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Lieber Lou, ich habe mich in den vergangenen drei Tagen peu a peu durch diesen, deinen Thread gearbeitet. Die Geschichten amüsieren köstlichst und geben Einblick in eine Zeit, die mir völlig fremd ist. Deine Art der Satzgestaltung, verbunden mit einem unerschöpflichen Wortschatz sind mir ein Fest!
Bitte führe diesen Faden fort. Er beglückt viele, viele Menschen, mich eingeschlossen.
:)
Was war mit der Schwester?? 8o
Ich weiß nur, dass es Wolli seine Schwester war und alle Angst vor ihr hatten. Mehr dazu tät mich auch interessieren.
Hach, das ist wie früher bei den Serienheftchen. Haben wir uns auch den Kopf die ganze Woche heißgeredet, wies es wohl weitergeht.
...stimmt Lou ...wenn ich richtig erinnere ...kam da keine andere Geschichte ;)
Wollis Schwester Erika (rhein.-phonet.: "Örricka") war ein generationstypisches Mädchen aus unserer Siedlung. Diese Mädchen, so sie älter waren als die Vielzahl ihrer Geschwister, mussten zu ihrem Leidwesen auf die Kleineren aufpassen, denn das Leben für uns Kinder fand fast ausschließlich draußen statt.
Sie war in der Volksschule (Grund- und Hauptschulen gab es erst später) in der Klasse meines älteren Bruders und bei der Einschulung "zurückgesetzt" worden. An das Verfahren erinnere ich mich noch schwach: alle Kinder wurden vor Schulbeginn darauf untersucht, ob sie "schulreif" seien. Wie das genau lief, weiß ich nicht mehr, an einen Bestandteil der Tests erinnere ich mich jedoch noch: Die Kinder mussten ihren rechten Arm über den Kopf legen und mit der Hand das linke Ohrläppchen erreichen. Auch wurde durch Interviews versucht zu ermitteln, welch geistiger Reifegrad bei den I-Dötzchen anlag.
Der körperliche Teil der Untersuchung war seinerzeit für die kleine Erika sicherlich kein Problem gewesen. Was ich damit sagen will ist, dass sie immer deutlich größer und stärker war als wir. Und reizbar.
Außerdem war ihr Östrogen-/Testosteronverhältnis mit fortschreitendem Alter eher unausgeglichen, mit anderen Worten: sie war sehr stark, und bei Widerworten schlug sie eine unglaubliche Kelle. Und hatte dazu Warzen an den Händen, die nach unserem kindlichen Kenntnisstand hoch ansteckend waren. Kurz: man legte sich besser nicht mit ihr an. Ihre Spezialität war ein einarmiger Schwitzkasten unter Einsatz der freien Schlaghand, den ich, im Kampf um ein kleines silbernes Feuerzeug aus dem Kaugummiautomaten, einmal erleiden durfte. Diese Feuerzeuge hatten einen gewissen Wert, weil es vielleicht nur drei oder vier davon in der gesamten Füllung des Automaten gab, natürlich alle vorn an der Scheibe. Man musste zehn Pfennig in den Drehschlitz für eine Kugel stecken und auf dieses Ding hoffen. Zweipfennig-Stücke gingen auch, wenn man etwas Kraft hatte und dazu ein geknicktes Streichholz mit zu der Münze steckte. Aber selbst dann war es immer noch hoffnungslos. Meines stammte von aus einem Aufbruch, den ich mich selbst nicht getraut hätte. Ich musste dem Täter seinerzeit dafür meine Splick (=Zwille) eintauschen.
Gottseidank konnte man sich damals noch mit einem gemurmelten "ich geb´ auf" retten. Erika war fair. Das Feuerzeug war damit natürlich weg.
...Danke für die neue Anekdote LOU:gut: Wie immer wunderbar geschrieben, und erinnert mich halt auch an meine Kindheit/Jugend!!! Kaugummiautomaten mit dem so begehrten "Dingsda" was NIE rauskam=(.... und das "ich geb auf" war damals wirklich noch die sichere "Erlösung"!
:verneig:
Mädchen können echt fies sein....
Endlich die Aufklärung über die Schwester, danke Lou.
Es stimmt tatsächlich: Bei unseren vielen Kämpfen war immer Schluss, wenn einer aufgegeben hat. Es waren einfach bessere Zeiten.
Bei uns wurde jeder auf Schulreife untersucht, wer vom Alter ganz knapp zu jung für die Volksschule war, bei mir waren es drei Monate...ich musste dann gezeichnete Eisenbahnwaggons verbinden, ich habe dies mit einfachen Strichen gemacht und die Haken "vergessen"....was dann ein weiteres Jahr Kindergarten bedeutet hat.
Werde ich nie vergessen, die ernsten Gesichter der Prüfer, die auf die fehlenden Haken hingewiesen haben...:D
:op: :rofl:
Hach, das war doch eine schöne Zeit damals. Ich bekam vom Pfarrer Ohrfeigen, dass ich eine Woche lang Ohrensausen hatte, nur weil ich am Sonntag nicht in der Kirche war und ihn mit meiner Ausrede angelogen habe.... so eine 13 jährige ******** hat mich verpetzt..... und unser damaliger Schuldirektor hat uns im Geschichtsunterricht genauestens und immer wieder erklärt, wie man Russland doch hätte erobern können....
Landleben halt :rofl:
Uns hat der Religionslehrer mit Geschichten aus dem Krieg unterhalten..wobei ich sagen muss, dass damals Kriegsversehrte eine ganz normale Erscheinung in sehr vielen Familien bzw. im ganz normalen Leben waren.
Ich bin in Bayreuth eingeschult worden - da gab es noch Schläge mit dem Holzlineal auf die ausgestreckten Hände und/oder Eckenstehen im Klassenzimmer ;)
Schläge hat's bei uns nur noch vom Pfarrer gegeben, der Direktor hat uns an den Haaren geschüttelt, so dass er danach immer ein Büschel davon in der Hand hatte und geschrien hat er dabei "Ich darf euch leider nicht weh tun, ihr Nixnutze, aber ihr werdet schon sehen: die Tü****, die Yu******** und die Ne*** werden mal eure Vorarbeiter sein!" :rofl:
Aber es stimmt schon, das hab ich im Gedächnis, wie wenns gestern gewesen wäre, aber was mir mein Weib heute mittags von ihren Plänen für kommendes WE erzählt hat? Keinen Schimmer.... :ka:
Aber wir schweifen ab, das ist Lou's Fred!