Ich habe so ein China-Tourbillion noch nie in der Hand gehabt. Wenn das mit den Gangwerten wirklich so ist, dann führt es den Sinn tatsächlich ein wenig ad absurdum. Obgleich ich jetzt nicht ganz so drastische Worte finden würde, wie Tobias. :D
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Ich habe so ein China-Tourbillion noch nie in der Hand gehabt. Wenn das mit den Gangwerten wirklich so ist, dann führt es den Sinn tatsächlich ein wenig ad absurdum. Obgleich ich jetzt nicht ganz so drastische Worte finden würde, wie Tobias. :D
Percy, der Sinn eines Tourbillons in einer Armbanduhr ist generell fraglich. :dr:
Für mich ist der Sinn eines Tourbillons ausschliesslich der des Kunsthandwerks - die Verbidung von Ästethik, Funktion und Kreativität. Insofern würde ich mich Tobias uneingeschränkt anschliessen, denn das Teil ist unambitionierte, industrielle Massenware. Trotzdem danke für die Vorstellung, denn ich wusste gar nicht, dass man einen so billigen Tourbillon in einem ehemals ehrwürdigen Kaufhaus bekommen kann.
Nun, so wie ich Peter, den TS, auf unserem Stammtisch in HD kennen gelernt habe, ist er sich vollkommen bewusst, was er da gekauft hat. Neben den ganzen Luxusuhren, die auch er in der Schatulle hat, spicht m. E. nichts dagegen, so eine Uhr aus Interesse an der aussergewöhnlichen Technik mal so eben als Beifang einzustecken.
Natürlich tickt in der Uhr ein Werk aus China, wahrscheinlich eines der berühmt berüchtigten Millionsmart Tourbillons. Aber Fakt ist, das Ding funktioniert, was in Anbetracht der doch recht komplexen Technik schon erstaunlich ist.
Ich find's gut, dass Peter die Uhr hier gezeigt hat! Ich würde mich noch über Makros des Käfigs freuen.
Eins fällt mir im Nachhinein noch auf:
Auf keiner Uhr von Wert würde auf dem Armband stehen "Echt Leder". Das ist für mich kein Qualitätssymbol.
Ähnlich wie "echt vergoldet"...
"Echt Leder" nicht, aber "Genuine Alligator" und "Autriche Veritable" habe ich hier.
War die nicht mal mit Ray Ban zusammen?
Nein, mit Stainless Steel, einem anderen Uhren- und Gliederarmbandproduzenten von Weltruf. :D
Die hat sich schon an fast jeden gekuschelt.
Ich bin mir fast sicher, dass 95% aller Käufer der Uhr gar nicht wissen, was ein Tourbillon ist und die das Teil nur kaufen, weil man von oben ins Werk sehen kann. Das macht halt was her. Einen "Geniestreich" oder "Ritterschlag für jeden Uhrmachermeister" erkennen die gar nicht.
Heute kann ein Arbeitskollege an, war in Asien und hatte eine neuen "GMT" unserer Lieblingsmarke am Arm, die man 100m gegen den Wind als Fake erkennen konnte. Er hat mir dann erklärt, dass die sooooo original ist, sooooo perfekt läuft und er im Vergleich keinen Unterschied sieht. Sie hat halt nur 40 Euro gekostet und wieso soll er da 6000 Euro für ausgeben. Ich hab dann auch aufgegeben, über die "billigste Herstellungsmethoden", "Fertigungstoleranzen im Garagentorbereich", "Service null", "Eigenleistung null", "Gangwerte null" aufzuklären. Hey, die Ansprüche sind verschieden, er kennt sich nicht aus, denkt er hat die Qualität einer Rolex zum Preis einer halben Swatch und wenn derjenige damit glücklich ist, so ärgert mich das schon lange nicht mehr.
Ebenso hier, der TO erfreut sich dran. Das ist ja ok und die Komplexität eines Tourbillon wird er kennenlernen wenn es an einen Service geht, den keiner macht. Dann hat er immerhin eine Weile Spass gehabt und immer noch die vielen Payback Punkte. ;) Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Wenn man sich nicht auskennt ist es halt Unwissenheit, wenn man sich auskennt ist das halt ... :bgdev:
Ich habe das Karussell nach langer Zeit wieder in Betrieb genommen und lasse es bis Dienstag am Arm. Es gab ja völlig zu Recht Zweifel an der Haltbarkeit, darum melde ich mich gelegentlich und berichte, ob das Teil noch läuft. Meinen Uhrensammlung ist mittlerweile so groß, dass der Klopper nur alle 3 Monate Tragezeit bekommt (was für meine übrigen Uhren auch gilt).
Mit großem Interesse habe ich gelesen, dass die Technik des Karussells auf Patente von Richard Lange aus dem Jahre 1899 zurückgeht. Weis jemand ob es im Glashütter Museum eine Karusselluhr von R. Lange zu sehen gibt?
Gibt es eigentlich außer Blancpain derzeit einen anderen Anbieter für Automatik Karussells?
http://up.picr.de/22887371fq.jpg
Jeder Hersteller mit Tradition hat eigentlich solche eine Komplikation im Programm.
Die hohe Kunst des Uhrmacherhandwerkes.
1795 hat Louis Abraham Breguet das Tourbillon erfunden und 1801 in Paris das Patent erhalten.
Mich würden mal die Gangwerte interessieren - kann man ja fast in null-komma-nix (Funkuhr) überprüfen.
Der Breguet Tourbillon hat eine zentrale Achse. So was haben tatsächlich fast alle Luxusuhrenmarken im Programm. Meine "Kaufhof" ist aber was anderes: Ein Karussell, vom Marketing auch "fliegendes Tourbillon" genannt. Und das in Kombination mit Fensterdatum und Automatik. Das Blancpain 6925 bietet diese Funktionen (leider ohne Sekundenzeiger). Aber welche andere Marke noch?
Zur Frage ob die Uhr jetzt "Pfui" ist, oder "ganz interessant" kann ich wenig bedenkenswertes beitragen.
Meine Meinung entspricht etwa den Wikipedia-Autoren, die den Tourbillon (bei Armbanduhren):
eher als technische Spielerei ... sehen und nicht als wirklich sinnvolle Uhrenkomplikation.
Dort steht übrigens auch ein Satz zu den China-T.s
Aber ich habe mich einmal mehr über das flammende Statement von Tobias gefreut. Über 40k postings und dann noch so ein Feuer. Chapeau !
Da tritt mal einer vor, öffnet seine Deckung, haut uns seine Meinung um die Ohren, ermuntert uns zum Nachdenken, verlangt es geradezu und pfeifft dabei auf den forums-durchsäuselnden PC-Schmuse-Code.
Warum eigentlich nicht ? Klar gilt es -hier wie überall- Ehrlichkeit/Wahrheitstliebe einerseits und Höflichkeit/Toleranz andererseits abzuwägen und nach Möglichkeit in Einklang zu bringen. Das sind ws. 2 der wichtigsten sozialen Primärtugenden.
Aber hej, der Zweifel ist das Vorzimmer der Erkenntnis. Und Sparring und Fairness schliessen sich nicht zwangsläufig aus.
Von Papagei finde ich es mutig und deshalb auch begrüssenswert und respektabel sich der Diskussion zu stellen. :dr:
Ich finde es gut, dass der TE dieses Teil hier vorgestellt hat. Ich kannte diese Uhr nicht und mir war nicht klar, dass es so ein Teil zu diesem Preis gibt und möglich ist! Mir fehlen nur ein paar Angaben, wie zum Beispiel die Gangabweichung. Auch wüsste ich gerne mehr über das Kaliber und die Herstellung.
Gruß,
Sascha
Die tatsächliche Gangabweichung bei mechanischen Uhren sollte doch egal sein. Viele Leute kommen zu Rolex und erwarten, dass sie genauer geht als die mechanische Doxa, Certina oder Ebel, weil es eben eine Rolex ist. Das ist Quatsch, weil es eine natürliche Streuung gibt und weil auch weniger schön finissierte Werke genau reguliert sein können.
Ähnlich ist das mit einem Tourbillon. Wir wissen alle, wozu das erfunden wurde, aber welche Erwartungshaltung soll man haben? Chronometernorm halbiert? Atomuhrgenau? Ich weiß es nicht. Ein Tourbillon würde mir Spaß machen, weil er schön anzuschauen ist und weil so viel Gedanken dahinter stecken, aber da ist für mich der Weg das Ziel.
@Nico: Ich "erwarte" bei einer Rolex, dass sie sich innerhalb der Chronometer Norm bewegt! Da jedes Werk vor Auslieferung getestet wird und Rolex damit wirbt, darf dies der geneigte Kunde auch erwarten. Beim neuen 3255 Werk wirbt Rolex sogar mit der doppelten Genauigkeit in Bezug auf diese Norm. Fakt ist: Alle meine Kronen (die jünger als 25 Jahre sind) sind deutlich innerhalb dieser Grenzen.
Ehrlich gesagt habe ich bei anderen Uhren keine Erwartungshaltungen, schon gar nicht bei diesem Teil. Bei einer vernünftigen mechanischen Uhr ohne spezielle Spezifikation gehe ich davon aus, dass alles bis +/- 15 Sekunden pro Tag normal ist.
Bei diesem Teil ist es wirklich nur reine Neugier, ohne jeden Hintergedanken! Selbst wenn sie eine Minute abweichen sollte, würde ich mich nicht darüber aufregen. Ich finde das Werk per se interessant und faszinierend. Wie gesagt, ich würde nur gerne mehr darüber wissen ...
Gruß,
Sascha