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Anhang 205615
Heute ist Freitag. Der 29. Februar. Zumindest auf meiner Uhr. Ich mag ja die einzelne „1“ nicht so im Datumsfenster, weswegen ich an jenen Tagen lieber zu einer Uhr ohne Datum greife. Oder eben den alten Monat munter weiterrennen lasse. Wie eben heute.
Warum ich das erzähle? Ja was weiß denn ich? Ist mir nur grad aufgefallen. Es ist also in Wahrheit der 1. März und der weckt mich – mit einem ganz besonderen Ereignis. Nein, nicht was jetzt hier wieder einige unter Euch denken (Bitte WAS stimmt nicht mit Euch??).
Anhang 205614
Als ich vom Balkon blicke, blicke ich auf Nebelschwaden, die sich durch den Fjord ziehen. Und wie ich diesem Schauspiel nun so naturverliebt beiwohne, schwimmt auf einmal etwas am Schiff vorbei. War das? Ist das? Kein Zweifel. Es ist ein Eisberg! Gut, Eisberg ist ein großes Wort. Sagt ja jetzt aber erst einmal nichts über die wahre Größe aus. Das, was da vorbei schwimmt, es ist eher ein Eisbergchen. Ein Kleiner halt. Gefolgt von einem Zweiten. Einem Dritten. Immer mehr kommen vorbei. Na wenn das mal gut geht.
Anhang 205616
Der Captain meldet sich über Bordlautsprecher. Ah. Isses schon SO weit?? Natürlich nicht. Er kündigt an, dass wir demnächst am El Brujo Gletscher ankommen. Der ist Teil des Torres del Paine Nationalpark im Südwesten Chiles.
Anhang 205622
Ein letzter Schwenk des Schiffes, und er kommt in Sicht, der Gletscher. Ok. Ich gebe zu, ich habe viele Reportagen im Fernsehen gesehen über sowas. Ich habe mir Bilder angeschaut. Das ein oder andere YouTube Video im Vorfeld habe ich ebenfalls bewundert. Ich wusste also in etwa, was mich da erwartet – und hatte dennoch sowas von gar keine Ahnung. Das was da vor mir liegt, leicht angestrahlt von der immer wieder kurz die Wolken durchbrechenden Sonne und gespiegelt vom nahezu spiegelglatten, mit Eisschollen übersähten Wasser, das ist so wunderschön, dass einem bei dessen Anblick tatsächlich die Tränen kommen können.
Anhang 205617
Dieses Blau des Gletschers, dieses unglaubliche, unfassbare Blau, es ist einfach nur der Wahnsinn. Es scheint nicht von dieser Welt. Es ist nicht mit Worten und auch nicht mit Bildern zu beschreiben. Apropos Bilder: ja, diese sind ein wenig nachbearbeitet, da die iPhone Kamera mit der Farbpracht, wie sie das Auge sieht, einfach nicht mithalten kann. Nachberarbeitet also ja, übertrieben? Keinesfalls!
Eine halbe Ewigkeit liegen wir vor dem Gletscher. Der Kapitän dreht das Schiff so, dass auch all diejenigen, die vom Bett aus schauen wollen, was vom Schauspiel haben. Ich selbst bin natürlich an Deck. Erst auf Deck 10 vor der Observation Lounge, in der es Heiße Schokolade „mit Kick“ gibt, dann ganz vorne am Bug auf Deck 6. Beides beeindruckend.
Anhang 205618
Übergeworfen habe ich mir so ziemlich alles, was ich in der Schnelle der Zeit finden konnte. Zu wenig noch immer. Mir ist kalt und langsam habe ich echt Angst, wie das erst werden soll, wenn wir wirklich in der Antarktis sind.
Die Mitreisenden, die in dünnem Leinenhemd und kurzen Hosen neben mir stehen, lassen mich diesbezüglich noch ein wenig nachdenklicher werden. OMG! Ich elendiges Weichei. Ich Großstadtkind. Ich – keine Ahnung. Denkt Euch was aus.
Vom Gletscher geht es dann irgendwann den Fjord zurück in Richtung Magellanstraße, der wir weiter in Richtung Punta Arenas folgen. Die Eisberge werden wieder weniger. Die kamen also wirklich nur vom kalbenden (sagt man doch so?) Gletscher. Entwarnung. Noch!
Wetter ist mehr so geht so, also ganz gemütlich die Zelte in der Observation Lounge aufbauen, Bilder sichten, bearbeiten, schreiben, auf die Tea Time warten, ein bisserl mit den lieben Künstlern hier an Bord quatschen und den Geburtstag der Dame mit der Violine zelebrieren.
Anhang 205619
Irgendwann dann Aufregung an den Fenstern. Ein Wrack kommt vorbei. Schwachsinn. Das tut es natürlich nicht. Ist ja ein Wrack und hängt somit hier fest. Wir sind es, die vorbei kommen. Tja. Die gute Santa Leonora. Die hatte nicht soviel Glück, damals in den 60ern. Wir schaffen die enge Passage jedoch und fahren weiter.
Anhang 205620
18:30 heißt es dann Champagner, Kaviar & Wodka. Mutet irgendwie seltsam an, da man jene drei Sachen hier ja sowieso wann immer man will, wo immer man will und wieviel auch immer man will konsumieren kann. Daher ist das Event auch eher als eine weitere Socializing Maßnahme gedacht. Warum denn auch nicht. Ich bleib‘ dennoch lieber noch ein wenig an meinem Lieblingsplatz und beobachte diese unglaublichen Landschaften. Champagner gibt’s schließlich auch hier, auf den Rest verzichte ich gerne zu Gunsten eines Club Sandwiches.
Da fällt mir ein: wir haben ja noch gar nicht übers Essen geredet, heute. Gab auch nicht wirklich viel. Zwei Croissants zum Frühstück. Dazu eine Schüssel Obst. Unfreiwillig. Keine Idee von mir, wie man sich denken kann. Nein, die Restaurantchefin macht sich Sorgen, ich würde zu wenig essen. Oder nicht gesund genug. Lieb von ihr. Na gut. Dann eben zur Abwechslung mal Obst.
Zurück auf der Kabine jedenfalls erreicht mich dann die Nachricht, dass der Hosted Table heute leider abgesagt werden muss. Sowas! Trifft sich andererseits aber ganz gut, da ich eh mit der Künstlertruppe verabredet bin. Dummerweise ändern sich deren Pläne allerdings zwischenzeitig, sodass wir am Ende doch wieder nur zu Zweit sind. Ich schwöre, diesmal hatte ICH da wirklich NICHTS mit zu tun!
Statt ins Restaurant geht es heute ins The Patio. „Ins“ allerdings ist stark übertrieben, denn das Patio befindet sich auf dem Pooldeck. Also draußen. Es gibt nur wenige Tische, die sind aber dank Wärmelampen und Decken recht kuschelig. Das Essen ist eine Wucht, nach all den Tagen bin ich dennoch tatsächlich froh, es heute mal bei nur einem Gang zu belassen.
Anhang 205621
Danach heißt es Showtime! Gleich zwei Künstler geben ihr Abschiedskonzert. Das Theater ist voll besetzt, die Stimmung großartig. Zuvor gibt die Kreuzfahrtdirektorin noch die Kennzahlen der Reise bekannt. Die meisten Gäste (fast zweihundert) kommen aus den USA, zweitstärkste Gruppe an Bord sind die Australier (deckt sich also mit meinen Beobachtungen), danach kommen die Kanadier.
Deutsche hat es mehr als Neuseeländer, Österreicher nur zwei. Rest habe ich vergessen. In jedem Fall liegt das Durchschnittsalter auf dieser Reise bei knapp über 67 Jahren. Um ehrlich zu sein, ich hatte es sogar noch ein Stück weiter oben gesehen, da außer mir und eben der Künstlertruppe wirklich niemand diesseits der 60 an Bord zu sein scheint.
Bei rund 400 Passagieren kennt man sich übrigens recht schnell, die Socializing Maßnahmen tun ihr Übriges. Bereits nach zwei, drei Tagen grüßen die meisten sich mit Namen. Fast wie eine große Familie. Ich mag das. Ganz ehrlich.
Nach der Show noch auf ein Getränk in den Club. Der versprochene selbst gemixte Vermuth ist fast fertig. Ich soll mal kosten. Wirklich sehr lecker. Ok. Also einen Negroni dann eben. Einen. Mehr geht nicht, mehr darf heute nicht. Denn ich muss tatsächlich mal früh ins Bett. Treffpunkt zum morgigen Landausflug nämlich ist 6:45 Uhr an der Pier vor dem Schiff. 6:45 Uhr MORGENS!!!!!
Hilft also nix. Obgleich ich heute wirklich gerne noch ein wenig geblieben wäre. Gute Nacht!
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Percy,
tolle Route, sehr schöner Bericht und natürlich stalken wir Dich:D:
Anhang 205686
Scheint ein schönes Schiff zu sein. Schick doch mal bitte ein paar Bilder von Deiner Suite, ich glaube, wir müssen da mal hin...
Übrigens, jämmerlicher Versuch, die Lünetteneinlage zu faden...:bgdev:
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PCS
Beste Grüße,
André