Zitat von
RLX1470
Hallo Claus,
danke, dass du auch der vielleicht weniger häufig geäußerten Sichtweise Raum gegeben hast. Guter Zug. Und, ja, das mit dem 911er war ich. Ich durfte ihn inzwischen auch zwei Mal fahren, jeweils zum Tanken, und er wurde nachher vom Junior penibelst auf Schrammen kontrolliert. ;)
Und bei Uhren handhabe ich das ähnlich.
Aber es ist schon so wie du schreibst, jeder hier und jede Familie für sich wird eigene Antworten, Sorgen und Erwartungen angesichts der Fragestellung formulieren. Eine generell richtige Verhaltensweise gibt es mMn nicht. Ich persönlich halte es da mit Kant: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“. Mir ist das wurscht, ob irgendein Scheich seinen Kindern für jeden Wochentag einen andersfarbigen Lamborghini schenkt, es tangiert mich nicht, und als Vater wünsche ich auch dessen Kindern immer gute und sichere Fahrt. Das Gleiche trifft für mich auch bei Uhren zu. Unterschiedliche Reife, Interessenlage, und finanzielle Möglichkeiten werden den Rahmen bestimmen, in dem ein „ja“ oder „nein“ zu einer bestimmten Uhr und einem bestimmten Alter zustande kommt.
Ich war 12 als ich meine erste Rolex bekam. Es hat mir nicht geschadet (ganz im Gegenteil, mir wurde ein lebenslanges Hobby gegeben), und 40 Jahre später habe ich die Uhr noch immer. Meine Motivation, im Leben etwas zu erreichen hat unter dem Geschenk nicht gelitten, und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass auch mein Sohn ein Interesse für Uhren entwickelt hat.
Ihm haben wir zum 15. Geburtstag eine weiße Ex II von (fast) seinem Geburtstag geschenkt (habe lange danach suchen müssen, Papiere passen auf einen Tag) und er trägt sie täglich und mit Freude. Auch ihm hat es bis jetzt nicht geschadet, er hat sich in der Schule und bei seinen Uni-Bewerbungen für Medizin reingehängt und am Ende durchgesetzt. Das fand ich gut, dafür gab es den Porsche. Und zum Abitur nächsten Monat (das auf wenige Tage zeitgleich zum 18. Geburtstag liegt), hat er sich eine 126710BLRO am Oysterband gewünscht. Ich finde das super, und die Pepsi liegt seit Oktober verklebt bei mir im Schrank. Am Ende ist es ein Uhr, ein Gegenstand den er sich wünscht. Aber eben einer, den ich ihm (noch) geben kann. Darum mache ich es.
Wenn ich morgen im Flieger abstürze, dann erinnert er sich hoffentlich an viele gute Zeiten mit mir/uns (nicht nur Sachen, sondern auch Erlebnisse), wie Reisen oder gemeinsame Aktivitäten mit seinen Eltern. Oder wenn er mal irgendwann bei meinem Begräbnis auf die Uhr schauen muss, wann er wieder zurück im Krankenhaus sein muss, um die nächste Herzverpflanzung vorzunehmen, dann hoffe ich, dass er kurz an seine Eltern denkt, die ihm die Uhr geschenkt und seine Ausbildung finanziert haben, bevor er bei seinem (dann Oldtimer)-Porsche das Gaspedal durchdrückt, und sich unter dem Gemecker der ganzen Elektroauto-Fahrer um ihn herum mit der Kraft von sechs Zylindern aus dem Staub macht. :D
Ich für meinen Teil muss jedes Mal, wenn ich meine alte 16030 in die Hand nehme an meine Eltern denken, und sage mir im Stillen „Die waren eigentlich ziemlich cool und haben mich zu dem gemacht was ich heute bin“. Und dann empfinde ich auch noch immer Dankbarkeit. Wenn mein Vater das heute noch erleben könnte, würde er sicherlich sagen, dass die Rolex vor 40 Jahren ein gutes Investment in den Jungen war.
Darum, jeder wie er mag und wie er es einschaetzt. Wenn der TS glaubt, dass dein Sohn damit umgehen kann, dann ‚go for it‘.
Peace.