Zitat von
Koenig Kurt
An sich ein berechtigter Einwand.
Aber: Wie Du selbst festgestellt hast, sind die klassischen Bonds passé. Die neuen Bonds haben eine Ernsthaftigkeit, die die früheren Bonds nicht hatten und auch gar nicht haben wollten. Voller Ironie und Augenzwinkern, und somit verzieh man sogar mal einen unsichtbaren Aston Martin. Es war insofern ein Kinderfilm, ein modernes Märchen. "Skyfall" strotzt aber nur so vor Ernsthaftigkeit. Mendes beantwortet Fragen, die nie gestellt wurden, aber er beantwortet sie, um Bond aufs Tiefste runter zu brechen. Er will ihm Tiefe geben, eine Geschichte, Beweggründe und noch viel mehr. Alles, wonach eben noch nie jemand gefragt hat. Oder gefragt hätte.
Aber gut, warum auch nicht. Lassen wir ihn Fragen beantworten. Warum er dann allerdings so viele Fragen offen lässt, seine Geschichte betreffend, nicht die Bonds, bleibt fraglich. Wie Dirk schrieb, der Plot ist mehr als unsinnig, Javier Bardem (der übrigens nur in "Perdita Durango" noch dümmlicher aussah) als Bösewicht bliebe ohne blondierte Haare völlig farblos, sein Beweggrund ist nachvollziehbar, nur die Durchführung ist an Sinnlosigkeit nicht zu übertreffen: Alles zielt nur auf einen einzelnen Vergeltungsschlag ab (mehr will ich nicht verraten, ohne zu "spoilern"), und man fragt sich während des Fiolms mehrmals, warum er dies nicht auf einfachstem Weg erledigt. Könnte er, wie er zigfach beweist. Warum Bardem dafür einen Umweg nach dem nächsten geht, bleibt Geheimnis der Autoren. Gut, sonst wäre der Film aber auch nach 20 Minuten zu Ende gewesen. Auch der MI6 bekleckert sich nicht mit Ruhm, seine Chefin erst recht nicht: Einerseits kann man im entfertesten Hinterland mit einer ganzen Hubschrauberdivision eingreifen, und das völlig überraschend und ohne gerufen worden zu sein, im benachbarten Schottland aber nicht mal mit berittener Eingreiftruppe in Fünf-Mann-Stärke? Und eine Chefin des besten Geheimdienstes überhaupt sollte doch wissen, wann man eine Taschenlampe einschaltet und wann nicht, oder?
An den Haaren herbeigezogene Plots bei Bond sind fast schon Pflicht, da gebe ich Dir Recht. Wenn aber der Rest so realistisch und dreckig und echt sein will, passt das nicht zusammen.
So gut "Quantum Trost" und "Casino Royal" waren, so schlecht ist "Skyfall". Und, was mich am meisten wunderte: Er baut nicht auf die beiden Vorgänger auf, wie jeder erwartet hatte. Oder zumindest ich.