Zitat von
J.S.
Ich erlaube zu widersprechen. Wasserdicht ist nicht das Problem, sondern Dampfdurchlässigkeit. Wenn die Jacke nach einer gewissen Zeit von innen feucht ist, ist das der Schweiß, der nicht nach außen kommt. Diesen Phänomen ist beim einem Friesennerz umso stärker (wie du ja auch schreibst).
Michael, meine Tipps:
Dampfdurchlässigkeit (umgangssprachlich Atmungsaktivität, was aber etwas "Aktives" suggeriert) ist einfach: Durch feinste Löcher kommt Dampf durch, aber nicht ganze Tropfen. Wie beim Badfenster auch, hängt der Luftaustausch von der Außentemperatur ab. Je kälter, je stärker drängt der Dampf nach draußen. Je stärker sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit innen und außen angleichen, umso geringer der Austausch. Ist man also in entsprechenden Gegenden unterwegs, kann es sogar besser sein, eine nicht komplett dichte Jacke zu tragen, die dafür mehr Dampf durchlässt. Der Don hat hier zum beispiel gewachstes G1000 vorgeschlagen.
Die Imprägnierung hat mit der Wasserdichtigkeit nichts zu tun. Imprägniert wird die Außenhülle, die wasserdichte Membran sitzt innen. ABER: Ist die Außenhülle mit Wasser vollgesogen, ist die Jacke von außen nicht mehr Dampfdurchlässig, entsprechend sammelt sich der Schweiß innen sofort an. Deshalb ist eine ausreichende Imprägnierung stets wichtig.
Die Membran hat einen zentralen Nachteil: Sie ist empfindlich. Hier kommen jetzt die Unterschiede zum tragen:
Einfache Membranen haben von innen ein Netztfutter. Vorteil: Höhere Dampfdurchlässigkeit. Nachteil: Innenseite ist Anfällig für Reibung. Zum Beispiel wenn ein Rucksack getragen wird, kann die Membran daher schnell zerstört werden. Bei Aktiven Sport (z.B. Skifahren) ist aber die maximale Dampfdurchläsisgkeit wichtiger, hier haben diese Varianten ihren Platz. Qualität von Gore-Tex nennt sich hier Aktiv-Shell. Billige Jacken verwenden in der Regel aber auch immer ein Netzfutter, da günstiger. Gute Jacken kosten 250 Euro aufwärts.
Robuste Jacken haben auch innen eine Schutzschicht auflaminiert, es gibt also kein hängendes Netzfutter. Man spricht daher von Dreilagenjacken. Durch die Laminierung ist die Membran optimal geschützt und weniger für Reibung anfällig. Gleichzeitig, durch den zusätzlichen Kleber, geht etwas Dampfdurchlässigkeit verloren. Steve hat hier zu Recht für Qualität GoreTex Proshell empfohlen. Gute Jacken kosten 350 Euro aufwärts.
Es kommt also auf das Anwendungsgebiet an, alle Vorteile haben auch Nachteile. Diese Beratung bekommt man in einem (guten) Fachgeschäft.
Zu guter letzt noch ein Tipp zur Innenjacke: Fleece zum Einzippen ist Unsinn. Verkauft sich als vermeintliche eierlegende Wollmilchsau halt gut, kann aber auch nicht mehr, als ein separat getragener Fleece. Viel besser, weil wärmer, leichter und dampfdurchlässiger, ist aber eine Daunenjacke unter der Hardshell.
Die Marke sagt grundsätzlich übrigens mehr über die Passform, als die Qualität aus.
Viel Erfolg :dr: