"Spiel und Spaß mit Onkel Henry!"
Ziemlich genau anderthalb Jahre nach seinem letzten Gastspiel in der rheinischen Domstadt stellt einer der Urväter des harten Alternativ-Rock sein neuestes Werk der neugierigen Öffentlichkeit vor. Henry Rollins präsentiert sich den rund 1.300 Konzertgästen in bester Verfassung, rank und schlank ist er geworden und wirkt eher drahtig als monströs.
Wie schon beim letzten Gig im E-Werk, verzichtet "Hank" auf jegliches Lichtspektakel und lässt die Bühne von 34 Spots in gleißend weißes Licht tauchen. Mittendrin steht er in seiner kultigen, schwarzen Shorts, eingerahmt in einem Korridor von Monitor-Speakern, die für die nächsten 90 Minuten seinen Aktionsradius begrenzen.
Ohne langes Vorgeplänkel geht das Quartett gleich in die Vollen und brennt das Feuerwerk der gesamten "Nice"-Playlist ab. Dabei füllt Henry Garfield, so sein bürgerlicher Name, mit seiner Präsenz die Bühne bis auf den letzten Zentimeter. Mal kauert er am Boden, mal stelzt er mit bedrohlicher Geste in Richtung Drum-Set, wirft sich in die Brust und entledigt sich seiner Körpersäfte unentwegt durch Mund und Nase.
Vor unseren Augen entlädt sich auf der Bühne ein Vulkan von Emotionen, ungeschminkt, roh und seelentief.
Man kann zu ihm stehen wie man will, -dieser Mann ist einer der letzten Urväter des Rock-Biz, und seine Show ist eine großartige, puristische One-Man-Performance.
Rollins weiß sich dabei in der Gesellschaft hervorragender Musiker, die heuer deutlich selbstbwußter agieren, als noch beim 2000er Köln-Gig. Hierzu mag beigetragen haben, daß seine drei Mitstreiter im Vorprogramm als "Mother Superior" ein beherztes Zeichen im Sinne des krachenden Hard-Rock von sich gegeben haben und damit als umjubelte Wegbereiter in eigener Sache fungierten.
Wie Drummviech Jason Mackenroth diese, mehr als zweistündige körperliche Anstrengung durchstehen kann, wird vielen Besuchern ein Rätsel bleiben, fest steht, dass der Multi-Instrumentalist wohl zu den größten Könnern seines Faches zählen dürfte. Nicht minder aktiv präsentiert sich Gitarrist Jim Wilson, der aus seiner betagten Fender- Stratocoaster ein Zauberriff nach dem anderen kitzelt und nach jedem fulminanten Solo sein Plektrum ins Publikum feuert. Bassmann Marcus Blake hingegen ist der ruhende Pol in dieser quirligen Mannschaft und so eine Art Gerüstbauer des druckvollen, groovenden Sounds.
Die Begeisterung hat längst das Publikum ergriffen, als nach rund 50 Minuten mit "Thinking Cap" der erste "Get Some-Go Again"-Song alle Dämme einreißt. Mit "Your Number is One" schliessen die Akteure den ersten Teil des Programms, bevor sie im Zugabenteil mit "Too Much Rock'n'Roll" und "Are You Ready?" nochmals eine große Kelle Kraftsuppe auftischen. Zwischen den Songs zeigt sich der ungewohnt redselige und sehr gelöst wirkende Frontmann als disney'scher Stimmenimitator oder mahnt mit markig-zornigen Worten die Taliban-Regierung zur Besonnenheit in der aktuellen politischen Weltlage.
So wird dieses Rollins-Konzert wieder zu einem Höhepunkt des Veranstaltungsjahres, bei dem sowohl die zahlreich erschienenen "harten" Fans, als auch die Rollins-Neulinge ohne Wenn und Aber auf ihre Kosten gekommen sein dürften.
Sollte man gesehen haben !! (Copyright:Butch)