das. Denn nachdem ich die Sub vor sieben Jahren das erste Mal umgelegt habe, ist sie zu meiner treuesten Begleiterin und meiner besten Freundin geworden. Ganz ehrlich: Ich habe nie daran gedacht, ihr untreu zu werden. Und es gibt bis heute nur ganz wenige Modelle, die mich "anmachen". Aber gar ein "Haben will"-Gefühl - nein, das war nie wieder so stark da.
Das klingt vielleicht pathetisch, aber wir gehören mittlerweile zusammen. Sie ist meine Uhr, ich bin ihr Träger. Ich könnte und würde es nie übers Herz bringen, die Uhr in ein Bankfach zu legen oder sie morgens mit anderen Uhren um meine Aufmerksamkeit konkurrieren zu lassen. Ja, es ist für mich der Uhr. Sie war bei allen wichtigen und prägenden Ereignissen im Leben dabei: Meiner Hochzeit, der Geburt der Mädchen, traurigen Abschieden, Krisen, Umzügen, Dienstreisen, Urlauben und vielen anderen schönen und weniger schönen Augenblicken.
Nun noch einmal zu den Zahlen zurück und was es damit auf sich hat. 3700 war der Preis beim Grauen damals mit Box, Papieren und allem drum und dran. Die 3000 Tage sind selbsterklärend. Bei den 300 Dienstreisen habe ich jedoch etwas untertrieben. Denn wir hatten das große Glück ohne schlimme Erlebnisse beruflich viele Kontinente und Menschen kennenlernen zu dürfen.
Nun bin ich kein Marinesoldat, auch kein Kampfpilot, Bergsteiger oder ein Rettungstaucher. Ich bin einfach nur Journalist. Mit einem Hand zur Promiberichterstattung. Quasi ein Baby Schimmerlos der Neuzeit. Statt U-Boot-Wracks traf ich menschliche Wracks. Statt in dunkle Tiefen tauchte ich in die Abgründe der menschlichen Persönlichkeit. Statt das Glücksgefühl einer Gipfelbesteigung erlebte ich das Glücksgefühl eines berührenden und tiefen Gesprächs. Statt eine bisher unerforschte Höhle zu untersuchen, sammelte ich mehr oder minder bedeutende Persönlichkeiten. Von vielen dieser Treffen gab und gibt es Fotos, von manchen nicht. Unvergesslich blieben die meisten trotzdem.
Zu 30 dieser Begegnungen möchte ich aber jeweils einen Satz sagen und Euch an diesen Treffen teilhaben lassen. Seid eingeladen:
Larry Hagman im Büro, wow. Was für ein Typ. Selten einen so coolen und entspannten Typen getroffen. Völlig uneitel und eine Lache, die ich bis heute höre.
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Zu Udo gibt es wenig zu sagen, außer dass er mit den Jahren immer klüger wurde. Er hat gelebt wie kein Zweiter, aber er hat auch gelernt wie kein Zweiter. Hier kommen wir gerade von einem großen Gespräch über sein letztes - und wohl aussagekräftigstes - Album.
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Nach dem Selbstmord von Robert Enke fiel mir die Recherche in Empede besonders schwer. Aber auch das gehörte dazu. Schade, dass der Fussball, die Bundesliga und die Medien NICHTS aus dem Fall gelernt haben.
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Abi Ofarim ist bis heute ein toller Mensch. Hoch geflogen, tief gefallen, aber stets wieder aufgestanden. Ein Herz wie ein Löwe. Hier haben wir es uns auf seinem Balkon in Schwabing gemütlich gemacht.
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Christine Neubauer ist ein Phänomen. Schafft sie es in den Medien oft unsympathisch zu wirken, ist sie in Natura eine angenehme und freundliche, ja zurückgenommene fast schüchterne Person. Das Essen im 4 Jahreszeiten war übrigens vorzüglich.
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Vor Monica Lierhaus ziehe ich meinen Hut. Als sie in Hamburg mit kleinen Schritten zum Interview kam und mit leiser abgehackter Stimme sprach, wollte man Mitleid haben. Doch sie hatte viel zu sagen und nahm kein Blatt vor dem Mund. Stark in der schwersten Krise. Eine Frau, die kein Mitleid will.
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Jan Fedder ist ne coole Socke. Von ihm habe ich im Atlantic damals den Typ "Hendricks & Gurke" bekommen. Sein Hausgetränk. Hat mir all die Jahre auch sehr gut gemundet.
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Nach ewiger Sucherei und Fahrerei durchs Niemandsland stand ich vor der Finca von Boris Becker auf Mallorca. Ganz ehrlich: Die Butze am Arsch der Heide mitten in der staubigen Prärie würde ich michtmal geschenkt nehmen.
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Langweilig und zu professionell diese Dame.
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Düsseldorf: Man glaubt es kaum, aber Pele hat den weichesten Händedruck, den ich je erlebt habe. Da drückt meine Kleine härter zu...
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Hennef: Achim Petry ist ein dufter Typ. Aber im Schatten eines solchen Vaters zu stehen, ist für niemanden einfach.
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Italien: Zuhause bei Al Bano in Apulien. Er hat mir Nudeln gemacht, dazu Weißwein. Ein Traum. Wer mal Lust und Zeit hat, sollte sein Landgut besuchen. Schöne Zimmer, tolles Essen, guter Wein.
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In den Katakomben der Stadl-Tournee. Muss man mal erlebt haben, um zu sehen, wie wenig glamourös es hinter den Kulissen zugeht. Stefan trägt seine weiße Explorer übrigens bis heute mit Freude.
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Mit Adoro im Berliner Dom. Ich hab kurz überlegt, der Band beizutreten. Nur ich singe ich leider zu beschissen.
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In Glamis Castle habe ich einen Geist gesucht. Kein Witz. Gefunden habe ich ihn nicht, aber gemerkt, dass es extrem aufwendig ist, ein Schloss zu heizen. Und, dass Schotten im Pub sehr gastfreundlich sind.
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Man mag von ihm halten, was man will, aber er geht seinen Weg. Für viele zu rigoros. Ich konnte ihm in seinem Schloss bei Bozen stundenlang zu hören - und würde das heute noch tun.
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Das Grab vom großen Peter Alexander in Wien. Der letzte große Entertainer. "Die kleine Kneipe" liebe ich bis heute.
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Ein Kuss von Erika Berger in Köln. Von DER Erika Berger.
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Wieder bei meinem Freund Al Bano. Er hat ein eigenes Weingut und das Tasting ist unvergesslich. Draußen 30 Grad, im Gewölbe schön kühl. Käse, Wein, Musik - super.
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Auch das gehört dazu; Sich stundenlang in zugigen Hallen rumdrücken, um auf die Aftershow-Party zu warten. Hier war es bei André Rieu. Nicht so mein Fall...
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Zu Besuch bei der Tochter von Marika Rökk bei Wien. Eine sympatische Frau, die ihr Leben dem Kampf für Tiere gewidmet hat. Finanziell leider ein Fass ohne Boden.
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Ibiza: Einer der letzten Spaziergänge mit Dietmar Schönherr und Hund Tarzan vor seinem Tod. Ein toller Mann, der am Ende stark abgebaut hat so ganz allein ohne seine Vivi.
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Im Bayerischen Hof mit dem Schätzchen. Selten eine Frau mit so viel Ausstrahlung gesehen. Intelligent, reflektiert, einfach toll.
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Mit Wencke Myhre auf einem Katamaran über den Oslo-Fjord. Wencke ist einer der lebensfrohesten Menschen die ich kenne. Und das trotz Krebsschicksal.
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Auf Mallorca habe ich mich mal durchs Café der Katzenberger geschlemmt. Was für eine ungenießbare Pampe... Mittlerweile hat die Bude auch dicht gemacht glaube ich.
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Auf den Spuren von Markus Lanz in Südtirol. Wir haben seinen Bauernhof gefunden, aber davon hier kein Foto. Eines nur: Der Ausblick ist atemberaubend. Moderator im ÖR müsste man sein.
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Grog mit Ella Endlich irgendwo ganz im Norden in einem Holzhaus.
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Bei Olaf von den Flippers denke ich an lange Urlaubstouren, bei denen im Autoradio die Kassette mit "Die rote Sonne von Barbados" steckte. Olaf ist auch ein toller Typ, echter Wein-Liebhaber und ein richtiger Wasserfall, wenn er das Quatschen anfängt. Der trinkt so ziemlich jeden unter den Tisch.
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Als TV-Experte durfte ich mich im WDR mal zu den Baby-Fotos von Brangelina äußern. Habe mir, da es live war, ziemllich in die Hose gemacht. Der Moderator wollte mich am Ende auflaufen lassen, aber ich konnte parieren und damit war die Experten-Karriere beendet.
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Und zum Schluss noch zu Hause bei Olaf Henning der Rampensau. Ein Schlagersänger, der privat mal sowas von ganz anders ist, als man denkt. Von wegen "Cowboy & Indianer", eher Familienvater und guter Ehemann.
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Bei all den Terminen stets dabei: Meine 14060M.
So nun fragt Ihr Euch sicherlich, wie eine Uhr nach 3000 Tagen am Arm, mehr als 300 Dienstreisen und Wind, Wetter, Salz, Sand und anderen Flüssigkeiten ausgesetzt aussieht. Die Einen würden sagen: Patina. Die anderen würden sagen: Ach Du Scheisse.
Hier die Fotos der 14060M nach 3000 Tagen Vollgas:
Anhang 96927
Anhang 96928
Anhang 96929
Anhang 96930
Anhang 96931
Anhang 96932
Anhang 96933
Anhang 96934
Man sieht, dass die Uhr mit mir alt geworden ist und dass ich keine PTM bin. Ich habe sie nicht absichtlich schlecht behandelt, aber auch nie besonders geschont. Es war eine Uhr, meine Uhr, kein Schmuckstück, kein Spekulationsobjekt, keine Safe-Queen. Meine Tool-Watch für jeden Tag, für jeden Zweck. Ohne Reue über den Kaufpreis, ohne Gedanken an den Werterhalt.
Nun kann man argumentieren, der Uhr den Charme zu lassen. Sie trage ja nur Narben des Alltags und "Kampfspuren". Sie solle doch weiter in Würde altern.
Nein.
Ich sehe das anders. Denn auch wenn die Uhr jedes Jahr auf der Zeitwaage und zur Dichtigkeitsprüfung war, ist mir aufgefallen, wie sie mit der Zeit immer ramponierter wurde. Eine Revision stand technisch nicht an, das Gehäuse wollte ich beim Konzi nur ungern überarbeiten lassen. Gerade weil ich diese Uhr so schätze und weil ich mit ihr so viel erlebt habe, war mir klar, dass ich sie wenn nur ganz speziell und vorsichtig aufarbeiten lassen werden. Und nein, deswegen verliert sie nicht ihre Geschichte. Wieso auch? Vor allem da mir stets klar war, dass manche Narben für immer bleiben...
Die Jahre vergingen, die Macken wurden mehr, der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Bis Manon hier aktiver und fingerfertiger wurde. Nun war es also nach 3000 Tagen an der Zeit, mich erstmals für einen Tag (und länger) von meiner Uhr zu trennen. Ein komisches Gefühl. Also verpackt und ab zu Manon.
Was folgten waren Tage des Wartens und täglich das blöde Gefühl, dass an meinem Arm was fehlt. Und die Gewissheit, die richtige Uhr zu haben, denn nie kam der Gedanken, die Leere am Arm zu füllen. Weder mit der 16200 meiner Frau noch mit einem Neuerwerb.
Die Trennung hat mir nur noch mehr verdeutlicht, dass ich mit der 14060 damals meine Uhr fürs Leben gefunden habe. Mit dem ersten Schuss die Exit. Und dann noch die Kellneruhr aus schnödem Stahl.
Tja, so einfach kann es manchmal sein.
Hier nun die Fotos der Uhr, nachdem Manon ihr Handwerk vollzogen hat:
Anhang 96940
Anhang 96938
Anhang 96939
Anhang 96942
Anhang 96941
Anhang 96943
Anhang 96944
Anhang 96945
Anhang 96946
Anhang 96947
Ja, es ist noch meine Uhr und auch wenn sie wieder flott gemacht wurde, hat sie ihre unverkennbaren Spuren behalten. Das Inlay der Lünette wurde und wird zum Beispiel nicht getauscht! Ich mag gerade das unperfekt Perfekte an dieser Uhr.
Und vielleicht bin ich tatsächlich sowas wie ein Baby Schimmerlos aus Kir Royal. Ein Typ, der nicht so ganz aus unserer schnellen Zeit ist Vielleicht bin ich wertebewusster und treuer in vielen Bereichen. Vielleicht passen die Sub und ich deshalb so gut zusammen. Zwei unperfekte Typen mit Macken, Kanten und einer bewegenden Geschichte. Zwei Typen, für die Treue noch was bedeutet. Wo nicht hinter jedem nächsten Rock oder an jedem Handgelenk eine neue Ablenkung wartet.
Ich bin zufrieden.
Das tippe ich hier nicht nur so, das bin ich.
Völlig zufrieden.
Danke fürs Lesen und herzliche Grüße,
die Uhr und ich.
Anhang 96948