Zitat:
Original von mascheranera
Hi Marko,hier ist das einzige was ich über die BW Uhren gefunden habe und hoffe daher selbst über mehr Infos von anderen members zu bekommen!
@ Hannes: Die hatten alle die "selbe" NATO Nummer!
Bundeswehr
Auch nach Gründung der Bundeswehr 1955 mit dem 'Amt Blank' waren noch viele Wehrmachtsuhren in westdeutschem Staatsbesitz. Viele der wirklich schönen Kriegsmarine-B-Uhren aus Silber existierten in Privathand, oft waren die Rückdeckel mit dem Reichsadler und Hakenkreuz weggeworfen. Also gab es viele B-Uhren ohne Rückdeckel, diese mußten nachgefertigt werden.
Die Marine-B-Uhren in Staatsbesitz, oft unausgepackt in Beständen hatten auch den nicht zu tolerierenden Reichsadler. Steffen Röhner beschreibt, daß viele solcher Uhren 'neutralisiert' wurden, indem der Reichsadler mit Silberlot ausgegossen wurde. Diese 'Ent****fizierung' von Kriegsmarine-Material wird auch von den französischen Streitkräften berichtet. Kurzum die Bundesmarine hat die vorhandenen Bestände genutzt und neue insbesondere von IWC angeschafft. Die neuen bekommen die Nato-Versorgungs-Nr., die immer mit einer 6645 beginnt. In der IWC Hauszeitung 'International Watch' ist ein schöner Artikel über die 'Eiserne Zeitreserve' auf U-Booten.
Marinechronometer hat die Bundesmarine auch, mir ist bisher allerdings noch kein signiertes Exemplar begegnet. Bei Übernahme amerikanischer Schiffe wurden wohl auch Hamilton (Mod. 21) Chronometer übernommen, selbst angeschafft hat die Bundesmarine Marine-Chronometer von Wempe. Verschiedene Typen von z.T. kardanisch in Holzgehäusen aufgehängten Schweizer Ankerchronometern (Breguet, Ulysse Nardin, Zenith ?) wurden und werden genutzt. Weiterhin werden Beobachtungsuhren mit und ohne Holzkasten von IWC (Cal 67 und 972) und Cortébèrt (Cal. 554eingesetzt.
Die folgende Geschichte ist sicher nur ein Verkaufs-Gag der Russenuhren-Verkäufer, daß neuerdings NATO Schiffe wieder mit mindestens einem mechanischen Chronometer nämlich von Poljot als 'eiserne Zeitreserve', wenn Funk und Elektronik nach einem Atomschlag ausfallen, ausgerüstet werden.
Wanduhren für Diensträume und Maschinenraum wurden weiter von Wempe und Junghans mit und ohne rote Funksektoren auf dem Zifferblatt geliefert im Design wie früher als rundes Stufengehäuse aber nicht in Messing wie bei der Kriegsmarine, sondern in verchromtem und lackiertem Stahlblech. Darüber hinaus sind elektromechanische Schiffsuhren-Anlagen mit Haupt- und Nebenuhren auf großen Einheiten und in den Häfen in Betrieb.
Es gab und gibt Entwicklungsaufträge für Spezialuhren an die Industrie wie z.B. die IWC Kampfschwimmeruhr aus Titan mit der bei 2000 m Wassertiefe garantierter Dichtheit. Diese Uhr wird weiterhin aus einem Abrufauftrag von VDO, der Mutter von IWC und Jaeger Le Coultre innerhalb des Mannesmann- Konzerns sowohl mit Quarzwerk (Cal. 2250) für Minentaucher als auch mit mechanischem Werk (Cal. 3755) für Kampfschwimmer an die Bundesmarine geliefert. Die zivile Variante der IWC Ocean 2000 unterscheidet sich im gewölbten Saphirglas, in der nicht schwarzen Lunette und in den Zeigern vom militärischen Original.
Früher (vor dem Einschlafen der Marke und späterer Übernahme durch Jean Claude Biver) wurden die Kampfschwimmeruhren von Blancpain 'Fifty Fathoms' in verschiedenen Varianten (u.a. Milspec I und Milspec II) und dem Automatik Caliber 1700 von AS sowohl von einem deutschen Lieferanten als auch direkt aus der Schweiz von der Rayville SA in Villeret geliefert.
Von Heuer wurde sogar ein Chronograph, der für die Astro-Navigation auf Sternzeit reguliert wurde (Cal. Heuer 1551 SGSZ) (Anf.-Nr. 6645-12-148-2298) geliefert. Von Rolex wurde die 'Explorer' als Navigationsuhr für Fernflüge (Anf.-Nr. 6645-12-154-4531) eingesetzt.
Es ist klar, daß die Bundesluftwaffe in den Flugzeugen und Hubschraubern amerikanischer Herkunft die üblichen Waltham, Elgin, Wakman und Longines Borduhren hatte und hat. In den europäischen Entwicklungen wie Transall, Noratlas Tornado, Alfa Jet und den Hubschraubern etc. werden Uhren von Sinn (Typ NaBo 16 und 17), Breguet und Dodane (Type 11) (Caliber Lemania oder Valjoux ) etc. eingebaut.
Interessant ist hier, daß die Bezeichnungen der Reichs-Luftwaffe wie BoUk 1 genutzt werden und daß bei amerikanischen Flugzeuguhren verwendete Mil-Spec C-25885A an die Anf.-Nr. FL 23885 erinnert (Zufall?).
Die Piloten wurden und werden weiterhin mit mechanischen Chronographen ausgerüstet: Junghans (J88), Hanhart (Cal 15), Leonidas (Cal Vx 723), Heuer und Sinn ( Cal. Heuer 1551 = Valjoux 22), Tutima (neu in Ganderkesee), Arctos Pforzheim und Orfina (alle 3 Cal Lemania 5100).
Der verstorbene Generalsekretär der Nato Manfred Wörner trug immer den Orfina (Porsche Design) Bundeswehr-Flieger-Chronographen aus seiner aktiven Zeit. Auf vielen Pressefotos habe ich das gesehen. Bei den Piloten insbesondere fällt das konsequente Festhalten an der Mechanik auf. Es wird das Versagen der Batterie oder s.o. der Atomschlag, der die Elektronik der Quarzuhr stören kann, gefürchtet. Keine Regel ist jedoch ohne Ausnahme, so sind auch Quarz-Chronographen von Heuer angeschafft worden.
Das Bundesheer hat Stationsuhren für Funker, Schreibstuben etc. im Design der Wehrmachts-Stationsuhren von Beuerle (Diehl-Gruppe) weitergenutzt, später wurde das Holzgehäuse durch Plastik ersetzt. Viele Arten von Stoppuhren z.T. mit elektromagnetischer Auslösung werden für Meßzwecke und bei der Artillerie genutzt. Alle Waffen- und Leit- Systeme wie Flakpanzer, Feuerleitstände, Funkwagen, Radargeräte, Boote, Pontons, aber auch Werkstätten und Meßeinrichtungen benötigen Uhren
Über noch sehr viel mehr Spezialuhren der Bundeswehr kann man sich bei der 'Wehr-Technischen Studiensammlung' des Bundeswehr-Beschaffungsamtes in Koblenz informieren. Dessen Museumsteil ist auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Grüsse Armando
Super Abhandlung. Danke :gut: