Da Hammer, Georg! :verneig:
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Da Hammer, Georg! :verneig:
In den 50ern und Anfang der 60er hat man die E-Gitarre (Stromgitarre) eher als Trend betrachtet, der irgendwann wieder vorbei ist. Dementsprechend wenig Aufwand hat man in die Fertigung gelegt. Billiges leichtes Holz und einfache passive Elektronik.
Die Pickups wurden von jedem Arbeiter nach Gefühl gewickelt - bis die Spule voll war. Da jeder Arbeiter auch einen unterschiedlichen Zug beim Wickeln hatte, gab es eine große Serienstreuung. Aus dieser Zeit stammen sehr tolle und gefragte Instrumente, weil diese Streuung sich auch im Klang auswirkt. Das gibt es Mythen und heilige Grale.
Anfang der 60er wurden dann mechanische Zähler - ähnlich wie der Kilometerzähler im Fahrradtacho - eingesetzt, um bessere Ergebnisse erhalten.
Die Pickups der teuren E-Gitarren (Custom Shop) aller Hersteller werden auch heute noch auf diese Weise und z.T. auf den alten Maschinen handgewickelt.
danke.....
handfeste methode....wenn ich mir dein programm ansehe..mit zum teil "krummen" zahlen bezüglich der wicklungen...dann bin ich doch verwundert,dass es in den frühzeiten dieses instruments so burschikos gehandhabt wurde..
:verneig:
Bei den Wicklungen kann man locker (!!!) auf- und abrunden. Ist fast wie beim Kochen das Abschmecken :D
Laut Tabellenkalkulation hätte ich für den Pickup rechnerisch exakt 8149 Windungen gebraucht. Ich hab 9100 genommen. Damit wird die Übertragungscharakteristik "fetter" und ich kann immer noch tausend Wicklungen runterschmeissen, wenn es zu bratmäßig klingt. Ich hätte auch 6500 Wicklungen nehmen können, dann wäre der Charakter "glockiger und transparenter". Eher für Country, Reggae oder Rockabilly/Surfmusic.
Pickups für die Metal-Szene haben z.B sehr viele Wicklungen (> 10000) und machen einen fetten Ton. Die nennt man " hot".
tja...beim kochen gilt für mich der grundsatz nummer eins...
-schwarz ist noch lange nicht verbrannt....
mal im ernst....ist schon echt `n knaller,was du da zuwege bringst...und selbst diese wickelmaschine ist nicht einfach nur hingepfuscht.
Alle Achtung, Georg. Das ist mehr als basteln :dr:
Weiter gehts:
Ich bin neugierig ob der Pickup funktioniert!
Dazu müssen die Anschlußkabel an den Pickup gelötet werden. Das ist gar nicht so trivial, denn bei dem extrem dünnen Kupferlackdraht isoliert die Lackschicht den noch dünneren inneren Kupferleiter vor Kurzschlüssen.
Eigentlich sollte der Lack abgekratzt und verzinnt werden, aber einfach Lötstation voll aufdrehen und 2-3 Sekunden draufhalten tuts auch, wenn man das im Gefühl hat. Wenn man das bei der linken Öse (Anfang der Wicklung, schwarze Leitung) verk***t, dann war's das und man kann den gesamten Kupferdraht runterschneiden!
Anhang 238477
Nun muß ich die Pickup-Magnete "laden". Die waren bisher noch nicht magnetisch aufgeladen, weil das beim Bauen lästig ist: Jeder Metalldreck wird angezogen und sie hängen dauernd aneinander.
Zum Laden braucht es extrem starke Magnete, wie z. B. einen Neodym Magneten. Die Dinger sind bereits in der Größe eines 2 Eurostücks sehr gefährlich (Quetschungen, Blutergüsse). Meine alten Magnete zum Laden sind gebrochen. Ich hole mir aus einer alten Festplatte die Positioniermagnete. Die sind sehr stark. :gut:
Anhang 238472
Die richtige Polarität checken und innen im Schraubstock anbringen. Mit der Hand kann man die Magnete nicht halten. Dann den Schraubstock soweit zusammenfahren, dass der Pickup durchpasst. Dann langsam den Pickup ein paar mal durch das gesamte Magnetfeld im Schraubstock ziehen. Die Enden der Pickup-Pole zeigen auf die Magnete im Schraubstock.
Und die Uhr vorher abnehmen!!! :op:
Anhang 238478
Nach dem Laden kurz testen, ob jeder Magnet eine definierte Last trägt. OK, das reicht für die nächsten Jahrzehnte.
Anhang 238473
Nun das Wichtigste und Entscheidende:
Ist die Spule fehlerfrei gewickelt? Gibt es eine Unterbrechung? Oder einen Kurzschluss innerhalb der Spule? Dazu misst man den Widerstand der Spule. Der Mega-Gau wäre ein unendlich großer Widerstand (ein Leitungsbruch) oder ein wesentlich unter den Spezifikationen liegender zu kleiner Widerstand (ein Kurschluss innerhalb der Spule).
Anhang 238474
:D:D:D:gut::dr:
5810 Ohm!
Volltreffer. Alles gut!
Es gibt Vergleichswerte von praktisch jedem Pickup im Netz. Die bekannten Single Coil Pickups von Fender liegen zwischen ca. 5kOhm und 7kOhm. Der Ohmsche Widerstand gibt grob die Richtung vor wo es lang geht. Und es passt sehr gut. Diesen Wert haben die old school Pickups aus den 60er und 70er Jahren und die neuen Retro-Pickups.
Weiter geht es mit dem Steg und der Saitenaufhängung. Da habe ich noch keinen Plan und muß erst mal in den Schubladen wühlen und schauen was da ist.
Wow, bisher imho der beste Thread dieses Jahr!!! :verneig: :gut:
Weiter gehts:
Der Pickup soll später offen sichtbar beiben, deshalb schütze ich die Wicklungen des Pickups durch ein Texilband vor Verletzungen.
Anhang 238543
Heute geht es mit dem Saitenhalter weiter ....
Weiter geht's:
Die Saiten müssen irgendwo an der Gitarre befestigt werden. Wichtig ist die Geometrie, damit die Saiten gerade über den Hals laufen.
Anhang 238637
Für den Saitenhalter habe ich das nächste Messing-Türschild ausgeschlachtet. Den Gurthalter habe ich gleich mit verbaut - wie üblich unten mittig.
Anhang 238641
Die Elektronik bekommt auch noch Messing-Zierblenden von den Türschildern. Aber das kommt erst später.
Anhang 238638
:D:gut:
Geilster Thread:verneig: Danke R-L-X :gut: Danke Georg :dr:
:dr:
sehr edel...am besten finde ich diese ich-wühle-in-der-schrottkiste-und-siehe-da-das-nächste-bauteil-nummer....
und genau dazu vielleicht eine anregung....
die regelknöpfe sehen fast schon zu gut aus....nicht falsch verstehen...passt alles und wirkt aus einem guss....aaaaber...kann man da nicht irgendwelche alten drehknöppe aus einem ausgeschlachteten auto aufstecken?
so von wegen...der hillbilly fällt im vollsuff von der veranda und latscht zu einem seit jahren auf hohlblocksteinen gelagerten wrack und zerrt passendes vom armaturenbrett.
nur so `ne idee...falls die funktionalität mit anderen knöpfen auch gegeben ist.
In einem Heimwerker Thread wird man so zum König. Das ist schon Champions League Niveau, Georg :verneig:
Bin auch schwer beeindruckt :gut:
Thankxs!
Und danke für den Hinweis mit den Poti-Knöpfen, ich suche mal rum ...
Weiter geht's mit dem Steg:
Beim Steg muß die Position und die Höhe passen. Falsche Position = die Gitarre klingt "schief". Falsche Höhe = die Gitarre ist schwer spielbar oder die Saiten scheppern. Teakholzrest vom Tisch zurechtgesägt. Furnier drauf und Schlitz für Knochenstegeinlage gefräst.
Anhang 238701
Fertig. Es kommen noch vorne und hinten Messingblenden dran, damit es zum Hals passt. Weil ich einen Knochensteg verwende, muß ich später die Saiten über die Saitenhalterung erden, also auf Masse legen, sonst brummt es. Die Stegeinlage wird ganz zum Schluß beim Setup gefeilt.
Übrigens: Die Stege oben und unten sind bei hochwertigen Gitarren (dort wo die Saiten aufliegen) nicht aus Plastik, sondern fast immer aus Rinderknochen. Die gibt es als Rohling zu kaufen, oder beim Metzger geschenkt. Auskochen, bleichen fertig. Beim Sägen und Feilen riechts nach verbrannten Haaren/Fingernägeln. :D:gut:
Anhang 238702
Ich bin bei jedem Arbeitsschritt auf's Neue begeistert. :verneig:
Weiter gehts mit einem arbeitsintensiven Nebenkriegsschauplatz, den mir der Thread hier im Forum eingebrockt hat:
:D
Schöngeist pfandflasche hat diese Billig-Potiknöpfe einer Telecaster als unwürdig für dieses Projekt eingestuft:
Anhang 238774
Also Schubladen auf und schauen, ob es besser geht!
Für einen Lautstärkeregler brauche etwas, das rund ist und innen gebohrt werden kann, damit es auf die Achse des Potentiometers draufgesteckt und verschraubt werden kann.
Ein alter Besenstiel. Teststück abgesägt, hingehalten: schaut mir zu ökomäßig aus, eher was für Liedermacher.
Anhang 238754
Eine große Flügelschraube würde passen, aber hat mir zuviel Industrial Look. Ebenso einige Regler von Heizstrahlern, Bügeleisen und alten Radios.
Anhang 238764
Schrankgriffe sind zu schmal, die passen nicht über den Poti-Schaft.
Anhang 238765
Die Messing-Griffe der oben verbauten Türbeschläge schaue ich mir noch mal genauer an: Aufsägen, um zu sehen, wie's innen auschaut.
Anhang 238755
Ist massiv Messing. Die Maße an der Stelle, wo der Griff in die Tür reingeht, sind gut. Aber innen ist das Teil leider hohl.
Anhang 238756
Aber die Proportionen wären gar nicht so daneben.
Anhang 238757
Zunächst mal in Form schleifen, damit alles schön glatt ist.
Anhang 238758
Und polieren!!
Anhang 238759
In das Vierkant-Loch des Türgriffes muß noch was rein. Ich nehm das Teakholz - ich muss es nur passend zurecht-schleifen und reinhämmern.
Anhang 238760
Jetzt in das Holz die Aussparung für die Poti-Achse mittig bohren. Und zum Festschrauben des Potikopfes jeweils eine kleine Schraube basteln. Passt perfekt auf den Poti! :D
Anhang 238761
Fertig!
So wird es später irgendwie ausschauen:
Anhang 238770
Die Reste können zurück in die Schublade
Anhang 238771
:gut::dr:
Genial :verneig: