Toll beschrieben!!! Vielen Dank!
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Toll beschrieben!!! Vielen Dank!
Ich hab mich in letzter Zeit öfter gefragt, ob ich die Uhren, die mich in den letzten 3 Jahren gefunden und wieder verlassen haben, wirklich um ihrer selbst Willen haben wollte. Bevor ich hier und in anderen Foren rumgeturnt bin, hab ich zwar auch wahrgenommen, dass es diese Uhren gibt, Begehrlichkeiten haben sie bei mir aber nie geweckt. Erst durch tolle Aufnahmen, unter anderem von Hypophyse, König Kurt und Konsorten wollte ich auch solche Wecker haben. Hatte ich sie dann am Arm, fand ich sie eine Zeit lang toll, Ernüchterung setzte jedoch schnell ein. Mir ist einfach im Moment nicht mehr wohl dabei, mit Alteisen für 6-7k am Arm rumzulaufen, von den Summen die für alte Daytonas ausgegeben werden ganz zu Schweigen.
Manchmal frag ich mich, und damit ist niemand direkt angesprochen, sondern einfach der wahrscheinlich jedem innenwohnenden Wesenszug gemeint, ob diese ganzen alten Wecker nur gekauft werden, um Anerkennung von anderen zu ernten?! So ein Forum ist zwar sicher auch immer ein Ort des Teilens von schönen Dingen mit anderen Menschen, auf der anderen Seite aber geht mit dem Zeigen von schönen (und teuren) Gegenständen auch meist (zumindest bei mir, auch wenn ich das ungern zugebe) der Wunsch nach Anerkennung, Zustimmung (wie immer man es nennen mag) für den Erwerb und Besitz dieses Gegenstandes einher.
Der Jagdinstinkt hat jedenfalls bei mir nachgelassen (und das bereits nach einer relativ kurzen Zeit von napp 3 Jahren). Ich kann mir nicht mehr vorstellen, mehrere Tausend Euro für eine alte Uhr auszugeben, nur weil sie einen roten Schriftzug auf dem Ziffernblatt hat.
Die von Stephen beschriebene Entwicklung/Problematik gibt es in vielen anderen Bereichen auch, nur mal beispielhaft:
Oldtimer: ein wahrer Hype ist da ausgebrochen, Autos werden zu Summen gehandelt, das einem schwindelig wird. Poser und Strunzer tauchen auf und veranstalten einen Riesenzinnober um ihre Schätzchen. Genauso erscheinen die Gauner und Gangster auf der Bildfläche, die rostige und verunfallte Autos kaschieren und als Modelle im TOP Zustand verkaufen; es ist halt viel Geld damit zu verdienen.
Ich hatte früher mal eine ganze Zeit lang mit Modelleisenbahn eines bestimmten Herstellers zu tun. Da gab es grau lackierte Güterwagen, die nur in der Zeit von 1956-1958 von diesem Hersteller für den Export in die Schweiz in geringen Stückzaheln produziert worden waren und in noch geringerer Zahl wieder nach Deutschland ihren Weg zurückfanden. Die Wagen kosteten Ende der 90iger Jahre auf dem Sammlermarkt so rund DM 150,- im guten Zustand. Dann kam ebay und bildete einen Marktplatz für alle Sammler und Interessenten aus D und CH. Die Preise stiegen. Die Wagen kosteten auf einmal das doppelte und mehr. Und da diese Wagen in brauner Farbgebung in Deutschland in großen Mengen produziert und verkauft worden waren, kamen kleine Gauner bald auf die Idee, braune Wagen grau zu lackieren und als original zu verkaufen. Die braunen Wagen kosteten zwischen DM 10,- und DM 30,-. Dementsprechend sprang die eine oder andere DM und später Euro heraus, wenn man die Sachen fakte. Und es handelt sich hier nicht um Märklinmodelle, wo im übrigen Ähnliches passierte.
Was ich damit sagen will ist, das diese Entwicklung wohl unvermeidbar ist; man kann es nicht verhindern, so unerfreulich das ist. Ich will hier jetzt kein Gelaber über menschliche Charakterzüge usw. beginnen, aber wenn man Geschäfte machen kann, inbesondere auch mit der Geltungssucht anderer Menschen, dann entwicklen sich die Dinge immer, wie von Stephen beschrieben.
Aber schön ist, wenn es denn doch mal einer offen anspricht, auch wenn - wie hier mehrfach schon bemerkt wurde- sich offensichtlich niemand angesprochen fühlt.
Und Tobias hat mit seiner Darstellung ebenfalls den Nagel auf den Kopf getroffen.
Respekt Stephen !
Angebot und Nachfrage einer sich gegenseitig stimulierenden Zwangsgemeinschaft mit voyeristischem Publikum unter dem Deckmantel der Passionsspiele im Gral-areal.
stepen hat in vielem recht.
ob ich mich angesprochen fühle? also ein händler bin ich natürlich nicht. man kann mich nicht mal als dealer collector bezeichnen.
allerdings stehe ich dazu, dass ich ausgefallene stücke schon sehr gerne habe:
sei es eine schöne drsd, bei der ich den schriftzug einfach schöner finde, als bei einer weissen,
oder eine noch nie polierte 6265 eines schulfreundes mit allen originalteilen und tutti kompletti!
oder eine perfekte red sub aus peru (allerdings wars kein taucher, sondern ein flieger)
oder eine usn sub, oder,oder..
ich hab halt gerne uhren, die nicht an jeder ecke rumliegen und qualität (gehäuse, blatt, orginalität) ist mir auch sehr wichtig.
allerdings kann ich nicht verstehen, wie man, bestes beispiel, für eine milsub, die ja gefühlsmässig die häufgste uhr in england ist, so ein haufen geld hinlegt. da zählt für mich auch comex dazu, oder inzwischen wieder die pn daytonas. manchmal habe ich das gefühl, es gibt mehr pn blätter, als normale weisse und schwarze!! das führt dann dazu, dass nur noch die blätter zählen, die absolut 100%ig makellos sind.
und zu den händlern: es gibt solche und solche. da muss schon jeder selber wissen, wo er kauft und ob er bereit ist einen "hype" aufschlag zu zahlen. wir sind alle erwachsen und ein wenig auskennen sollte man sich schon, wenn man vintage sammelt.
btw, stephen, hast du gerade viel zeit??
gruss
dieter
Es gibt aber auch viele Sammler, die niemals posten, auf Treffen gehen und ihre Uhren im Stillen geniessen.:op:
sehr gut geschrieben, das kann man sogar als Non-Vintage sehr gut verstehen-.......
Interessanter Thread! Wäre wirklich mal interessant,eine gegenteilige Meinung zu Stephens xaussage zu hören.
Mir selbst fehlt die Erfahrung, um die Posts von Stephen und Tobias kommentieren zu können....
Nööö! Kann sein, muss aber nicht ...
Ich kenne Sammler, die sammeln leidenschaftlich Rolexe, die NIEMALS eine Wersteigerung erzielen werden ...
Als ich vor 8-9 Jahren die schönsten GMT aus dem Markt entfernt habe, haben mich die Leute hier praktisch ausgelacht: ala "Wie blöd muss man sein für eine komplette NOS 1675 PCG Plexi aus den 60ern mehr als 2500 Euro auzugeben". Mir war es Wurscht, weil das ganze nicht als wertsteigernde Investition gedacht war.
.
Die bilden dann halt den Expertenstamm, die jenseits des Hypes agieren und schon immer agiert haben. Denen geht der Hype am Arsch vorbei, die sind aber auch schon deutlich länger dabei.
Aber ich bin sicher: die sind in der Minderheit. Auch wenn das hier nicht der Nabel der Welt sein mag: es ist ein wesentliches Zentrum. Es sind Foren wie diese, die massgeblich zum Hype beigetragen haben.
Nach sechs Stunden bereits 2.000 Zugriffe. Das haben wir hier selten :D
@Tobias -sensationelle Kommentare
Ich glaube auch, dass die Retrospektive eine erhebliche Rolle spielt.
Wer lang genug dabei ist, hat Pre-hype Uhren besessen, in den Haenden gehabt, oder kaufen koennen, aber zum damaligen Zeitpunkt war der Applaus einer Pre-hype Uhr geringer und der ideelle Wert nicht gebuehrend vom Umfeld definiert und der Eigengeschmack nicht ausreichend, den damaligen Preis fuer ein Spekulationsobjekt bezahlen zu wollen.
Es ist dieser bittersuesse Aspekt eigentlich immer zuschlagen zu koennen, in der Hoffnung der Wert moege steigen, entweder der ideelle, oder der monetaere, oder beides, die Einsstiegspreise allerdings sind ebenfalls gestiegen und WAS sucht man wirklich ?
Sicherlich einer der Gruende, warum Preiserhoehungen einen so starken Push ausloesen und Auslaufmodelle schnell noch gekauft werden, oder die im Besitz befindliche so sehr gepriesen wird, man hat ja eine vor der PE und das ist doch gut so, oder...
Aber irgendwie, ziehen die Uhren dann doch weiter und das Rad dreht sich...
Irgendwann wird ein kritischer Punkt erreicht, wenn weniger Neuware in den Markt fliesst, diese von "Grauen" seltener und mit weniger Rabatt gekauft werden koennen, d.h. die Marge geringer wird.
Dann schlachtet man das Neo-vintagefeld aus, denn davon gibt es reichlich, denn die richtigen Vintages sind in gutem Zustand schwer zu bekommen, teuer, verbastelt, oder Fake.
Was aber kommt nach Vintage und Neo-vintage ? Bis die 6-stelligen in diese Kategorie fallen, wird es noch dauern.....
Eines ist gewiss: am besten sind diejenigen gefahren, die eine Uhr einfach gekauft haben, weil sie ihnen gefallen hat und weil sie einen angemessenen Qualitaetsanspruch zugrunde gelegt und als langfristige Investition definiert haben, keinesfalls mit der Absicht diese gewinnbringend, bzw. ueberhaupt wieder zu verkaufen.
So gesehen hat sie das Marketing erreicht, denn sie haben die Uhr gefunden, aber damit hat der Marketingeinfluss bei diesen Personen auch sein Ende erreicht - und das ist nicht verkehrt.
Was ihnen entgeht ist ein Platz wie dieser - online- und offline Vergnuegen Gleichgesinnter mit Spiel- und Sammeltrieb ;)
auf den Punkt gebracht und genial geschrieben :verneig:
Vielen Dank Stephen und Tobias