Eterna vom Arbeitsamt finanziert
Uhren hatte ich in meinem Leben seit meiner Kindheit eine ganze Menge, aber nie eine, die hier der Rede wert wäre. Diverse Kinderuhren in den 70ern, viele Multifunktions-Casios und Swatches (naja, irgendwie ja auch Kinderuhren) in den 80ern und 90ern, später sogar mal eine Markenautomatik-Uhr, ich weiß nicht mal mehr welche Marke.
Keine hat lange gehalten, das Interesse, die Faszination der gerade neuen Uhr verflog immer sehr schnell - ex und hopp. Wie das nun mal so ist, wenn man jung ist.
Mitte der 90er wurde ich dann, nach Abschluss meiner ersten Ausbildung und dem Zivildienst, arbeitslos. Wenn ich ehrlich bin, war das gar nicht so schlimm, denn den vorher erlernten Beruf, der mir schon während der Ausbildung keinen Spaß machte, wollte ich sowieso nicht ausüben.
Umso entsetzter war ich also, als mir das Arbeitsamt 1994 tatsächlich eine Stelle als Schlosser :wall: anbot. Zum Glück stand aber erstens Deutschland kurz vor der Bundestagswahl und zweitens in der Zeitung eine Anzeige für eine Umschlung als Bauzeichner in Brühl (Rheinland). Das Arbeitsamt verhandelte nicht lang - ich war froh, nicht als Schlosser arbeiten zu müssen und die waren es, weil wieder einer aus der Statistik raus war.
Meine zwei Jahre Brühl begannen in der ersten Pause mit einem Spaziergang durch die Brühler Innenstadt, vorbei am Juwelier Böhm. Der war damals nicht nur Rolex-Konzi sondern verkaufte auch noch Eterna-Uhren. Und in dessen Schaufenster lag eine Uhr, in die ich mich sofort verliebte: die Eterna Pininfarina Taucheruhr mit blauem, ungeriffeltem Zifferblatt, tierisch schwer, 500m wasserdicht - und 2850 DM teuer. 2850 DM waren damals, wahrscheinlich nicht nur für mich, viel Geld. Auch und gerade für so etwas Unwichtiges wie eine Armbanduhr. 2850 DM! Ich bekam Arbeitslosengeld, welches auf Grundlage meines ehemaligen Azubigehaltes berechnet wurde. "Die werde ich mir nie leisten können", dachte ich.
Nun gut, die Monate gingen ins Land, die Umschulung dauerte an, ungezählte Pausen verbrachte ich vor Böhms Schaufenster und bewunderte die Eterna...
Anfang Januar 1996, ein paar Monate vor dem Ende der Ausbildung, kam dann der Tag, der mein Uhrenleben verändern sollte. Ich zog an der Brühler Filiale der Stadtsparkasse meinen monatlichen Kontoauszug und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Betrag, der mir sonst alle vier Wochen vom Arbeitsamt überwiesen wurde, war um fast 5000 Mark übertroffen 8o.
"Ein Fehler, das kann nur ein Fehler des Arbeitsamtes sein", war das Einzige, was mir dazu einfiel. Ich rief gleich bei meinem Arbeitsberater an und bat um Erklärung. Naja, er sagte mir, dass es eine interne Prüfung gegeben hätte und dabei festgestellt wurde, dass mir monatelang zu wenig Geld überwiesen wurde. Und diesen Fehlbetrag hätten sie mir nun auf einen Schlag ausgezahlt.
Dann kam, was kommen musste: Prüfung bestanden, ein schneller Gang durch die Fußgängerzone und ein "hallo Herr Böhme, ich hätt' gerne die blaue Eterna da im Schaufenster". ;)
Die Eterna war dann von Juni 1996 bis Juni 2005 an meinem Arm - für mich, der es bis dahin gewohnt war, die Uhren mindestens im Jahres-, eher noch im Monatsrhythmus zu wechseln, eine absolute Sensation.
Jeden Tag, jede Nacht, nie abgelegt, viele Reisen, viele Jobs, gute Zeiten, schlechte Zeiten, Bekanntschaften kamen und gingen - die Eterna, und nur diese, blieb.
Nicht ganz, noch was blieb. Denn Anfang 1996 wurde aus einer lieben Schulkollegin, mit der ich bis dahin nur locker befreundet war, meine Freundin. Auch mehr als zehn Jahre.
Quintessenz: wir schreiben Ende August 2005. An meinem Arm trage ich jetzt seit fast zwei Monaten die für mich einzig mögliche Verbesserung zur Eterna: die SeaDweller.
Und an meiner Seite ist immer noch meine Freundin aus Brühler Zeiten.
Oli
P.S. Schöne Grüße nach Dresden, wo jetzt ein nettes Forenmitglied meine Eterna hoffentlich in Guten Händen hält.