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Kontroversen um den Ländernamen
Die deutschsprachigen Benennungen „Weißrussland“, „Weißrussen“, „weißrussisch“ etc. werden in jüngerer Zeit zunehmend kritisiert. Argumentiert wird, dass diese Benennungen eine politische, kulturelle und sprachliche Abhängigkeit des Landes und seiner Bewohner von Russland suggerierten. Anhänger dieser Position sprechen sich für eine Verwendung der Benennung „Belarus“ für das Land aus, z.T. auch für Schreibungen wie „Belarusen“ und „belarusisch“, um die Distanz zu den Bezeichnungen „Russen“, „Russisch“ etc. zu vergrößern. Gegner halten dem entgegen, dass der Wortbestandteil „Weiß-“ lediglich eine Übersetzung der Bedeutungskomponente bela- darstelle. Schreibungen wie „Belarusen“ und „Belarusisch“ anstelle von „-russen“, „-russisch“ würfen darüber hinaus die Problematik auf, dass die orthographische Änderung nach den Regeln des Deutschen auch eine Änderung der etablierten Aussprache nach sich ziehen müsste, und zwar von stimmlosem zu stimmhaftem „s“. Drittens schließlich wird argumentiert, dass auch der Ländername „Russland“ und seine Derivativa die etymologische Anknüpfung an die Rus‘ enthielten. Werde daher der Ländername „Weißrussland“ abgelehnt, so müsse konsequenterweise auch die Benennung „Russland“ in Frage gestellt werden. Denn diese lasse das heutige Russland als einzigen semantisch „unmarkierten“ Nachfolger der mittelalterlichen Rus‘ erscheinen.
Ähnliche Kontroversen um die Benennung bzw. Schreibung des Landes, seiner Bewohner und der Nationalsprache sind bezüglich der Wiedergabe in anderen Sprachen, darunter Russisch, Englisch und Schwedisch, ausgetragen worden.