n.p.
Surrogat-Hell in Hell
Rückblende. Als ich Surrogat vor fast drei Jahren erstmals sah und
hörte, war ich schwer angetan von diesem Trio.
Das war Independent bis zum Anschlag. Mit messianischem Nachdruck
schlugen sie dem Establishment in die ******: "Alles muss zerstört
werden!"
Und ein zerfledderter Pappkarton reichte völlig aus, um die wenigen
Devotionalien unter das spärlich versammelte Volk zu bringen. Wer
wollte das nicht sympathisch finden?
Hier und jetzt: Surrogat are back! Und zwar mit Major-Weihen.
Patrick Wagner frönt -wie eh und je- dem Imperativsatz, und seine
gesungenen Schlagzeilen werden noch eine Ecke kräftiger denn je
unter die Schädeldecke der Hörerschaft geprügelt. Wenn der hagere
Frontmann seine Parolen unnachgiebig ins Mikrofon bellt wirkt das schon
wichtig, irgendwie. Doch inhaltlich sind die Waffen der Berliner stumpfer
geworden. Hinter Überschriften wie: "Ich hasse meine Generation!",
bleibt außer der Empörung wenig Nachhaltiges und noch weniger Neues zurück.
Oder wusste jemand noch nicht, dass der Mensch als solcher egoistisch,
träge und geldgeil ist? Der Spaziergang zwischen Satire, Ironie und
Zynismus bleibt auf "Hell in Hell" ohne Chance auf eine Reflexion.
"Surrogat on top../da gehören wir hin", klingt wie der Leitsatz
eines Manager-Trainings neuester Prägung und verwischt so manches-,
sicher ergiebigere Statement.
Was inhaltlich verwirrt, macht musikalisch allerdings eine gute Figur!
Hinter saftig schmatzenden Gitarren-Akkorden aus Frau Bratbäckers
Riff-Bratküche, verbergen sich vertrakte Grooves, die sich rüde gegen
jeden Ansatz von Gemütlichkeit aufbauen.
Schrullige Orgel-Töne fahren unvermittelt, quer ins Arrangement und
bremsen für Augenblicke die ganze Fuhre.
Erbitte Bedenkzeit! Jetzt zeigt sich, dass Surrogat wohl doch authentisch
sind und wieder ein streitbares, deutschsprachiges Album in die krampfhaft einen
"Superstar" suchende Gemeinde geworfen haben.
Der größte Unterschied zwischen dem Vorgänger, "Rock", und "Hell in Hell"?
Ich meine: Die Ursache! (Copyright:Butch)