Ein Ingenieur trägt Rolex!
:D
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Ein Ingenieur trägt Rolex!
:D
Nette Anzeigen :tongue:
Gruß Volker
Hi Frank,Zitat:
Original von OrangeHand
Wenn eine Rolex tatsächlich robuster ist als das Tragseil einer Seilbahn, dann fahr ich niemals mehr Seilbahn. 8o
da ich ja Deinen Wissensdurst kenne, nachfolgend einige Zusatzinformationen:
Die Tragseile von Seilbahnen sind aufgrund ihrer speziellen Konstruktion (mit Z-Drähten vollverschlossene Spiralseile) und des sehr günstigen Verhältnisses von Zug- zu Biegespannung extrem langlebig. So fährt zum Beispiel eine der ältesten noch in Betrieb stehenden Seilbahnen, die Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall (Baujahr 1928) immer noch auf den ersten Tragseilen (!). Bei der letzen turnusgemäßen magnetinduktiven Prüfung zeigten sich die mittlerweile 80 Jahre (!) alten Tragseile in immer noch bestem Zustand.
Insofern ist die in der "Anzeige" gemachte Aussage zur Robustheit einer Rolex wohl doch nur „Rolex-Werbegeschwurbel“, denn ob sich eine 80 Jahre alte Rolex die zeitlebens Wind und Wetter ausgesetzt war in ähnlich gutem Zustand wie das Tragseil der Predigtstuhlbahn präsentieren würde, wage ich zu bezweifeln.
Der in der „Anzeige“ erwähnte Tragseilschaden war allerdings ein absoluter Ausnahmefall, der in der Fachwelt für einiges Aufsehen gesorgt hat. Der Schaden trat am 29.12.2004 auf der dritten Sektion der Schilthornbahn (Mürren-Birg) auf. Als sich die mit 53 Personen besetzte Kabine etwa 200 m unterhalb der Bergstation befand, hörte das Personal in der Bergstation einen lauten Knall und sah, daß aus einem Tragseil mehrere Drähte ausgetreten waren. Die Bahn wurde daraufhin sofort angehalten und die Evakuierung der Fahrgäste per Helikopter eingeleitet.
Bei der folgenden Begutachtung des Tragseiles (siehe Bild in der „Anzeige“) stellte sich heraus, daß sämtliche Drähte der Decklage gebrochen und aus dem Seilverband ausgetreten waren. Der verbleibende Restquerschnitt des Seiles von ca. 46 % war aber aufgrund der hohen Sicherheitsfaktoren immer noch ausreichend um der Belastung standzuhalten.
Die anschließenden Laboruntersuchungen des betroffenen Seilstückes zeigten, daß die den kapitalen Tragseilschaden verursachende Grundschädigung bereits im Jahre 1979 (!) bei Seilarbeiten erfolgte, bei denen sich aufgrund einer unsachgemäßen Handhabung Martensit in der obersten Decklage gebildet hatte. Die Inkubationszeit bis zum finalen Tragseilschaden betrug also 25 Jahre (!). Bei der letzen turnusgemäßen magnetinduktiven Prüfung des Tragseiles im April 2004 zeigten sich in dem betroffenen Seilabschnitt keinerlei Drahtbrüche. Der finale Schaden erfolgte vermutlich in einer Kettenreaktion innerhalb einer Sekunde (daher auch der in der Bergstation wahrgenommene Knall).
Normalerweise führen solche Vorschädigungen zu einem oder auch zwei Drahtbrüchen, die relativ gut zu reparieren sind. Daß aber alle Drähte der Decklage gleichzeitig schlagartig brechen ist absolut ungewöhnlich. Wäre in dem vorliegenden Fall die Vorschädigung kleiner gewesen, so wäre die Inkubationszeit vermutlich größer als die Lebensdauer des Tragseiles gewesen. Wäre die Vorschädigung größer gewesen, so hätte sich der Schaden vermutlich eher und nicht so spektakulär gezeigt.
Fazit: Du kannst den Tragseilen einer Seilbahn vertrauen. Welches andere Maschinenelement hätte einen derartig kapitalen Schaden überstanden ohne völlig zu kollabieren. Das betroffene Tragseil hat aber trotz der großen Beschädigung gehalten!
So, nun aber genug der Fachsimpelei und sorry an die Mitglieder, die sich jetzt vielleicht gelangweilt haben sollten.
Gruß
Matthias
Es sind doch u.a. gerade diese Fachsimpeleien, auf den verschiedensten Arbeits- und Interessensgebieten jenseits des eigenen Horizonts, auch weit abseits von Rolex, die dieses Forum und seine Beiträge so lesenswert machen :gut: :gut: :gut:Zitat:
Original von Prof. Rolex
So, nun aber genug der Fachsimpelei und sorry an die Mitglieder, die sich jetzt vielleicht gelangweilt haben sollten.
Klasse Beitrag, vielen Dank !
Und da sagt der Techniker: Ich hänge an einem Seil an einem Hubschrauber, es sind - 20 Grad, ich hab Erfrierungen im Gesicht, und schau mal wie spät es ist... :rofl: :rofl: :rofl:
Also die Anzeige sieht eher nach 70er Jahren aus. :DZitat:
Original von Prof. Rolex
Der in der „Anzeige“ erwähnte Tragseilschaden war allerdings ein absoluter Ausnahmefall, der in der Fachwelt für einiges Aufsehen gesorgt hat. Der Schaden trat am 29.12.2004 auf der dritten Sektion der Schilthornbahn (Mürren-Birg) auf.
Edit wegen morgendlicher Müdigkeit.
Zitat:
Original von Polarfuchs
http://i26.tinypic.com/2dhi99j.jpg
So ähnlich könnte es mir ergangen sein... ist aber nur Spekulation :supercool:
Tschöh
Michael
einfach nur super gut :gut:
:rofl:
sauber Martin :gut:
Gruss
Wum
super infos - super thread!
grüße, tobias
Richtig spannend finde ich ja die Frage:
Wie bildet sich aufgrund einer unsachgemäßen Handhabung Martensit ?
LOL, dann will ich die Spannung mal lösen, aber erwarte jetzt nicht wieder eines der beliebten Schnittbilder.Zitat:
Original von Hadoque
Richtig spannend finde ich ja die Frage:
Wie bildet sich aufgrund einer unsachgemäßen Handhabung Martensit ?
Bei den Laboruntersuchungen zeigten sich an der Oberfläche der gebrochenen Profildrähte Zonen von Reibmartensit, die auf eine Gleitbewegung der Seiloberfläche mit hoher Geschwindigkeit und großer Flächenpressung auf einer ebenfalls metallischen Oberfläche schließen läßt (Stichwort: Reibungshitze mit anschließender Gefügeveränderung in der Materialoberfläche).
Oder einfach ausgedrückt: Bei den Seilarbeiten im Jahre 1979 ist wohl ein kleines „Missgeschick“ passiert und das Tragseil kurzzeitig abgerutscht, wodurch ein kleiner Seilabschnitt viel zu schnell und unter hoher Flächenpressung über eine Seilablenkung geglitten ist.
Gruß
Matthias
Faszinierender Thread! :gut: ... ach ja, die Anzeige ist auch ganz nett :D
Hab ich mir halb gedacht: "Schlag mit dem beruehmten stumpfen Gegenstand" ;)Zitat:
Original von Prof. Rolex
LOL, dann will ich die Spannung mal lösen, aber erwarte jetzt nicht wieder eines der beliebten Schnittbilder.Zitat:
Original von Hadoque
Richtig spannend finde ich ja die Frage:
Wie bildet sich aufgrund einer unsachgemäßen Handhabung Martensit ?
Bei den Laboruntersuchungen zeigten sich an der Oberfläche der gebrochenen Profildrähte Zonen von Reibmartensit, die auf eine Gleitbewegung der Seiloberfläche mit hoher Geschwindigkeit und großer Flächenpressung auf einer ebenfalls metallischen Oberfläche schließen läßt (Stichwort: Reibungshitze mit anschließender Gefügeveränderung in der Materialoberfläche).
Oder einfach ausgedrückt: Bei den Seilarbeiten im Jahre 1979 ist wohl ein kleines „Missgeschick“ passiert und das Tragseil kurzzeitig abgerutscht, wodurch ein kleiner Seilabschnitt viel zu schnell und unter hoher Flächenpressung über eine Seilablenkung geglitten ist.
Gruß
Matthias
Wirklich faszinierend: so eine Gerichtsmedizin fuer Ingenieure.
Danke fuer das super Infotainment, Matthias :verneig:
PS. wenn Ihr Schnittbilder braucht, einfach ins CT legen ;)
Top Danke!
Vielen Dank nachträglich für die hoch-interessanten Erläuterungen. :gut:Zitat:
Original von Prof. Rolex
Hi Frank,Zitat:
Original von OrangeHand
Wenn eine Rolex tatsächlich robuster ist als das Tragseil einer Seilbahn, dann fahr ich niemals mehr Seilbahn. 8o
da ich ja Deinen Wissensdurst kenne, nachfolgend einige Zusatzinformationen...
Gefügeveranderungen in der Alpinen Welt stellen demnach nicht nur in geologischer Hinsicht eine Gefahr dar. :D ;)