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Nachdem ich nun schon 26 Jahre Rolex trage, fällt mir zu diesen immer wiederkehrenden Problemen - bin selbst so eine Art PTM - nur folgendes ein:
Möget Ihr alle die Kraft haben , die Dinge zu ändern, die Ihr ändern könnt (Rolex kaputt, ab zur Revi), sowie den Gleichmut gegenüber den Dingen, die Ihr nicht ändern könnt (Microkratzer, kleine Macken) und die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.
mit freundlichsten Grüssen
Dieter
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Es ist ein weitverbreiteter Irrtum,daß man Kratzer (solche die tiefer sind als Mikrokratzer)oder kleinere Macken,Dellen durch schieres Polieren aus Edelstahl wegbekommt.Das geht weder von Hand, noch mit dem Poliermotor.Jedenfalls nicht fachgerecht.Um z.B. die Flanken eines Sportmodells z.B. einer GMT wieder macken-,dellen und kratzerfrei zu bekommen muß man die Fläche schleifen.Und zwar so weit bis man im "Tal" der der entsprechenden " Vertiefung" angekommen ist.Es ist also Materialabtragung nötig. Man nimmt am Besten frische Schleiflatten,und beginnt mit Körnung 320 und dann aufsteigend bis 1200,je nach Beschädigungsstatus.Am Schluß nimmt man 1200er Papier feucht angewendet.Sehr wichtig ist das man jede Körnung komplett " durchschleift" und am Schluss wirklich nur noch 1200er Naßschliff auf dem Stahl ist,und nicht Reste von vorhergehenden Körnungen.Wenn das der Fall ist, wird die Politur nix.Ist nun die Fläche sauber und vollständig und sauber 1200er naßgeschliffen, geht es an den Poliermotor mit Leinenschwabbel und feiner Polierpaste.Die Politur ist nun nur noch eine Sache von 1-2 Minuten.Das Gehäuse nun sehr sanft und wenig Druck polieren.Immer wieder die Richtung wechseln,das vermeidet Riefenbildung.Die Qualität der Politur steht und fällt mit der Sorgfalt der Vorarbeit.Eine schluddrige Vorarbeit lässt sich nicht wieder "hinpolieren" !Mit dieser Methode vermeidet man das Verrunden (Vernudeln) des Gehäuses,und die Uhr wirkt hinterher wieder authentisch und nicht wie ein Stück Seife.Man kann die Politur auch händisch ausführen,ist allerdings sehr anstrengend und das Ergebnis nicht ganz so gut wie mit dem Poliermotor.Die Mit Abstand beste (und teuerste)Polierpaste ist die "Universal-Polierpaste" die man bei Pluradent kaufen kann(aus dem zahntechnischen Bereich).Das Zeug funktioniert auch mit der Schwabbel sehr gut.Eigentlich ist es gar nicht so schwierig,wenn man ein paar Regeln beherzigt.Man kann die Technik ja ein paar mal an Schrottgehäusen üben, bevor man seinen Liebling malträtiert.Diese im Grunde sehr einfachen "Weisheiten" werden allzu selten beherzigt.Die völlig vernudelten Gehäuse älterer Rolexuhren sprechen eine deutliche Sprache.
Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen geben,und nun viel Spass beim Aufarbeiten !:)
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Sehr interessant. Noch ein paar Absätze eingefügt, so von wegen der Übersichtlichkeit, dann wäre der Beitrag nahezu Perfekt… als Anleitung meine ich.
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Vielen Dank !:) Es gibt sicher noch andere "Polier-Philosphien",aber ich gehe immer so vor und erziele damit sehr schöne Ergebnisse.Werde mich in Zukunft um ein etwas übersichtlicheres Layout bemühen !! :jump:
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Ach ja,da fällt mir noch etwas ein! Beim Hantieren am Poliermotor mit Schwabelscheibe das Gehäuse SEHR GUT festhalten!!!!Hakt die Schwabbelscheibe zum Beispiel an den Hörnern ein,reißt es einem das Gehäuse aus der Hand, und es knallt mit gefühlten (und gehörten!) 10000 km/h gegen die Rückwand, oder noch übler, gegen empfindliche Strukturen am Kopf des Polierenden.Kein Spaß,das ist wirklich saugefährlich! Und nun
endgültig viel Freude beim Schwabeln und Schleifen!!!:)
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Und für jene die sich nun an ihr Gehäuse wagen, können auf Youtube lernen wie es hinterher NICHT aussehen soll ! Einfach schauen und " Vorher "und "Nachher" vergleichen.
Arme 1665 !!=( Da hätte man sie lieber so gerockt belassen wie sie war, und ihr lediglich ein neues Glas und eine Werkrevision spendiert ! Aber schaut selbst unter "Rolex Plastic Sea-Dweller 1665 Rare Vintage Boxed Watch" von ARCHIELUXURY auf Youtube!:wall:
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Nach dieser detailreichen Anleitung wäre es zur Abrundung noch hilfreich (für manche zumindest) wenn du Angaben zum Preis und Bezugsmöglichkeiten von Polierpaste und -motor machen könntest? Denke mal, daß es da so einige Möglichkeiten gibt.....
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Hallo Alex! So ein Poliermotor mit Absaugung in guter Qualität ist schon recht teuer.Einfach mal bei ebay nach einem guten Gebrauchten schauen.Das Problem mit Schleifböcken aus dem Baumarkt ist meist die Qualität und die niedrige Leistung.Der Motor sollte schon richtig Schmackes haben.Alles andere gibt es bei boley oder flume.Als Poliermittel empfehle ich Unipol blau.Gibt es allerdings,so weit ich weiß nur als 700 gr. Block,damit kannst Du bis zum Sankt Nimmerleinstag polieren.Man kann sich aber auch zusammentun,und so einen Block teilen,macht mehr Sinn.Ebenfalls sehr gut ist die "Polierpaste Universal" von pluradent.Flüssig aus der Tube,kostet so um dei 7 €,komisch hatte sie teurer in Erinnerung.Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen!:)
Adriano22
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Ja, super, danke. Von Pluradent hatte ich schon mal gehört, allerdings auch i.V. mit einem wesentlich höheren Preis als dem von dir genannten.
Noch mal kurz zum Motor und seinem "Schmackes": wie hoch sollte die Leistungsaufnahme deiner Empfehlung nach sein? Und ich denke auch, daß es hier eher um Drehzahl als um Drehmoment geht............?
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Die Poliermotoren haben so 350 bis 500 Watt,ich denke das reicht.Drehzahl so um 2500-3000 U/min .Die Drehzahl und die Kraft ist entscheidend für die Güte der Politur!Habe gerade bei ebay geschaut,da gibt es gebrauchte Geräte.Das Problem bei Poliermotoren ohne Absaugung ist der Abrieb, der sich sehr gleichmäßig im ganzen Raum verteilt und natürlich auch auf dem Polierer.Eine Riesensauerei ! :)
Gruss Adriano22
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Wohl wahr! Nochmals danke.
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sieht doch klasse aus grüsse
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Ich habe zwar noch nichts gesehen, finde aber auch, dass es klasse aussieht.
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Gut gemacht wäre es, wenn zum Beispiel die Flankenflächen ebenso" eben "wären wie die Originalflächen,nur halt ohne die Kratzer,Dellen und Macken.Das ist definitiv nicht der Fall.Anhand der Lichtreflektion sieht man deutlich die erhebliche Verrundung,die auf einen exzessiven Einsatz der Schwabbelscheibe schliessen lässt.Auch eine scharf definierte Fase kann ich nicht erkennen.Das passiert nicht,wenn man das Gehäuse mit Schmiergellatten "formt" und nicht mit der Schwabbelscheibe.Das Ziel ist eine kontrollierte Abtragung von Material,damit das Gehäuse seine ursprüngliche Form beibehält und hinterher so "daherkommt" wie vorher nur ohne die Beschädigungen.Das ist NUR durch gekonntes Schleifen machbar.Eine Schwabbelscheibe ausgiebig eingesetzt nimmt natürlich auch Material ab,sogar jede Menge,nur nicht da wo es erwünscht ist,sondern an den Ecken und Kanten,also da wo die grössten Kräfte walten.Daher die ausgiebigen Verrundungen.Die Schwabelscheibe kommt nur ganz am Schluss des Procederes zum Einsatz,wenn man mit dem feinsten Schmirgelpapier nass schon eine hochfeine, an sich schon sehr glatte Oberfläche geschaffen hat.Und dann dauert der Einsatz höchstens 1-2 Minuten und man hat eine makellose, hochglänzende Oberfläche und die Form bleibt erhalten.Als mir das vor einiger Zeit ein Profi beibrachte,hatte ich auch so meine Hemmungen da mit dem aggressiven Schmiergelzeug ranzugehen, und dachte mir, warum macht der nicht alles mit der weichen,sanften Schwabbel? Aber als ich dann die Ergebnisse sah war ich überzeugt!Und seit mir ein Konziuhrmacher das Gehäuse meiner fast neuen 16600 ruiniert hat,mache ich es selbst.Kauft euch zum Üben ein paar alte Edelstahlgehäuse vom Flohmarkt,es müssen ja keine Rolexgehäuse sein, und übt es daran.Es ist wirklich gar nicht so schwer,und macht einen Riesenspaß! Also nochmals viel Erfolg und viel Freude an dem neu erstrahlten Gehäuse,nur Mut!!:)
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P.S: Ein positver Nebeneffekt des Erlernens der professionellen Gehäuseaufarbeitung ist,daß man das Gehäuse einer Uhr,die man zu kaufen gedenkt, viel besser beurteilen kann,und davor gefeit ist ein "unrettbares" vernudeltes Teil zu erwerben!Man sieht es mit anderen Augen!!:gut:
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Schöner alter Thread aus '08, neu aufpoliert und wieder was dazu gelernt.
Adriano, warum nutzt auch Du nicht mal gelegentlich die Absatz- und die Leer-Taste?
Das würde den Inhalt Deiner inhaltsreichen Beiträge auch lesbar machen.
So bekommt man Kopfschmerzen - einmal vom Inhalt und zum anderen vom Fehlen sämtlicher Absätze und Leerzeichen.
Dank - speziell für Deine fachlich kompetenten Beiträge :dr: