Zitat von
tat2art
Ich habe dieses Jahr traurigerweise mehrere Bekannte durch Unglücke und Naturkatastrophen verloren.
Ein Mensch, den man persönlich kannte, ist dann plötzlich weg, und man muss sich damit abfinden. Das ist schwer, aber machbar.
Nun ist MSC, jemand, den ich noch nie selbst getroffen habe, verunglückt und schwebt in diesem Zustand zwischen Leben und Tod, den man niemandem wünschen mag.
Und das bewegt mich nun beinahe mehr als ein persönlicher Verlust, und es irritiert mich. Warum ist das so?
Obwohl ich weiß, dass man bei dieser Diagnose erst einmal nur abwarten kann, checke ich ständig die Nachrichten und kann mich kaum auf die Arbeit konzentrieren. Ich leide mit, und schäme mich fast dafür, weil ich ja auf den ersten Blick selbst nicht betroffen bin.
Man denkt an die Angehörigen und engen Freunde, die sich mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert sehen, ob man den Vater, Ehemann oder Weggefährten so wieder sehen wird, wie man ihn kennt. Das ist einfach richtig hart. Glücklicherweise war ich noch nie selbst in dieser Situation, und bete dafür, dass es nie so sein wird. Andere hier kennen das Gefühl vielleicht nur allzu gut.
Wir alle (und ich glaube, dass es dabei praktisch kaum Ausnahmen gibt) bewundern MSC für die Werte, die er verkörpert:
Disziplin, Leistungsgedanken, Fairness, Erfolg, aber auch die Fähigkeit in Wettbewerb, Niederlage, Triumph und auch Privatleben stets menschliche Größe zu bewahren.
Man kann durchaus sagen, dass es sogenannte "deutsche" Werte sind, auch wenn sich in mir etwas gegen diesen Ausdruck sträubt.
Oft sind mir Menschen aus anderen Kulturkreisen begegnet, denen "der Deutsche" nur in Form des Spitzensportlers Michael Schumacher ein Begriff ist, und die ihn persönlich und das was er in ihren Augen darstellt, bewundern. Man beginnt sich auf eine gewisse Weise zu identifizieren mit jemandem, den man nur aus der Medienberichterstattung kennt.
Dazu kommt noch, dass er - wie ich selbst Jahrgang 1969 - zu einer Generation gehört, die in diesem Forum vermutlich überrepräsentiert ist, und daher im Bewusstsein vieler hier einfach immer "da" war, und das stets in einem positiven Kontext, sei es bei sportlicher Unterhaltung vor dem Fernseher, auf der Rennstrecke, oder auch schlicht als Vorbild, wenn es darum ging, selbst beim Sport und im Leben den inneren Schweinhund zu überwinden.
Wegen all diesen Dingen tut sein Kampf ums Überleben und das danach, uns - eigentlich Unbeteiligten - so verdammt weh.
Kämpfen, Schumi! Wenn es einer schafft, dann du.